Eisenpulver kann Energiegewinnung revolutionieren

Eisenpulver ersetzt künftig Gas als Brennstoff

Strom laut Wissenschaftlern der TU Eindhoven ohne Belastung der Umwelt produzierbar

Prototyp des innovativen Eisenpulver-Brenners (Foto: Bart van Overbeeke, tue.nl)
Prototyp des innovativen Eisenpulver-Brenners (Foto: Bart van Overbeeke, tue.nl)

Eindhoven (pte019/17.09.2018/13:30) – Studenten der TU Eindhoven http://tue.nl bereiten sich schon jetzt auf eine erdgasfreie Zeit vor. Sie wollen
statt des fossilen Brennstoffs feines Eisenpulver zur Wärmeerzeugung
nutzen. Sobald die Körnchen mit Luft in Berührung kommen, oxidieren sie
schlagartig. Dabei entstehen hohe Temperaturen. Der Vorteil des
alternativen Energieträgers: Bei der Verbrennung entsteht kein
Kohlendioxid. Übrig bleibt Rost, der sich recyceln lässt: Er wird wieder
zu Eisen, wenn man ihn mit Wasserstoff behandelt, der per Elektrolyse
gewonnen wird.

Prototyp bereits fertig

Um den gesamten Zyklus umweltverträglich zu gestalten, müsste der
benötigte Strom aus Sonne, Wind und anderen klimaneutralen Quellen
hergestellt werden. Das "Team SOLID" hat bereits einen Prototypen
gebaut, der neben Wärme auch Strom erzeugt. Das brennende Eisen erhitzt
Wasser, das einen Stirling-Motor antreibt. Dieser ist mit einem
Generator zur Stromerzeugung gekoppelt. Die Anlage hat eine Leistung von
20 Kilowatt. Laut den Studenten kann Eisen einen bedeutenden Beitrag
zur umweltverträglichen Energieversorgung der Zukunft leisten.

Eisen gehört zu den am weitesten verbreiteten Elementen auf der Erde.
Die Umwandlung von Rost in Eisen ist eine etablierte Technik, ebenso die
Herstellung von Eisenpulver. Die niederländischen Studenten erwarten,
dass die Kosten deutlich über denen liegen, die bei der Nutzung von
Erdgas entstehen. Wenn man die Senkung der Kohlendioxidemissionen auf
null zusätzlich bewerte, könne die Eisenverbrennung allerdings günstiger
sein.

Industriepartner gesucht

20 Kilowatt sind nicht sonderlich viel. Doch die Technik ist so einfach,
dass ohne weiteres auch großtechnischen Anlagen zur Eisenverbrennung
gebaut werden könnten. Hier ließen sich konventionelle Turbogeneratoren
einsetzen, die Dampf in Strom umwandeln. Die Studenten halten derzeit
nach einem Industriepartner Ausschau, mit dem sie eine
100-Kilowatt-Anlage bauen wollen.

Die Entwicklung ist vor dem Hintergrund einer sinkenden Erdgasförderung
zu sehen. Die niederländische Regierung hat im März dieses Jahres
beschlossen, die Produktion in der Region Groningen, einem der größten
Erdgasfelder der Welt, bis 2022 zu halbieren und bis 2030 völlig
einzustellen. Die Menschen, die dort leben, leiden seit Jahren unter
ständigen Erdbeben, wofür die Gasförderung verantwortlich gemacht wird.