Eine Krise kommt selten allein ? Lösungssuche im Verbund
Krisen, seien sie ökonomischer, sozialer, politischer oder ökologischer Natur, waren ein ständiger Begleiter nahezu aller menschlichen Gesellschaften. Die globalisierte Welt hat jedoch eine neue Qualität von Krisen zur Folge: Sie überwinden mühelos nationale Grenzen, sind komplex miteinander verflochten und erfordern daher paralleles und koordiniertes Handeln. Im Forschungsverbund ?Krisen einer globalisierten Welt? ziehen 19 Leibniz-Institute und z ahlreiche externe Kooperationspartner ? darunter auch die Weltbank – an einem Strang, um die Mechanismen von Krisen und ihre wechselseitigen Abhängigkeiten besser verstehen zu können.
Gesellschaften des 21. Jahrhunderts sehen sich oft gleichzeitig mit mehreren Krisen unterschiedlicher Art konfrontiert. Eine Krise scheint die andere abzulösen oder gar auszulösen bzw. zu verstärken. Obwohl sich Krisenursachen schleichend aufbauen können, brechen die Krisen oft mit einer erheblichen Wucht über Gesellschaften herein und ziehen verheerende Wirkungen nach sich. Der Leibniz-Forschungsverbund untersucht vier Krisenerscheinungen von weltweiter Bedeutung:
· Finanzmarkt- und Verschuldungskrisen
· Welternährungskrisen
· Krisen politischer Ordnungssysteme
· Umweltkrisen
Besondere Aufmerksamkeit finden dabei folgende Dimensionen von Krisen: ihr systemischer Charakter, ihre Dynamiken und Formen der Krisenbewältigung. Die Forschung in den Teilprojekten verbindet als grundlegende Aussage, dass Krisen im doppelten Sinne gesellschaftlich ?gemacht? sind. Zum einen sind sie Ergebnis gesellschaftlicher Dynamiken und dürfen nicht losgelöst von menschlichem Handeln betrachtet werden. Zum anderen erlangen sie ihre gesellschaftliche Realität als Krisen erst dadurch, dass Akteure ih re Symptome erkennen, deuten und sie explizit als ?krisenhaft? und bedrohlich wahrnehmen.
Das Forschungsinteresse gilt sowohl den Ursachen als auch dem Verlauf und der Bewältigung von Krisen. Der Verbund will die auslösenden Momente finden, sie zu anderen Krisen in Verbindung setzen und so die Problemlösungskapazitäten von Gesellschaften analysieren. Zudem steht die grenzüberschreitende Problemlösung im Fokus, bei der es vor allem um Verteilungsfragen von Macht und Ressourcen zwischen lokaler, nationaler und internationaler Ebene geht.