CO2-freie fossile Kraftwerke

Das Bundesumweltministerium veröffentlichte am 07.03.07 eine
Presseerklärung, wonach fossile Kraftwerke mit CO2-Abscheidung (CCS)
einen "befristeten, aber wichtigen Beitrag zum Klimaschutz" leisten
könnten. Dazu nimmt der Solarenergie-Förderverein Deutschland (SFV) wie
folgt Stellung:

Bei der energetischen Nutzung von Kohle oder anderen fossilen
Energieträgern entsteht Kohlendioxid (CO2), dessen Klimaschädlichkeit
allgemein anerkannt ist. Eine chemische Rückverwandlung des CO2 scheidet
leider aus, weil sie die Energie wieder aufzehren würde, die man vorher
bei der Verbrennung der Kohle gewonnen hat. Deshalb wird darüber
nachgedacht, in sogenannten CCS-Kraftwerken das entstehende CO2
aufzufangen und nicht in die Atmosphäre entweichen zu lassen.

** Zu unsicher

Irgendwo muss das CO2 allerdings bleiben. Die bisher bekannten
Vorschläge unterscheiden sich deshalb hauptsächlich darin, wo das
entstehende CO2 schlussendlich untergebracht (deponiert) werden soll.
Hier gibt es erhebliche Unwägbarkeiten, besser gesagt,
Sicherheitsprobleme. Denn CO2-Deponien, aus denen das CO2 dann doch noch
entweichen kann, würden die Klimakatastrophe nur um wenige Jahre
verzögern, sie aber nicht aufhalten. Insofern weist das
CO2-Endlagerproblem beunruhigende Ähnlichkeit mit dem Endlagerproblem
der Atomenergie auf. Der SFV warnt davor, sich bei der Energieversorgung
ein weiteres Endlagerproblem aufzuladen.

** Nicht nachhaltig

Beim CO2 kommt – anders als bei radioaktivem Abfall – noch das Problem
der riesigen Mengen hinzu. CO2 fällt in unvorstellbar großen Mengen an.
Es geht nicht um Kubikmeter sondern um Kubikkilometer. Selbst wenn man
für die ersten Kubikkilometer geeignete Endlagerstätten gefunden haben
würde, ist davon auszugehen, dass diese irgendwann aufgefüllt sein
werden und kein weiteres CO2 aufnehmen können. CO2 freie
Fossilkraftwerke wären somit auf keinen Fall eine nachhaltige Lösung.
Der SFV warnt davor, in ein Projekt, das von vorne herein zu keiner
nachhaltigen Lösung führen kann, staatliche Forschungsgelder einfließen
zu lassen. Diese sollten besser für nachhaltige Lösungen vorgesehen werden.

** Zu spät

Die deutsche Energiewirtschaft – und nunmehr auch das BMU – werben für
eine Fortsetzung der fossilen Technik mit CO2-freien Kohlekraftwerken –
zumindest als "Übergangslösung". Diese Zielsetzung und die Zeitplanung
der Energiewirtschaft passen allerdings nicht zusammen. Derzeit ersetzt
die deutsche Energiewirtschaft bereits ein Drittel ihres gesamten
Kraftwerksbestandes. Doch sie ersetzt die alten Kraftwerke nicht etwa
durch CO2-freie Kohlekraftwerke sondern durch ganz gewöhnliche
Kraftwerksneubauten, deren CO2-Ausstoß weiterhin 40 bis 60 Jahre lang
die Atmosphäre vergiften wird. Die CO2-frei Technik könnte dann
günstigstenfalls überhaupt erst 20 Jahre später beim Ersatz der nächsten
Kraftwerksgeneration eingesetzt werden. Dann aber kommt sie als
"Übergangslösung" mit Sicherheit zu spät.

** Drei Gründe gegen CO2-freie Fossilkraftwerke

Drei Gründe sprechen gegen CO2-freie Fossilkraftwerke – zu unsicher,
nicht nachhaltig, zu spät. Jeder einzelne dieser Gründe würde schon für
eine Ablehnung genügen. Der SFV gibt seiner Verwunderung darüber
Ausdruck, dass das BMU dennoch in Erwägung zieht, eine Technik, die noch
an keiner Stelle der Welt in einem funktionierenden Kraftwerk eingesetzt
wird, die noch Jahre zu ihrer Entwicklung benötigt und die keinesfalls
nachhaltig und außerdem risikobehaftet ist, als Übergangslösung
vorzusehen. Der SFV ruft in Erinnerung, dass die Erneuerbaren Energien
bereits 12 Prozent des Strombedarfs decken und sich in stetigem weiterem
Wachstum befinden. Immerhin bescheinigt die BMU-Studie den
CCS-Kraftwerken in finanzieller Hinsicht etwa ein Gleichauf mit den
Erneuerbaren Energien, womit im Umkehrschluss auch noch der letzte Grund
für die Weiterentwicklung der CCS entfällt. Die Erneuerbaren Energien
brauchen deshalb keine Übergangslösung mehr, denn sie sind bereits heute
einsatzreif. Nach Übergangslösungen zu suchen bedeutet, Geld und Zeit zu
verschwenden. Mit den richtigen politischen Rahmenbedingungen sind die
Erneuerbaren Energien in der Lage, fossile und atomare Kraftwerke
vollständig zu ersetzen.