Wirkstoff programmiert Tumorzellen um
Heidelberg (pte/18.07.2005/10:38) – Forschern des Deutschen
Krebsforschungszentrums http://www.dkfz.de ist es gelungen, einen
Wirkstoff herzustellen, der Tumorzellen umprogrammiert. Tumorzellen
legen häufig wachstumshemmende Gene still, indem sie bestimmte
Bausteine der DNA chemisch markieren. Den Forschern ist es nun gelungen
mithilfe kleiner Kohlenwasserstoffverbindungen, so genannter
Methylgruppen, die an die Cytosin-Bausteine der DNA gekoppelt sind, die
Gene stillzulegen oder zumindest ihre Aktivität zu drosseln.
In Krebszellen sind häufig diejenigen Gene durch Methylierung
inaktiviert, die die Zelle vor unkontrolliertem Wachstum schützen
sollen. Ein Ziel der Wissenschaftler war daher, die übermäßige
Methylierung zu unterbinden. Dabei konzentrierten sie sich auf die
Methyltransferasen, Enzyme, die für die Übertragung der Methylgruppen
zuständig sind. Dem Forscherteam um Frank Lyko ist nun gelungen,
Methyltransferasen dreidimensional darzustellen und anhand dieser
Modelle die Struktur für einen exakt passenden Hemmstoff abzuleiten.
Der Inhibitor, den die Forscher den Namen RG108 gegeben haben, hemmt
bei Untersuchungen in der Kulturschale tatsächlich die Aktivität der
Methyltransferasen in verschiedenen Krebszellen. Untersuchungen bei
Darmkrebs-Zellen verliefen nach Angaben der Forscher vielversprechend.
Der Methylierungsgrad von mehreren Tumorsuppressor-Genen verringerte
sich und die schützenden Gene wurden dadurch reaktiviert. Andere
Bereiche der DNA, deren Methylierungsmuster als wichtig für die
Stabilität der Chromosomen gilt, waren dagegen nicht von der Wirkung
des RG108 betroffen. Ein weiterer Vorteil von RG108 ist die Tatsache,
dass der Hemmstoff im Gegensatz zu anderen bisher verfügbaren kaum
giftig ist. "Wir haben damit eine Substanz in der Hand, die das
Potenzial hat, zum Ausgangspunkt für die Entwicklung einer ganz neuen
Klasse von Krebsmedikamenten zu werden", so Lyko.