Archiv der Kategorie: Computer, TV, Medien

Heidi Klum ist Malware-Magnet

Heidi Klum ist Malware-Magnet
Blondes Gift ist gefährlichster Promi im Web
 
Heidi Klum: Gefährlichster Star im Web (Foto: flickr, Doctor Hyde)

Beverly Hills (pte013/16.09.2011/12:15) – Heidi Klum führt das aktuelle Ranking des gefährlichsten Prominenten im Web an. Eine Google-Suche nach der "Germany´s Next Topmodel"-Moderatorin bringt in einem von zehn Fällen eine Seite mit einem Virus, Spyware, Phishing, Spam oder anderer Malware, sagt die Untersuchung des Virenexperten McAfee http://mcafee.com. Damit löst sie Cameron Diaz ab, die in dem unangenehmen Rating in diesem Jahr auf Platz zwei abrutschte. Gefährlichster Mann im Web wurde der CNN-Talker und Boulevard-Journalist Piers Morgan.

Sicherheitsexperte: Kein Gag

"Das ist kein Gag. Jeder Malware-Schreiber muss User anlocken. Deshalb suchen sich solche Leute ein vielversprechendes Kollektiv", so Franz Lehner von Ikarus Security Software http://ikarus.at im Gespräch mit pressetext. Cyberkriminelle benutzen deshalb oft das Google-Ranking und würden so auf die Prominenten stoßen. Auch bei Social Media gibt es wegen deren steigender Popularität Trends, Links zu Malware-Seiten zu verbreiten, weil die Menschen dort noch argloser agieren. "Zwar grenzt die Studie an Marketing. Doch eines wissen Malware-Autoren: Die Masse hat Recht."

Der Antivirus-Hersteller McAfee hat das alljährliche Ranking zum fünften Mal erstellt. Der Grund ist, dass viele Cyberkriminelle die Namen von Promis nutzen, um Traffic auf ihre mit Malware überladenen Seiten zu lenken. Dort wird oft die Privatsphäre der arglosen User ausspioniert. Eines der Ergebnisse ist auch, dass Sänger und Sportler als weniger gefährlich gelten als Hollywoodstars, andere bekannte Schauspieler und Models.

Cooler Onkel nicht gefährlich

Interessanterweise besteht auch kein Zusammenhang mit dem aktuellsten Klatsch und Tratsch, der über Prominente geschrieben wird: So hat der unfeine Abgang von Charlie Sheen bei der Serie "Mein cooler Onkel Charlie" im vergangenen Frühling zwar jede Menge Gerüchte produziert und Schlagzeilen gemacht, doch von McAfee wird er nur auf Rang 59 gelistet – als "ungefährlicher Promi". Das gleiche gilt für die Drogenexzesse von Lindsay Lohan, die ihr in diesem Jahr schon eine Gefängnisstrafe eingebracht haben, im Ranking der gefährlichsten Promis jedoch nur Rang 18.

"Das Suchen nach Promis ist 2011 ein bisschen sicherer geworden als im Jahr zuvor", so Paula Greve, Leiterin der Websicherheits-Forschungsabteilung bei McAfee. "Trotzdem ist so ein Vorhaben noch immer ziemlich riskant." User sollen sich laut Greve vor verkürzten URLs in Acht nehmen, die sich über Social Networks und E-Mails und diverse Kurznachrichten-Services besonders leicht verbreiten lassen.

Digitale Objekte aus unvollständigen 3-D-Daten

Saarbrücker Forscher erstellen digitale Objekte aus unvollständigen 3-D-Daten

 
Mit speziellen Kameras
können reale Objekte inzwischen digital erfasst werden. Sie stoßen
jedoch noch an Grenzen, wenn beispielsweise die Oberfläche eines
Objektes für den Scanner zu dunkel ist und daher kein Signal liefert
oder sich Teile gegenseitig verdecken. Informatiker des
Max-Planck-Instituts für Informatik haben gemeinsam mit Kollegen vom
US-amerikanischen Halbleiterhersteller Intel und dem Intel Visual
Computing Institute der Universität des Saarlandes eine Methode
entwickelt, die selbst aus unvollständigen Aufnahmen ein digitales
Objekt rekonstruieren kann. Die Forscher nutzen dafür einen speziellen
Typ eines neuronalen Netzwerkes.

 
„Obwohl die
3D-Scan-Technologie in den vergangenen Jahren einen erheblichen Sprung
gemacht hat, ist es immer noch eine Herausforderung, die Geometrie und
Form eines realen Objektes digital und automatisiert zu erfassen“,
erklärt Mario Fritz, der am Max-Planck-Institut für Informatik die
Gruppe „Scalable Learning and Perception“ leitet. Laut Fritz sind
Tiefensensoren, etwa der Microsoft Kinect Sensor, sehr leistungsfähig,
aber sie funktionieren nicht auf allen Materialien gleich gut, was zu
verrauschten Daten oder sogar fehlenden Messwerten führt. „Die daraus
resultierenden fehlerhaften oder sogar unvollständigen 3D-Geometrien
stellen ein echtes Problem für eine Reihe von Anwendungen dar, etwa in
der virtuellen, erweiterten Realität oder bei der Zusammenarbeit mit
Robotern und im 3-D-Druck“, erklärt Mario Fritz.
 
Gemeinsam mit
weiteren Forschern vom US-amerikanischen Halbleiterhersteller Intel und
dem Intel Visual Computing Institute der Saar-Uni entwickelte er daher
eine Methode, die auch mit unvollständigen Datensätzen funktioniert. Sie
nutzt ein spezielles neuronales Netzwerk. „Unsere Methode benötigt
keinerlei Aufsicht während der Lernphase, was in dieser Form ein Novum
ist“, erklärt Fritz. Auf diese Weise konnten die Forscher beispielsweise
einen flachen Monitor, dessen digitales Abbild nach dem 3-D-Scan eher
einer Bretterwand glich, so rekonstruieren, dass jedermann wieder in dem
digitalen Objekt einen Monitor erkennen konnte. Damit schlagen die
Saarbrücker Informatiker auch bisherige Methoden, die fehlerhafte
3D-Scans verbessern und Formen vervollständigen. Auch bei der
Klassifizierung von gescannten Objekten zeigt die Methode aus
Saarbrücken sehr gute Ergebnisse. In Zukunft wollen die Wissenschaftler
ihre Methode weiterentwickeln, so dass es auch bei verformbaren Objekten
und größeren Szenen funktioniert.  
 
„Zukünftig muss es
einfach und schnell gelingen, Objekte aus der echten Welt zu erfassen
und diese realitätsnah in die digitale Welt zu projizieren“, erklärt
Philipp Slusallek, Professor für Computergraphik der Universität des
Saarlandes und wissenschaftlicher Direktor am Deutschen
Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI). Am DFKI ist er auch
für das europäische Verbundprojekt „Distributed 3D Object Design“, kurz
DISTRO, verantwortlich, mit dem die Europäische Union die
Forschungsdisziplinen Visual Computing und 3D-Computergrafik an die
wissenschaftliche Weltspitze bringen will. Dazu soll eine neue
Generation von exzellenten Wissenschaftlern und Technikern ausgebildet
werden. Fünf der 15 ausgeschriebenen Doktorandenstellen wurden mit
Forschern des Saarland Informatics Campus an der Universität des
Saarlandes besetzt.

Weitere Informationen:
https://scalable.mpi-inf.mpg.de/vconv-dae-deep-volumetric-shape-learning-without-object-labels/

Nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten

Nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten

Negative
Schlagzeilen haben einen höheren Nutzen für die Leser
Zeitungen: Schlechte Nachrichten sind mehr wert (Foto: pixelio.de/Hermsdorf)
Zeitungen: Schlechte
Nachrichten sind mehr wert (Foto:
pixelio.de/Hermsdorf)

Washington (pte003/20.03.2015/06:10) – Für die Leserschaft haben
schlechte Nachrichten einen weitaus größeren individuellen Nutzen als gute
Nachrichten. Zu diesem Ergebnis sind Forscher der Washington State University http://wsu.edu gekommen,
die analysierten, wie Menschen anhand von Zeitungsartikeln versuchen, ihr
Wohlbefinden zu steigern und Verluste zu vermeiden.

Das von den Forschern verwendete Modell orientiert sich stark an
der ökonomischen Theorie des Gesetzes vom abnehmenden Grenznutzen: Je mehr Geld
jemand angesammelt hat, desto weniger zählt der einzelne Dollar. Jedoch verrät
Jill McCluskey, Hauptautorin der Studie, die Tücken der Theorie: "Der Verlust
von 1000 Dollar wird schmerzlicher sein, als dir ein zufälliger Gewinn derselben
Summe Freude bereitet."

Nachrichtenkonsum hilft, Entscheidungen zu
treffen

Umgemünzt auf das Zeitungsgeschäft heißt das: Erfolgsstorys z.B.
über ein Unternehmen könnten dem Leser helfen zu entscheiden in eine bestimmte
Aktie zu investieren und damit einen bestimmten Betrag zu gewinnen. Eine
schlechte Nachricht jedoch versorgt den Leser mit Informationen darüber, wie ein
negatives Ereignis oder ein Verlust vermieden werden kann und bringt dem Leser
somit mehr Nutzen als eine positive Nachricht.

"Zeitungen reagieren auf diese Nachfrage, indem sie mehr über
schlechte Nachrichten berichten um Leser anzuziehen und mehr Zeitungen zu
verkaufen", ist McCluskey überzeugt. Der Appetit auf negative Schlagzeilen zeigt
sich beispielsweise bei Nahrungsmittelskandalen, so die Forscherin: "Die
Menschen entscheiden sich dafür, verdächtige Nahrung – wie Rind während des
Rinderwahnsinns – zu vermeiden."

Schlechte
Nachrichten können auch schaden

Schlechte Nachrichten können jedoch zu einer übertriebenen
Reaktion bei einem negativen Zwischenfall oder bei manchen Menschen sogar zu
Depressionen führen. "Auch nach dem Rinderwahnsinn waren die Menschen noch lange
nicht bereit, wieder Rind zu kaufen. Dasselbe ist bei Spinat nach dem
E.coli-Skandal passiert. Solche panischen Reaktionen schaden den Produzenten und
führen zu Essensverschwendung", so McCluskey abschließend.

Optimale Antennen fürs 5G-Netz

pte20181212005 Computer/Telekommunikation, Forschung/Technologie

Optimale Antennen fürs 5G-Netz entwickelt

100-prozentige Abdeckung laut US-Wissenschaftlern deutlich einfacher zu realisieren

Roboter für die Messung von Funksignalen für bessere Antennen (Foto: nist.gov)
Roboter für die Messung von Funksignalen für bessere Antennen (Foto: nist.gov)

Gaithersburg
(pte005/12.12.2018/06:15) – Der Aufbau des Mobilfunknetzes der fünften
Generation (5G) könnte deutlich billiger werden. Denn Forscher am
National Institute of Standards and Technology (NIST) http://nist.gov haben eine Technik zur Beurteilung und zur Auswahl des für die
Reichweite optimalen Antennen-Designs entwickelt. Bisher waren die
Entwickler auf das "Versuch-und-Irrtum"-Verfahren angewiesen.

Millimeterwellenbereich

Das 5G-Netz arbeitet nicht in den bisher genutzten Frequenzspektren. Es
nutzt den Millimeterwellenbereich. Die auf diesen Frequenzen
übertragenen Signale verlieren auf ihrem Weg sehr viel Energie. Das
reduziert die Stärke der Signale. Sind sie zu schwach, lassen sich Daten
nicht mehr mit Höchstgeschwindigkeit übertragen. Das ist der
Hauptvorteil von 5G. Im Extremfall kann man nicht einmal mehr
telefonieren. Aus dem Grund müssen die Sende- und Empfangsanlagen
relativ dicht beieinander stehen. Das treibt die Kosten für eine
100-prozentige Abdeckung, die der Gesetzgeber zumindest in Deutschland
verlangt.

Die NIST-Methode, die auf Messungen beruht, führt zu Antennen mit
optimaler Reichweite in der Umwelt. Für jede Topologie wird es eine
andere Antennenform geben. Im Gebirge wird sie anders aussehen als im
Flachland. "Die NIST-Methode wird auch die Nutzung von Masten durch
mehrere Anbieter ermöglichen, weil sich die Signale nicht gegenseitig
beeinflussen", sagt Kate Remley, Elektroingenieurin am NIST. Das
wiederum kommt der Umwelt zugute, zumindest optisch. Die
Antennenentwickler können sich beispielsweise für eine geringere
Reichweite entscheiden, um störende Reflexionen an Hindernissen zu
vermeiden.

Innovativer Algorithmus

Das Team um Remley hat Daten von Antennen in einem Gang und der Lobby
des NIST-Hauptgebäudes gesammelt. Mit einem Spezialempfänger, montiert
auf einem fahrbaren Roboter, ermittelten die Forscher Reflexionen,
Beugung und Streuung des Funksignals zwischen Sender und Empfänger.
Daraus entwickelten sie einen Algorithmus, der die optimalen
Antenneneigenschaften in Abhängigkeit von der realen Umwelt errechnet.

Kommunikation der Zukunft

Von Avataren und Mixed Reality
Kommunikation der Zukunft
Auswirkungen der Digitalisierung lassen sich in nahezu allen Lebensbereichen erkennen. Moderne Buchungs- und Bestellvorgänge, Smart Home und insgesamt flexiblere Prozesse beeinflussen den Alltag ebenso wie die Arbeitswelt. Auch vor der Kommunikation macht der digitale Wandel nicht halt. Telefon, Smartphone und Internet verändern die menschliche Interaktion. Mit Chatbots und künstlicher Intelligenz werden moderne Varianten der Kontaktaufnahme möglich. Während die Methoden in der Vergangenheit mit Höhlenmalerei, Pergamentrollen und Morsen noch anders aussahen, hat sich an einer Aussage nichts verändert: „Man kann nicht nicht kommunizieren.“1 Und ein Ende des Wandels menschlicher Interaktion ist nicht in Sicht.
Vom Telefonieren zum Texten
Die Kommunikation befindet sich in einem stetigen Wandel und ist in Zeiten von Smartphones, dem World Wide Web und immer besseren Datenübertragungsraten vielfältiger denn je. Damals noch via Trommeln, Kurierdiensten, Brieftauben oder über Telegramme, steht die Kommunikation in der heutigen Zeit unter digitalem Stern. Vor allem die Nutzung des ersten Handys ab 1983 war ein großer Schritt, insbesondere in puncto Flexibilität. Denn um erreichbar zu sein, war die Bevölkerung nicht mehr an eine Adresse für den Empfang von Nachrichten oder Anrufen gebunden. Neun Jahre später entstand mit dem Versand der ersten SMS eine Alternative zum Telefonieren. Die Kurzmitteilungen setzten die Erreichbarkeit auf ein neues Level und ermöglichten es, den Gesprächspartner auch außerhalb fester Zeiten zu kontaktieren.
Bild-Text-Kombination
Auch in der heutigen Zeit stehen Textnachrichten noch hoch im Kurs. Allen voran Digital Natives und Generation Y gehören zu denjenigen, die Gespräche seltener per Telefon als über Kurznachrichtendienste führen.2 Anfangs noch via SMS, greifen insbesondere Kinder und Jugendliche mittlerweile auf internetgestützte Dienste wie WhatsApp oder Threema zurück. Soziale Netzwerke, beispielsweise Facebook oder Twitter, modernisieren die Kommunikation zusätzlich. Während Gespräche oftmals Face to Face zwischen mindestens zwei Personen oder innerhalb einer Konferenz stattfanden, nimmt nun vielmehr eine gesamte Community an den Nachrichten teil. Mit Apps wie Snapchat und Instagram rückt zudem eine Bild-Text-Kombination in den Fokus. Das bedeutet: Die Kommunikation zwischen zwei oder mehreren
1 Paul Watzlawik, österreichischer Kommunikationswissenschaftler
2 Bitkom-Studie https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Junge-Deutsche-texten-lieber-statt-zu-telefonieren.html
FACHBEITRAG
Personen läuft nicht mehr nur telefonisch oder schriftlich, sondern auch über Bilder immer und überall ab. Das Versenden von Emoticons und Bildern ist mittlerweile in einer Vielzahl von Messenger-Diensten gegeben – ebenso wie die Integration von Sprachnachrichten. So besteht über Kurzmitteilungsdienste dennoch die Chance, den Gegenüber anzusprechen, anstatt zu telefonieren.
Eine Frage der Zeit
Das Rad der Digitalisierung dreht sich permanent weiter. Erste Wege, wohin die Reise der Kommunikation noch gehen könnte, sind bereits absehbar. Primär in der Diskussion: 3D-Videotelefonie. Demnach soll nicht mehr die Kommunikation nur über die Bildschirme ablaufen, sondern die jeweils andere Person virtuell in den Gesprächsraum projiziert werden, ohne dabei wirklich anwesend zu sein. Die Kommunikation selbst läuft dann über Spezialbrillen ab. Virtuelle und reale Inhalte verschmelzen – „Mixed Reality“ lautet das Stichwort. Gerade hiervon verspricht sich die Kommunikationsbranche besonders viele Weiterentwicklungen und Chancen. Doch für authentische Darstellungen benötigen die Verantwortlichen zunächst die entsprechenden technischen Voraussetzungen. Zwar sind gute Bildqualitäten bereits zweidimensional möglich, doch um Abbildungen auch in 3D hochwertig abzuspielen, braucht es noch Geduld.
Das virtuelle Ich
Einen Schritt weiter geht sogar noch die Möglichkeit, über Avatare und Hologramme miteinander zu kommunizieren. In diesem Szenario werden am Computer mithilfe von Scans und Algorithmen Abbildungen von Personen erstellt. Im Anschluss lassen sich die Bewegungen des Avatars unabhängig von den Aufzeichnungen am PC steuern. Damit wird es ebenfalls möglich, das virtuelle Ich an Orte zu senden, ohne real anwesend zu sein. Schon im bekannten Hollywoodfilm „Surrogates“ wurde diese Thematik ausführlich behandelt – und soll Einzug in die Realität halten. Allen voran in Bezug auf Konsum kann diese Art der Kommunikation eine Rolle spielen. In diesem Beispiel werden die Avatare zum Einkaufen losgesendet. Das kann in Lebensmittel- oder auch in Bekleidungsgeschäfte sein. Die Kommunikation zwischen Maschine bzw. Avatar und Mensch wird demnach bedeutender – und entwickelt sich eventuell sogar zu einer schwerpunktmäßigen Maschine-zu-Maschine-Kommunikation, wenn nicht nur die Bevölkerung, sondern auch Unternehmen in ihren Geschäftsreihen auf Avatare setzen.
Informationsflut
Ebenfalls hoch gehandelt in Zusammenhang mit zukünftiger Kommunikation: Big Data. Denn die Digitalisierung verändert neben den Hilfsmitteln, mit denen Menschen kommunizieren,
FACHBEITRAG
auch den Informationsaustausch. In den Fokus rückt der Mensch selbst, der nun nicht mehr nur Nachrichten und Daten über mobile und stationäre Endgeräte weitergibt, sondern vielmehr selbst als Sender fungiert. Das bedeutet, es existiert ein ständiger Austausch zwischen der Person und ihrer Umwelt. Damit wissen die Mitmenschen beispielsweise sofort Name, Alter oder Hobbys des Gegenübers. Wie diese Darstellungen aussehen könnten, bleibt jedoch noch abzuwarten. Anwendung findet eine in den Anfängen steckende Art des Daten- und Informationsaustauschs bereits bei den sogenannten Wearables. Beispielsweise sammeln Fitnesstracker Daten wie Anzahl getätigter Schritte, verbrannte Kalorien oder Herzfrequenz. Diese Informationen sind dann meist auf dem Tracker selbst oder in einer App einsehbar, von der sie unter anderen Interessierten zeitgleich auf sozialen Medien geteilt werden können.
E-Mails denken
Bei Betrachtung der möglichen Zukunft der Kommunikation fällt vor allem eins auf: Neue Kommunikationsmittel wird es voraussichtlich nicht geben. Vielmehr entwickeln sich die bestehenden mit den Möglichkeiten der digitalen Revolution stets weiter. So auch die bereits etablierte E-Mail. Die Anrede des Empfängers soll demnach emotionaler und damit auch persönlicher werden. Durch eine gezielte Ansprache in verschiedenen Sinnen (sogenannte sensual-musikalische Codes in E-Mails, unterstützende Bilder und Movie-Clips im Hintergrund) werden die Mitmenschen noch expliziter in das Geschehnis der Kommunikation eingebunden. Weitere Aspekte, die hier zum Thema werden, sind künstliche Intelligenz und Gedankenübertragung. Denn: E-Mail-Programme sollen so eingestellt werden, dass sie von E-Mail zu E-Mail etwas dazulernen. Das bedeutet, mithilfe eines Algorithmus entwickeln die Programme sich weiter, erkennen wiederkehrende Aufgaben der Kommunikation und erleichtern dem Sender das Übermitteln von sogenannten Smart Mails. Zudem soll eine Steuerung über Mimik und Gestik zukünftig möglich werden.
Virtuell kommunizieren
Neben dem Alltag beeinflusst der digitale Wandel auch die Kommunikation in der Arbeitswelt. Mittlerweile passen Führungskräfte die Rahmenbedingungen an die modernen, digitalen Gegebenheiten an. Von der Fehler- über die Führungskultur bis zu den Arbeitsprozessen – die durch die Digitalisierung einhergehenden Veränderungen beeinflussen zahlreiche Stränge in den Unternehmen. Da Manager zudem aufgrund von dezentralen Standorten und Internationalisierungen vermehrt auf sogenannte virtuelle Teams setzen, wirkt sich der Wandel auch auf die Kommunikation aus. Mithilfe von Computern, Smartphones und des Internets ist dies mittlerweile technisch einfacher umzusetzen als noch vor ein paar Jahren. Doch die Herausforderungen liegen in der Vereinbarung von veränderten Anforderungen der
FACHBEITRAG
Mitarbeiter, gestiegenen Ansprüchen der Kunden sowie dem Bestehen auf einem stetig wachsenden Markt.
Kontrollierte Kommunikation?
Bei all den Neuerungen, Chancen und Möglichkeiten dürfen jedoch zwei Aspekte nicht außer Acht gelassen werden: Datenschutz und Sicherheit. Denn durch die steigende Anzahl an Informationen und Daten wächst auch die Transparenz – der Mensch entwickelt sich zu einem gläsernen Individuum. Zwar ergeben sich durch die Digitalisierung und die sich verändernde Kommunikation Chancen und Möglichkeiten – beispielsweise in Hinsicht auf Fernbeziehungen, Familien, die in unterschiedlichen Ländern wohnen, oder auch Terminüberschneidungen im Arbeitsalltag –, doch Fragen, die an dieser Stelle ebenfalls auftauchen, lauten: Wie sieht es mit dem Datenschutz aus? Sind die Daten immer für jeden einsehbar oder wird es Richtlinien und Einstellungen geben? Und wie sieht es in diesem Zusammenhang mit der Sicherheit aus? Aspekte, an denen die Verantwortlichen noch ansetzen müssen, um die sich entwickelnde Kommunikation von Beginn an zu kontrollieren.
Weitere Informationen unter www.readypartner.com
readypartner GmbH
Seit 2016 fokussiert sich die readypartner GmbH auf den Bereich der Cloud- und Kommunikationsservices. Aufbauend auf den Erfahrungen aus der Rechenzentrumsbranche erweiterte readypartner sein Portfolio um die Bereiche cloudbasierte Festnetz- und Mobiltelefonie, Managed Services und Hosted Exchange. Als Vorreiter auf diesem Gebiet gelingt dem in Leonberg ansässigen Unternehmen die Integration von Cloud-Szenarien in bestehende Systeme. Dank dieser technischen Koexistenz ist readypartner in der Lage, flexibler auf Kundenwünsche einzugehen und eine individuelle Lösung für Unternehmen verschiedener Größen zu finden. Alle von readypartner angebotenen Hosting-Dienste werden auf hohem Qualitätsniveau betrieben und beinhalten mehrfach redundante Technik, die auf dem neuesten Stand ist. Die anspruchsvollen Dienste werden in deutschen Rechenzentren betrieben, welche nach ISO 27001 zertifiziert sind.

Facebook unter Jugendlichen zunehmend out

Facebook unter Jugendlichen zunehmend out
Plattformen wie Instagram, Twitter, Snapchat oder Vine im Kommen

Irvine (pte002/16.04.2014/06:05) – Die Beliebtheit von Facebook bei Kindern und Teenagern lässt nach, stattdessen wandern sie verstärkt zu anderen Social-Media-Anwendungen wie Instagram, Twitter, Snapchat oder Vine http://vine.com . Das stellt Project Tomorrow http://tomorrow.org , eine gemeinnützige Organisation für digitale Lerntechnologien, in einer neuen Untersuchung fest. 325.000 US-Schüler bis zum zwölften Schuljahr wurden interviewt.

Blogs immer populärer

Die Konkurrenz für Facebook durch beinahe täglich neu erscheinende Social-Media-Dienste spiegelt sich im Nutzerverhalten der Teenager wider. Nur 30 Prozent der Mittel- und 39 Prozent der High-School-Schüler sagen, dass sie dort noch ein Profil unterhalten. Das sind 40 Prozent weniger als noch 2009. Die Lücke füllen andere Social-Media-Apps, die 44 Prozent der Schüler in den Klassen sechs bis zwölf nutzen.

Auch Twitter wird immer beliebter, 28 Prozent der High-School-Schüler nutzen den Microblogging-Dienst. Text-Nachrichten sind bei zwei Drittel der Schüler populär, ein gutes Drittel mehr als 2008. Mehr als jeder vierte Mittel-Schüler sagt, dass er oder sie Videos anfertigt und online stellt und immerhin zwölf Prozent haben einen eigenen Blog. Ein Viertel der Jugendlichen liest außerdem regelmäßig Blogs von anderen.

Streamen statt TV-Schauen

Traditionelles TV-Gucken ist immer mehr out: 38 Prozent schauen Serien und Filme per Video-Stream. 23 Prozent nehmen bei Online-Multiplayer-Spielen teil. Die Ergebnisse werden auch durch Daten von Piper Jaffray http://piperjaffray.com bestätigt, wonach Instagram Facebook als beliebteste Plattform abgelöst hat. Während nur 23 Prozent der Teenies Facebook nutzen, sind es bei Instagram fast 30 Prozent.

Noch vor Facebook liegt laut Piper Jaffray Twitter mit 27 Prozent. Das steht in scharfem Kontrast zur Untersuchung vor einem Jahr, als noch genau ein Drittel der befragten Jugendlichen Facebook nutzte, verglichen mit 30 Prozent bei Twitter und 17 Prozent bei Instagram.

Psychologe beschreibt die Gefahren des Internets

Von Hannes Grassegger und Mikael Krogerus

Das Magazin N°48 – 3. Dezember 2016

Am 9. November gegen 8.30
Uhr erwacht Michal Kosinski in Zürich im Hotel Sunnehus. Der 34-jährige
Forscher ist für einen Vortrag am Risikocenter der ETH angereist, zu
einer Tagung über die Gefahren von Big Data und des sogenannten
digitalen Umsturzes. Solche Vorträge hält Kosinski ständig, überall auf
der Welt. Er ist ein führender Experte für Psychometrik, einen
datengetriebenen Nebenzweig der Psychologie. Als er an diesem Morgen den Fernseher einschaltet, sieht er, dass die Bombe geplatzt ist: Entgegen den Hochrechnungen aller führenden Statistiker ist Donald J. Trump gewählt worden.

Lange betrachtet Kosinski Trumps Jubelfeier und die
Wahlergebnisse der einzelnen Bundesstaaten. Er ahnt, dass das Ergebnis
etwas mit seiner Forschung zu tun haben könnte. Dann atmet er tief durch
und schaltet den Fernseher aus.

Am gleichen Tag versendet eine bis dahin
kaum bekannte britische Firma mit Sitz in London eine Pressemitteilung:
«Wir sind begeistert, dass unser revolutionärer Ansatz der
datengetriebenen Kommunikation einen derart grundlegenden Beitrag zum
Sieg für Donald Trump leistet», wird ein Alexander James Ashburner Nix
zitiert. Nix ist Brite, 41 Jahre alt und CEO von Cambridge Analytica. Er
tritt stets im Massanzug und mit Designerbrille auf, die leicht
gewellten blonden Haare nach hinten gekämmt.

Der nachdenkliche Kosinski, der gestriegelte Nix, der
breit grinsende Trump – einer hat den digitalen Umsturz ermöglicht,
einer hat ihn vollführt, einer davon profitiert.

Wie gefährlich ist Big Data?

Jeder, der nicht die letzten fünf Jahre auf dem Mond
gelebt hat, kennt den Begriff «Big Data». Big Data bedeutet auch, dass
alles, was wir treiben, ob im Netz oder ausserhalb, digitale Spuren
hinterlässt. Jeder Einkauf mit der Karte, jede Google-Anfrage, jede
Bewegung mit dem Handy in der Tasche, jeder Like wird gespeichert.
Besonders jeder Like. Lange war nicht ganz klar, wozu diese Daten gut
sein sollen – ausser dass in unserem Facebook-Feed Blutdrucksenker
beworben werden, weil wir grad «Blutdruck senken» gegoogelt haben.
Unklar war auch, ob Big Data eine grosse Gefahr oder ein grosser Gewinn
für die Menschheit ist. Seit dem 9. November kennen wir die Antwort.
Denn hinter Trumps Onlinewahlkampf und auch hinter der Brexit-Kampagne
steckt ein und dieselbe Big-Data-Firma: Cambridge Analytica mit ihrem
CEO Alexander Nix. Wer den Ausgang der Wahl verstehen will – und was auf
Europa in den nächsten Monaten zukommen könnte –, muss mit einem
merkwürdigen Vorfall an der britischen Universität Cambridge im Jahr
2014 beginnen. Und zwar an Kosinskis Department für Psychometrik.

Psychometrie, manchmal auch Psychografie
genannt, ist der wissenschaftliche Versuch, die Persönlichkeit eines
Menschen zu vermessen. In der modernen Psychologie ist dafür die
sogenannte Ocean-Methode zum Standard geworden. Zwei Psychologen war in
den 1980ern der Nachweis gelungen, dass jeder Charakterzug eines
Menschen sich anhand von fünf Persönlichkeitsdimensionen messen lässt,
den Big Five: Offenheit (Wie aufgeschlossen sind Sie gegenüber
Neuem?), Gewissenhaftigkeit (Wie perfektionistisch sind Sie?),
Extraversion (Wie gesellig sind Sie?), Verträglichkeit (Wie
rücksichtsvoll und kooperativ sind Sie?) und Neurotizismus (Sind Sie
leicht verletzlich?). Anhand dieser Dimensionen kann man relativ genau
sagen, mit
was für einem Menschen wir es zu tun haben, also welche Bedürfnisse und Ängste er hat, und aber auch, wie er
sich tendenziell verhalten wird. Das Problem aber war lange Zeit die
Datenbeschaffung, denn zur Bestimmung musste man einen komplizierten,
sehr persönlichen Fragebogen ausfüllen. Dann kam das Internet. Und
Facebook. Und Kosinski.

Für den Warschauer Studenten Michal
Kosinski begann ein neues Leben, als er 2008 an der ehrwürdigen
Cambridge University in England aufgenommen wurde: am Zentrum für
Psychometrie, im Cavendish Laboratory, dem ersten Psychometrie-Labor
überhaupt. Mit einem Studienkollegen stellte Kosinski eine kleine App
ins damals noch überschaubare Facebook: Auf MyPersonality, so hiess die
Applikation, konnte man eine Handvoll psychologischer Fragen aus dem
Ocean-Fragebogen ausfüllen («Lassen Sie sich bei Stress leicht aus der
Ruhe bringen?» – «Neigen Sie dazu, andere zu kritisieren?»). Als
Auswertung erhielt man sein «Persönlichkeitsprofil» – eigene Ocean-Werte
–, und die Forscher bekamen die wertvollen persönlichen Daten. Statt,
wie erwartet, ein paar Dutzend Studienfreunde hatten schnell Hunderte,
Tausende, bald Millionen ihre innersten Überzeugungen verraten.
Plötzlich verfügten die beiden Doktoranden über den grössten jemals
erhobenen psychologischen Datensatz.

Das Verfahren, das Kosinski mit seinen Kollegen über die
nächsten Jahre entwickelt, ist eigentlich recht einfach. Zuerst legt man
Testpersonen einen Fragebogen vor. Das ist das Onlinequiz. Aus ihren
Antworten kalkulieren die Psychologen die persönlichen Ocean-Werte der
Befragten. Damit gleicht Kosinskis Team dann alle möglichen anderen
Onlinedaten der Testpersonen ab: was sie auf Facebook gelikt, geshared
oder gepostet haben, welches Geschlecht, Alter, welchen Wohnort sie
angegeben haben. So bekommen die Forscher Zusammenhänge. Aus einfachen
Onlineaktionen lassen sich verblüffend zuverlässige Schlüsse ziehen. Zum Beispiel sind Männer, die die Kosmetikmarke MAC
liken, mit hoher Wahrscheinlichkeit schwul. Einer der besten
Indikatoren für Heterosexualität ist das Liken von Wu-Tang Clan, einer
New Yorker Hip-Hop-Gruppe. Lady-Gaga-Follower wiederum sind mit sehr
hoher Wahrscheinlichkeit extrovertiert. Wer Philosophie likt, ist eher
introvertiert.

Kosinski und sein Team verfeinern die
Modelle unablässig. 2012 erbringt Kosinski den Nachweis, dass man aus
durchschnittlich 68 Facebook-Likes eines Users vorhersagen kann, welche
Hautfarbe er hat (95-prozentige Treffsicherheit), ob er homosexuell ist
(88-prozentige Wahrscheinlichkeit), ob Demokrat oder Republikaner (85
Prozent). Aber es geht noch weiter: Intelligenz, Religionszugehörigkeit,
Alkohol-, Zigaretten- und Drogenkonsum lassen sich berechnen. Sogar, ob
die Eltern einer Person bis zu deren 21. Lebensjahr zusammengeblieben
sind oder nicht, lässt sich anhand der Daten ablesen. Wie gut ein Modell
ist, zeigt sich daran, wie gut es vorhersagen kann, wie eine Testperson
bestimmte Fragen beantworten wird. Kosinski geht wie im Rausch immer
weiter: Bald kann sein Modell anhand von zehn Facebooks-Likes eine
Person besser einschätzen als ein durchschnittlicher Arbeitskollege. 70
Likes reichen, um die Menschenkenntnis eines Freundes zu überbieten, 150
um die der Eltern, mit 300 Likes kann die Maschine das Verhalten einer
Person eindeutiger vorhersagen als deren Partner. Und mit noch mehr
Likes lässt sich sogar übertreffen, was Menschen von sich selber zu
wissen glauben. Am Tag, als Kosinski diese Erkenntnisse publiziert,
erhält er zwei Anrufe. Eine Klageandrohung und ein Stellenangebot. Beide
von Facebook.

Nur für Freunde sichtbar

Facebook hat inzwischen die
Unterscheidung zwischen öffentlichem und privatem Posten eingeführt. Im
«privaten» Modus können nur die eigenen Freunde sehen, was man likt.
Aber das bleibt kein Hindernis für Datensammler: Während Kosinski stets
das Einverständnis der Facebook-User erfragt, verlangen viele Onlinequiz
heute den Zugang zu privaten Daten als Vorbedingung für
Persönlichkeitstests. (Wer keine grosse Sorge um die eigenen Daten hat
und sich selbst anhand seiner Likes auf Facebook einschätzen lassen
will, kann das auf Kosinskis Seiteapplymagicsauce.com machen und anschliessend seine Ergebnisse mit denen eines «klassischen» Ocean-Fragebogens vergleichen: discovermyprofile.com/personality.html.)

Aber es geht nicht nur um die Likes auf
Facebook: Kosinski und sein Team können inzwischen Menschen allein
anhand des Porträtfotos den Ocean-Kriterien zuordnen. Oder anhand der
Anzahl unserer Social-Media-Kontakte (ein guter Indikator für
Extraversion). Aber wir verraten auch etwas über uns, wenn wir offline
sind. Der Bewegungssensor zeigt zum Beispiel, wie schnell wir das
Telefon bewegen oder wie weit wir reisen (korreliert mit emotionaler
Instabilität). Das Smartphone, stellt Kosinski fest, ist ein gewaltiger
psychologischer Fragebogen, den wir konstant bewusst und unbewusst
ausfüllen. Vor allem aber, und das ist wichtig zu verstehen,
funktioniert es auch umgekehrt: Man kann nicht nur aus Daten
psychologische Profile erstellen, man kann auch umgekehrt nach
bestimmten Profilen suchen – etwa: alle besorgten Familienväter, alle
wütenden Introvertierten. Oder auch: alle unentschlossenen Demokraten.
Was Kosinski genau genommen erfunden hat, ist eine Menschensuchmaschine.

Immer deutlicher erkennt Kosinski das Potenzial – aber auch die Gefahr seiner Arbeit.

Das Netz erschien ihm immer wie ein
Geschenk des Himmels. Er will ja eigentlich zurückgeben, teilen, sharen.
Daten sind kopierbar, sollen doch alle etwas davon haben. Es ist der
Geist einer ganzen Generation, der Beginn eines neuen Zeitalters ohne
die Grenzen der physischen Welt. Aber was passiert, fragt sich Kosinski,
wenn jemand seine Menschensuchmaschine missbraucht, um Menschen zu
manipulieren? Er beginnt, alle seine wissenschaftlichen Arbeiten mit
Warnungen zu versehen. Mit seinen Methoden könnten «das Wohlergehen, die
Freiheit oder sogar das Leben von Menschen bedroht» werden. Aber
niemand scheint zu verstehen, was er meint.

In dieser Zeit, Anfang 2014, tritt ein junger
Assistenzprofessor namens Aleksandr Kogan an Kosinski heran. Er habe
eine Anfrage eines Unternehmen, das sich für Kosinskis Methode
interessiere. Die Facebook-Profile von zehn Millionen US-Nutzern sollen
psychometrisch vermessen werden. Zu welchem Zweck, das könne er nicht
sagen, es gebe strenge Geheimhaltungsauflagen. Kosinski will erst
zusagen, es geht um sehr viel Geld für sein Institut, zögert dann aber.
Schliesslich rückt Kogan mit dem Namen der Firma heraus: SCL – Strategic
Communications Laboratories. Kosinski googelt die Firma: «Wir sind eine
weltweit agierende Wahl-Management-Agentur», liest er auf der
Unternehmenswebsite. SCL bieten Marketing auf Basis eines
psycho-logischen Modells. Schwerpunkt: Wahlbeeinflussung.
Wahlbeeinflussung? Verstört klickt sich Kosinski durch die Seiten. Was ist das für eine Firma? Und was haben diese Leute in den USA vor?

Was Kosinski zu diesem Zeitpunkt nicht
weiss: Hinter SCL verbirgt sich ein kompliziertes Firmenkonstrukt mit
Ablegern in Steuerparadiesen – wie die Panama Papers und
Wikileaks-Enthüllungen zeigen. Manche haben bei Umstürzen in
Entwicklungsländern mitgewirkt, andere entwickelten für die Nato
Methoden zur psychologischen Manipulation der Bevölkerung in
Afghanistan. Und mittlerweile sind SCL auch die Mutterfirma von
Cambridge Analytica, jener ominösen Big-Data-Bude, die für Trump und
Brexit den Onlinewahlkampf organisierte.

Kosinski weiss davon nichts, aber er ahnt
Ungutes. «Die Sache begann zu stinken», erinnert er sich. Bei seinen
Nachforschungen entdeckt er, dass Aleksandr Kogan heimlich eine Firma
registriert hat, die mit SCL Geschäfte macht. Aus einem Dokument, das
dem «Magazin» vorliegt, geht hervor, dass SCL Kosinskis Methode durch
Kogan kennenlernte. Plötzlich dämmert Kosinski, dass Kogan sein
Ocean-Modell kopiert oder nachgebaut haben könnte, um es der
Wahlbeeinflussungsfirma zu verkaufen. Sofort bricht er den Kontakt zu
ihm ab und informiert den Institutsleiter. Innerhalb der Universität
entfacht sich ein komplizierter Konflikt. Das Institut sorgt sich um
seinen Ruf. Aleksandr Kogan zieht erst einmal nach Singapur, heiratet
und nennt sich fortan Dr. Spectre. Michal Kosinski wechselt an die
Stanford University in den USA.

Ein Jahr lang ist es ziemlich ruhig,
dann, im November 2015, verkündet die radikalere der beiden
Brexit-Kampagnen, «leave.eu», getragen von Nigel Farage, sie habe eine
Big-Data-Firma beauftragt, ihren Wahlkampf online zu unterstützen:
Cambridge Analytica. Kernkompetenz der Firma: neuartiges Politmarketing,
sogenanntes Mikrotargeting – auf Basis des psychologischen
Ocean-Modells. 

Kosinski bekommt Mails, was er damit zu
tun habe – bei den Stichworten Cambridge, Ocean und Analytics denken
viele zuerst an ihn. Zum ersten Mal hört er von der Firma. Entsetzt
schaut er auf die Website. Sein Albtraum ist wahr geworden: Seine
Methodik wird im grossen Stil für politische Zwecke eingesetzt.

Nach dem Brexit im Juli prasseln Beschimpfungen auf ihn
ein: Schau nur, was du getan hast, schreiben Freunde und Bekannte.
Überall muss Kosinski erklären, dass er mit dieser Firma nichts zu tun
hat.

Erst Brexit, dann Trump

Zehn Monate später. Es ist der 19. September 2016, die
US-Wahl rückt näher. Gitarrenriffs erfüllen den dunkelblauen Saal des
New Yorker Grand Hyatt Hotels, Creedence Clearwater Revival: «Bad Moon
Rising». Der Concordia Summit ist eine Art Weltwirtschaftsforum in
Klein. Entscheidungsträger aus aller Welt sind eingeladen, unter den
Gästen befindet sich auch Bundesrat Schneider-Ammann. «Bitte heissen Sie
Alexander Nix, Chief Executive Officer von Cambridge Analytica,
willkommen», verkündet eine sanfte Frauenstimme aus dem Off. Ein
schlanker Mann im dunklen Anzug betritt die Bühnenmitte. Es herrscht
gebannte Stille. Viele hier wissen: Das ist Trumps neuer Digital-Mann.
«Bald werden Sie mich Mr. Brexit nennen», hatte Trump einige Wochen
zuvor etwas kryptisch getwittert. Politikbeobachter hatten zwar auf die
inhaltliche Ähnlichkeit zwischen Trumps Agenda und jener des rechten
Brexit-Lagers verwiesen. Die wenigsten aber hatten den Zusammenhang mit
Trumps kürzlichem Engagement einer weithin unbekannten Marketingfirma
bemerkt: Cambridge Analytica.

Trumps Digitalkampagne hatte davor mehr oder minder aus
einer Person bestanden: Brad Parscale, einem Marketingunternehmer und
gescheiterten Start-up-Gründer, der Trump für 1500 Dollar eine
rudimentäre Website aufgebaut hatte. Der 70-jährige Trump ist kein
Digitaltyp, auf seinem Arbeitstisch steht nicht einmal ein Computer. So
etwas wie eine E-Mail von Trump gibt es nicht, hat seine persönliche
Assistentin einmal verraten. Sie selber habe ihn zum Smartphone
überredet – von dem aus er seither unkontrolliert twittert.

Hillary Clinton hingegen verliess sich
auf das Erbe des ersten Social-Media-Präsidenten, Barack Obama. Sie
hatte die Adresslisten der Demokratischen Partei, sammelte Millionen
über das Netz, bekam Unterstützung von Google und Dreamworks. Als im
Juni 2016 bekannt wurde, dass Trump Cambridge Analytica angeheuert
hatte, rümpfte man in Washington die Nase. Ausländische Gecken in
Massanzügen, die Land und Leute nicht verstehen? Seriously?

«Es ist mein Privileg, vor Ihnen, verehrte Zuhörer, über
die Macht von Big Data und der Psychografie im Wahlkampf zu sprechen.»
Hinter Alexander Nix erscheint das Logo von Cambridge Analytica – ein
Gehirn, zusammengesetzt aus ein paar Netzwerkknoten, wie eine Landkarte.
«Vor ein paar Monaten war Cruz noch einer der weniger beliebten
Kandidaten», sagt der blonde Mann mit diesem britischen Zungenschlag,
der Amerikanern dasselbe Gefühl einjagt wie vielen Schweizern
Hochdeutsch, «nur 40 Prozent der Wähler kannten seinen Namen.» Alle im
Saal haben den Blitzaufstieg des konservativen Senators Cruz
mitbekommen. Es war einer der seltsamsten Momente des Wahlkampfes. Der
letzte grosse innerparteiliche Gegner Trumps, der aus dem Nichts
gekommen war. «Wie also hat er das geschafft?», fährt Nix fort. Ende
2014 war Cambridge Analytica in den US-Wahlkampf eingestiegen, zunächst
als Berater des Republikaners Ted Cruz, finanziert vom verschwiegenen
US-Softwaremilliardär Robert Mercer. Bisher, so Nix, seien Wahlkampagnen
nach demografischen Konzepten geführt worden, «eine lächerliche Idee,
wenn Sie drüber nachdenken: Alle Frauen erhalten die gleiche Nachricht,
bloss weil sie das gleiche Geschlecht haben – oder alle Afroamerikaner,
wegen ihrer Rasse?» So dilettantisch arbeitet das Kampagnenteam von
Hillary Clinton, das braucht Nix hier gar nicht zu erwähnen, es
unterteilt die Bevölkerung in vermeintlich homogene Gruppen – genauso
wie all die Meinungsforschungsinstitute es taten, die Clinton bis
zuletzt als Gewinnerin sahen.

Stattdessen klickt Nix weiter zur nächsten Folie: fünf
verschiedene Gesichter, jedes Gesicht entspricht einem
Persönlichkeitsprofil. Es ist das Ocean-Modell. «Wir bei Cambridge
Analytica», sagt Nix, «haben ein Modell entwickelt, das die
Persönlichkeit jedes Erwachsenen in den USA berechnen kann.» Jetzt ist
es absolut still im Saal. Der Erfolg des Marketings von Cambridge
Analytica beruhe auf der Kombination dreier Elemente: psychologische
Verhaltensanalyse nach dem Ocean-Modell, Big-Data-Auswertung und
Ad-Targeting. Ad-Targeting, das ist personalisierte Werbung, also
Werbung, die sich möglichst genau an den Charakter eines einzelnen
Konsumenten anpasst.

Nix erklärt freimütig, wie seine Firma
das macht (der Vortrag ist auf Youtube frei einsehbar). Aus allen
möglichen Quellen kauft Cambridge Analytica persönliche Daten:
Grundbucheinträge, Bonuskarten, Wählerverzeichnisse,
Clubmitgliedschaften, Zeitschriftenabonnements, medizinische Daten. Nix
zeigt die Logos global tätiger Datenhändler wie Acxiom und Experian – in
den USA sind quasi alle persönlichen Daten käuflich zu erwerben. Wenn
man wissen will, wo zum Beispiel jüdische Frauen wohnen, kann man diese
Informationen einfach kaufen. Inklusive Telefonnummern. Nun kreuzt
Cambridge Analytica diese Zahlenpakete mit Wählerlisten der
Republikanischen Partei und Onlinedaten wie Facebook-Likes –
dann
errechnet man das Ocean-Persönlichkeitsprofil: Aus digitalen
Fussabdrücken werden plötzlich reale Menschen mit Ängsten, Bedürfnissen,
Interessen – und mit einer Wohnadresse.

Das Vorgehen ist identisch mit den Modellen, die Michal
Kosinski entwickelt hatte. Auch Cambridge Analytica verwendet IQ-Quiz
und andere kleine Ocean-Test-Apps, um an die aussagekräftigen
Facebook-Likes von Usern zu gelangen. Und Cambridge Analytica macht
genau das, wovor Kosinski gewarnt hatte: «Wir haben Psychogramme von
allen erwachsenen US Bürgern – 220 Millionen Menschen», Nix öffnet den
Screenshot, «so sehen unsere Kontrollzentren aus. Lassen Sie mich
zeigen, was wir damit tun.» Ein digitales Cockpit erscheint. Links
Diagramme, rechts eine Karte von Iowa, wo Cruz überraschend viele
Stimmen im Vorwahlkampf gesammelt hatte. Darauf Hunderttausende kleiner
Punkte, rot und blau. Nix grenzt die Kriterien ein: Republikaner – die
blauen Punkte verschwinden; «noch nicht überzeugt» – wieder verschwinden
Punkte; «männlich» und so weiter. Am Schluss erscheint ein einzelner
Name, darunter Alter, Adresse, Interessen, politische Neigung. Wie
bearbeitet Cambridge Analytica nun eine solche Person mit politischen
Botschaften?

In einer anderen Präsentation zeigt Nix am Beispiel des
Waffengesetzes zwei Versionen, wie man psychografisch durchleuchtete
Wähler ansprechen kann: «Für einen ängstlichen Menschen mit hohen
Neurotizismus-Werten verkaufen wir die Waffe als Versicherung. Sehen Sie
links das Bild dazu: die Hand eines Einbrechers, die eine Scheibe
einschlägt.» Die rechte Seite zeigt einen Mann und ein Kind im
Sonnenuntergang, beide mit Flinten in einem Feld, offensichtlich bei der
Entenjagd: «Das ist für konservative Typen mit hoher Extraversion.»

Wie man Clinton-Wähler von der Urne fernhält

Trumps auffällige Widersprüche, seine oft kritisierte
Haltungslosigkeit und die daraus resultierende ungeheure Menge an
unterschiedlichen Botschaften entpuppen sich plötzlich als sein grosser
Vorteil: Jedem Wähler seine Botschaft. «Trump agiert wie ein perfekt
opportunistischer Algorithmus, der sich nur nach Publikumsreaktionen
richtet», notiert bereits im August die Mathematikerin Cathy O’Neil. Am
Tag der dritten Präsidentschaftsdebatte zwischen Trump und Clinton
versendet Trumps Team 175 000 verschiedene Variationen seiner Argumente,
vor allem via Facebook. Die Botschaften unterscheiden sich meist nur in
mikroskopischen Details, um den Empfängern psychologisch optimal zu
entsprechen: verschiedene Titel, Farben, Untertitel, mit Foto oder mit
Video. Die Feinkörnigkeit der Anpassung geht hinunter bis zu
Kleinstgruppen, erklärt Nix im Gespräch mit «Das Magazin». «Wir können
Dörfer oder Häuserblocks gezielt erreichen. Sogar Einzelpersonen.» In
Miamis Stadtteil Little Haiti versorgte Cambridge Analytica Einwohner
mit Nachrichten über das Versagen der Clinton-Stiftung nach dem Erdbeben
in Haiti – um sie davon abzuhalten, Clinton zu wählen. Das ist eines
der Ziele: potenzielle Clinton-Wähler – hierzu gehören zweifelnde Linke,
Afroamerikaner, junge Frauen – von der Urne fernzuhalten, ihre Wahl zu
«unterdrücken», wie ein Trump-Mitarbeiter erzählt. In sogenannten dark posts,
das sind gekaufte Facebook-Inserate in der Timeline, die nur User mit
passendem Profil sehen können, werden zum Beispiel Afroamerikanern
Videos zugespielt, in denen Hillary Clinton schwarze Männer als
Raubtiere bezeichnet.

«Meine Kinder», beendet Nix seinen Vortrag am Concordia
Summit, «werden sich so etwas wie ein Werbeplakat mit der gleichen
Nachricht für alle, ja das ganze Konzept eines Massenmediums, nicht mehr
erklären können. Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und kann
Ihnen sagen, dass wir mittlerweile für einen der beiden verbliebenen
Kandidaten arbeiten.» Dann verlässt er die Bühne.

Wie gezielt die amerikanische Bevölkerung bereits in
diesem Moment von Trumps digitalen Truppen massiert wird, ist nicht
erkennbar – weil sie selten breit im Mainstream-TV attackieren, sondern
meist personalisiert auf Social Media oder im Digitalfernsehen. Und
während sich das Clinton-Team auf Basis demografischer Hochrechnungen in
Sicherheit wiegt, entsteht in San Antonio im Sitz der
Trump-Digitalkampagne ein «zweites Hauptquartier», wie
Bloomberg-Journalist Sasha Issenberg nach einem Besuch überrascht
notiert. Das Cambridge-Analytica-Team, angeblich nur ein Dutzend Leute,
hatte im Juli von Trump etwa 100 000 Dollar erhalten, im August bereits
250 000 Dollar, fünf Millionen im September. Insgesamt, so sagt Nix,
habe man etwa 15 Millionen Dollar eingenommen.

Und die Massnahmen der Firma sind
radikal: Ab Juli 2016 wird für Trump-Wahlhelfer eine App bereitgestellt,
mit der sie erkennen können, welche politische Einstellung und welchen
Persönlichkeitstyp die Bewohner eines Hauses haben. Wenn Trumps Leute an
der Tür klingeln, dann nur bei jenen, die die App als empfänglich für
seine Botschaften einstuft. Die Wahlhelfer haben auf den
Persönlichkeitstyp des Bewohners angepasste Gesprächsleitfaden bereit.
Die Reaktion wiederum geben die Wahlhelfer in die App ein – und die
neuen Daten fliessen zurück in den Kontrollraum von Cambridge Analytica.

Die Firma unterteilt die US-Bevölkerung in 32
Persönlichkeitstypen, man konzentriert sich nur auf 17 Staaten. Und wie
Kosinski festgestellt hatte, dass Männer, die MAC Cosmetic liken, sehr
wahrscheinlich schwul sind, fand Cambridge Analytica heraus, dass eine
Vorliebe für US-gefertigte Autos das beste Anzeichen für mögliche
Trump-Wähler ist. Unter anderem solche Erkenntnisse zeigen nun Trump,
welche Botschaften ziehen und wo genau am besten. Die Entscheidung, dass
er sich in den letzten Wochen auf Michigan und Wisconsin konzentriert,
geschieht auf Basis einer Datenauswertung. Der Kandidat wird zum
Umsetzungsinstrument eines Modells.

Was macht Cambridge Analytica in Europa?

Aber wie gross war der Einfluss der psychometrischen
Methoden auf den Ausgang der Wahl? Cambridge Analytica will auf Anfrage
keine Belege für die Wirksamkeit der Kampagne liefern. Und es ist gut
möglich, dass die Frage nicht zu beantworten ist. Und doch gibt es
Anhaltspunkte: Da ist die Tatsache, dass Ted Cruz dank der Hilfe von
Cambridge Analytica aus dem Nichts zum schärfsten Konkurrenten Trumps in
den Primaries aufstieg. Da ist die Zunahme der ländlichen Wählerschaft.
Da ist der Rückgang der Stimmenabgabe durch Afroamerikaner. Auch der
Umstand, dass Trump so wenig Geld ausgab, könnte sich mit der
Effektivität persönlichkeitsbasierter Werbung erklären. Und auch, dass
er drei Viertel seines Marketingbudgets in den Digitalbereich steckte.
Facebook erwies sich als die ultimative Waffe und der beste Wahlhelfer,
wie ein Trump-Mitarbeiter twitterte. Das dürfte beispielsweise in
Deutschland der AfD gefallen, die mehr Facebook-Freunde hat als CDU und
SPD zusammen.

Es ist also keineswegs so, wie oft behauptet wird, dass
die Statistiker diese Wahl verloren haben, weil sie mit ihren Polls so
danebenlagen. Das Gegenteil ist richtig: Die Statistiker haben die Wahl
gewonnen. Aber nur jene mit der neuen Methode. Es ist ein Treppenwitz
der Geschichte, dass Trump oft über die Wissenschaft schimpfte, aber
wohl dank ihr die Wahl gewonnen hat.

Ein anderer grosser Gewinner heisst
Cambridge Analytica. Ihr Vorstandsmitglied Steve Bannon, Herausgeber der
ultrarechten Onlinezeitung «Breitbart News», ist gerade zu Donald
Trumps Chefstrategen ernannt worden. 
Marion Maréchal-Le Pen, aufstrebende Front-National-Aktivistin und Nichte der Präsidentschaftskandidatin*, twitterte bereits, dass sie seine Einladung zur Zusammenarbeit annehme,
und auf einem internen Firmenvideo steht über dem Mitschnitt einer
Besprechung «Italy». Alexander Nix bestätigt, dass er auf Kundenakquise
sei, weltweit. Es gebe Anfragen aus der Schweiz und Deutschland.

All das hat Kosinski von seinem Büro in Stanford aus
beobachtet. Nach der US-Wahl steht die Universität kopf. Kosinski
antwortet auf die Entwicklungen mit der schärfsten Waffe, die einem
Forscher zur Verfügung steht: mit einer wissenschaftlichen Analyse.
Zusammen mit seiner Forscherkollegin Sandra Matz hat er eine Reihe von
Tests durchgeführt, die bald veröffentlicht werden. Erste Ergebnisse,
die dem «Magazin» vorliegen, sind beunruhigend: Psychologisches
Targeting, wie Cambridge Analytica es verwendete, steigert die
Clickraten von Facebook-Anzeigen um über 60Prozent. Die sogenannte
Conversion-Rate, also wie stark Leute – nachdem sie die persönlich
zugeschnittene Werbung gesehen haben – auch danach handeln, also einen
Kauf tätigen oder eben wählen gehen, steigerte sich um unfassbare 1400
Prozent**.

Die Welt hat sich gedreht. Die Briten verlassen die EU, in
Amerika regiert Donald Trump. Begonnen hat alles mit einem Mann, der
eigentlich vor der Gefahr warnen wollte. Bei dem jetzt wieder diese
Mails eintreffen, die ihn anklagen. «Nein», sagt Kosinski leise und
schüttelt den Kopf, «das hier ist nicht meine Schuld. Ich habe die Bombe
nicht gebaut. Ich habe nur gezeigt, dass es sie gibt.»

Mitarbeit: Paul-Olivier Dehaye; www.personaldata.io

Die Fotografin Lauren Bamford lebt in Melbourne und Sydney

*Am Samstag den 3. Dezember wurde
nach einem Leserhinweis diese Stelle verdeutlicht, damit es nicht zu
einer Verwechslung mit Marine Le Pen kommt.

**Die genannte Studie bezieht sich auf eine Vergleichsreihe: Ein Konsum-Produkt wurde online beworben. Verglichen wurde die
Reaktion auf zwei unterschiedliche Ansprachen: Eine genau auf den
Charakter des Konsumenten angepasste Werbung mit einer dem Charakter
widersprechenden Werbung. Die Steigerung der Conversionrate liegt bei
genau angepasster Werbung bei 1’400 Prozent gegenüber dem Charakter
widersprechender Werbung.

Software speichert Daten auf Papier

Software speichert Daten auf Papier
Eine A4-Seite fasst bis zu drei Megabyte
 
Festplatte: Papier hält länger (Foto: pixelio.de, Sandor Somkuti)

Wien (pte022/16.08.2012/14:00) – Das Windows-Open-Source-Programm PaperBack http://ollydbg.de/Paperbak erlaubt es Nutzern Daten auf einem herkömmlichen Blatt Papier zu speichern. Dazu schreibt ein herkömmlicher Drucker QR-Code-ähnliche Muster auf das Medium. Die Datenmenge, die ein A4-Blatt fasst, hängt dabei von der Auflösung des Druckers ab. Bei 600 DPI passen allerdings lediglich 500 Kilobyte auf eine Seite. Erfinder Oleh Yuschuk hat die Anwendung eigentlich als Witz erfunden, das Speichern von Passwörtern für verschlüsselte Dateien und Datenträger kann aber durchaus Sinn machen. Bei optimalem Papier und entsprechender Tinte halten Daten über 100 Jahre.

Quadratisch, praktisch, gut

PaperBack speichert beliebige Dateien in quadratischen Mustern. Jedes Quadrat fasst etwa 80 Byte. Bei 200 DPI passen etwa 2.400 dieser Blöcke auf eine A4-Seite. Das entspricht rund 200 Kilobyte. Bei 600 DPI fasst ein doppelseitig bedrucktes Blatt schon ein Megabyte. Im Falle von Textdateien kann ein spezielles Komprimierungsverfahren die Kapazität einer einzigen Seite auf bis zu drei Megabyte erhöhen. Das ist immerhin schon mehr als vor 15 Jahren auf eine gängige Diskette gepasst hat. Um die Daten auszulesen, werden die bedruckten Blätter eingescannt. PaperBack stellt die ursprünglichen Daten aus dem Bild wieder her.

Um die Lesbarkeit auch im Falle von dreckigem oder beschädigtem Papier zu gewährleisten, hat Yuschuk einen Fehlerkorrekturmechanismus inkludiert. Ein Teil der Daten wird doppelt geschrieben. So können die Dateien auch dann noch ausgelesen werden, wenn 20 Prozent des Papiers unlesbar sind – zumindest in der Theorie. Die 100 Jahre Haltbarkeit erreicht der Papierspeicher allerdings nur, wenn säurefreies Papier verwendet wird und auch die Tinte solange ihre Farbe behalten kann.

Durch Pixelcodes wird die Maschinenlesbarkeit zu Lasten der Menschenlesbarkeit verbessert und die Informationsdichte erhöht. Zusätzliche Fehlerkorrekturcodes verbessern die langfristige Verfügbarkeit. Allerdings lösen sich die Tonerpartikel zuweilen großflächig vom Papier ab,
wogegen auch Fehlerkorrekturcodes weitgehend machtlos sein dürften. Dies geschieht besonders häufig bei Lagerung der Blätter in Stapeln", so ein Experte.

Fehlende Langzeitspeicher

Das Speichern von Daten über längere Zeiträume ist ein großes Problem. "Nach meinem Wissensstand gibt es aktuell keine digitalen Speichertechnologien die eine derart lange Haltbarkeit garantieren kann. Zudem sehe ich ein Problem in der technischen Verfügbarkeit der Zugriffsschnittstellen. Sobald eine neue Technologie ausgereift ist, empfiehlt es sich laufend eine Konvertierung auf die nächst aktuellere Technik durchzuführen, um immer am Lauf der Zeit zu bleiben", sagt Markus Häfele von der Attingo Datenrettung GmbH http://www.attingo.at gegenüber pressetext.

Das Speichern von Dateien auf Papier bietet da schon bessere Aussichten, sofern die Blätter sicher verwahrt und vor Hitze und Nässe geschützt werden. Die Speicherkapazität ist allerdings verschwindend gering, was einen produktiven Einsatz unmöglich macht. Findige Nutzer haben allerdings eine sinnvolle Einsatzmöglichkeit gefunden. Die Zugangsschlüssel für sichere Systeme wie E-Banking können hier sicher aufbewahrt werden.

Normalerweise befinden sich solche Passwörter auf USB-Sticks. Werden diese unlesbar, ist der Zugang vorerst nicht mehr möglich. Auf einem Blatt Papier gesichert lässt sich der Schlüssel aber umgehend wiederherstellen. Selbst wenn es in der Zukunft keine Technologie mehr geben sollte, um die Muster wieder in Daten zu verwandeln, ist nicht alles verloren. Theoretisch könnte der PaperBack-Code auch in Handarbeit entschlüsselt werden.

Interaktive OLED-Wandtapete zeigt TV-Zukunft

Interaktive OLED-Wandtapete zeigt TV-Zukunft
"Surfaces" kombiniert sechs Panels zu riesigem Multifunktionsscreen
 
Prototyp: So könnte der Fernseher der Zukunft aussehen (Foto: NDS)

Staines (pte023/24.05.2012/11:00) – Die Zukunft des Fernsehmarktes gehört den OLED-Displays, wie das britische Unternehmen News Digital Systems (NDS) http://www.nds.com mit seiner aktuellsten Entwicklung zeigt. Der Technologiekonzern, der sich auf verschiedene digitale TV-Lösungen spezialisiert hat, hat einen Prototyp einer "interaktiven Wandtapete" namens "Surfaces" entworfen, der sich als richtungsweisend für künftige TV-Geräte erweisen könnte. Dieser besticht durch ein riesiges multifunktional nutzbares Bild, das gleich auf insgesamt sechs nebeneinander gereihte OLED-Bildschirme projiziert wird.

"Es ist schon unglaublich, wie Science-Fiction-Fantasien genau vorhersagen konnten, in welche Richtung sich unsere Fernsehtechnologie entwickeln wird", zitiert der New Scientist Simon Parnall, Vizepräsident im Bereich Technologie bei NDS. Vor allem der im Rahmen von OLED-Displays verwendete Ansatz sei in vielerlei Hinsicht zukunftsweisend. Die Flat-Panel-Technologie, die bei "Surfaces" verwendet wird, erlaubt es beispielsweise, mehrere Bildschirme direkt anliegend aneinander zu positionieren. "Der Fernseher lässt sich somit in einzelne Kacheln einteilen, die in jeder beliebigen und nicht nur in rechteckiger Form angeordnet werden können", so Parnall.

3,6 mal 1,4 Meter Bildschirm

Auch wenn der von NDS entwickelte "Fernseher der Zukunft" lediglich ein Prototyp ist – alleine die Vorstellung, ein derartiges Gerät im eigenen Wohnzimmer stehen zu haben, dürfte wohl das Herz jedes Freundes des gepflegten Home Entertainments höher schlagen lassen: Insgesamt wurden sechs OLED-Panels nebeneinander zu einem 3,6 mal 1,4 Meter großen Bildschirm zusammengeschlossen. Dieser lässt sich wiederum entsprechend der User-Wünsche in unterschiedliche Bereiche einteilen, die dann gleichzeitig für verschiedene Anwendungen wie HD-TV, Internetbrowser, Social-Media-Apps oder Videotelefoniedienste genutzt werden können.

"Wenn das Gerät nicht eingeschaltet ist, gibt es einfach das Bild oder Muster von der dahinter liegenden Wand wieder", beschreibt Parnall einen weiteren besonderen Clou der NDS-Entwicklung. Auf diese Weise wirkt der eigentlich aufgrund seiner Größe kaum übersehbare Fernseher in den Wohnzimmern der Konsumenten beinahe unsichtbar. Beim Einschalten erscheint die "interaktive Wandtapete" dabei quasi aus dem Nichts und ist dann sofort einsatzbereit.

OLED-Preisentwicklung entscheidend

Der von NDS entwickelte "Fernseher der Zukunft" ist derzeit nicht mehr als eine bloße Machbarkeitsstudie und wird wohl in dieser Form nie im regulären Handel zu finden sein. Entscheidender Faktor für diese und ähnliche innovative Konzepte ist und bleibt die Preisentwicklung von OLED-Dislpays. Diese soll dem britischen Unternehmen zufolge erst mit der nächsten TV-Technologie-Generation im Laufe der nächsten fünf bis zehn Jahre deutlich erschwinglicher werden.

Untilgbarer Computer-Schädling

Hacker zeigt untilgbaren Computer-Schädling
Firmware-Infektion trotzt Virenprogrammen und Festplattenwechsel
 
Computer-Schädling: wird resistent (Foto: pixelio.de, Antje Delater)

Las Vegas (pte014/01.08.2012/13:55) – Der Hacker Jonathan Brossard hat auf der Black Hat Security Conference http://blackhat.com in Las Vegas Software vorgestellt, mit deren Hilfe Schadcode in die Firmware der BIOS-Chips von Computern eingeschleust werden kann. Kompromittierte PCs sind mit herkömmlichen Mitteln nicht mehr zu retten, die Malware bleibt auch nach gründlichsten Virenscans oder Festplattenwechseln aktiv, wie die Technology Review berichtet. Die Einbringung solcher schädlichen Software ist allerdings schwierig.

Nur mit Zugang zum Herstellungsprozess oder über den Einbau verseuchter Komponenten wie Netzwerkkarten kommt der Schädling auf den BIOS-Chip. "Das Thema wird schon länger diskutiert und spielt vor allem beim Militär und bei Unternehmen, die strenge Geheimhaltungsrichtlinien haben, eine Rolle. Privatanwender sind aufgrund des nötigen Aufwandes kaum betroffen. Diese Art des Systembefalls ist nur sehr schwer zu entdecken und unter Umständen sehr schwer zu entfernen", sagt Kaspersky-Virusanalyst Christian Funk http://kaspersky.de gegenüber pressetext.

Durchdachte Attacke

Brossards Software trägt den Namen "Rakshasa". Der Code muss – um wirksam zu werden – in den BIOS-Chip auf dem Motherboard eines Computers landen. Brossard hat aber entdeckt, dass er den Code auch in den Firmware-Chips anderer Komponenten verstecken kann. Dann springt der Code erst bei Bedarf auf das Motherboard über. Die Firmware des BIOS ist der erste Code, der beim Starten eines Computers ausgeführt wird. "Wenn jemand eine einzige bösartige Firmware auf deinem Computer installiert, gehörst du praktisch für immer ihm", dramatisiert der Hacker.

Wird Rakshasa auf einem Computern installiert, versucht das Programm eine Verbindung zum Internet herzustellen und den Code zur Übernahme des Computers herunterzuladen. So entstehen keine Spuren im Dateisystem, da der Code jedes Mal aus dem Netz gezogen wird. Rakasha setzt dann einige Sicherheitsmaßnahmen außer Kraft und infiziert das ganze Betriebssystem. Der Eindringling kann dann sowohl Daten stehlen als auch die Kontrolle über den Rechner übernehmen. Virenprogramme finden Rakshasa nicht und ein Wechsel von Festplatte oder Betriebssystem nutzt nichts, da der Schadcode sein Werk bei jedem Systemstart von neuem beginnt.

Rote Gefahr

Die einzige Lösung für Opfer von Rakshasa ist das Ersetzen sämtlicher Firmware durch vertrauenswürdige Versionen. "Das ist mit großem Aufwand verbunden und es besteht sogar geringe Gefahr, dass trotzdem Schadcode auf den Chips verbleibt", so Funk.

Brossard hat bei seiner Demonstration einen Rechner mit Windows 7 geknackt und die Passwortsperre außer Gefecht gesetzt. Seinen Angaben nach funktioniert der Schädling auf 230 verschiedenen Motherboard-Modellen. Eine Intel-Sprecherin bezeichnete Brossards Angriff als theoretisches Problem, da er Zugriff zum Mainboard voraussetzt. Zudem hätten viele neuen Motherboards verschlüsselten BIOS-Code. "Wer direkten Zugang zur Hardware hat, kann auf weniger anspruchsvolle Methoden zurückgreifen, um ein System zu kompromittieren. Trotzdem ist es wichtig, dass Hardwarehersteller Sicherheitsmechanismen einbauen, wie etwa die Verifizierung der Firmware", so Funk.

Brossard weist aber darauf hin, dass nur wenige Computer bereits über ein verschlüsseltes BIOS verfügen. "Zudem hätte eine Organisation, die Zugang zum Produktionsprozess hat, diverse Möglichkeiten, den Code zu installieren", so der Hacker. Das dürfte die Debatte über ein mögliches Sicherheitsrisiko durch die Herstellung von Hardware in China wieder anheizen. Sicherheitsexperten und paranoide Politiker haben chinesischen Herstellern schon öfter vorgeworfen, Hintertüren in ihre Hardware einzubauen. Bewiesen sind solche Anschuldigungen bisher aber nicht.