Bluthochdruck und Sauna

Bluthochdruck und Sauna

Experten bescheinigen gesundheitlichen Nutzen – wenn die Bedingungen stimmen

Heidelberg,
Februar 2016 – Viele Menschen, die an Bluthochdruck leiden, sind
verunsichert, ob sie in die Sauna gehen dürfen. Ein Experte der
Deutschen Hochdruckliga e.V. DHL® erklärt, welche Auswirkungen Saunieren
auf den Körper hat und was Bluthochdruck-Patienten dabei beachten
sollten.

Saunieren
genießt einen guten Ruf: Von regelmäßigen Saunagängen sollen
Wohlbefinden und Gesundheit profitieren. Das Immunsystem sei bereits
nach wenigen Monaten gestärkt und Saunagänger daher selten erkältet.
Diesen positiven Effekten steht die weit verbreitete Meinung entgegen,
dass Saunieren zu einem Kollaps aufgrund einer zu starken
Blutdrucksenkung führen könne. Verursacht werde diese durch die
Erweiterung der Blutgefäße durch die anhaltende Hitzeeinwirkung. „Hier
sollte jedoch zwischen den akuten Auswirkungen eines Saunagangs und
denen in der Ruhephase sowie der Langzeitwirkung regelmäßiger Saunagänge
unterschieden werden“, betont Professor Dr. med. Reinhard Ketelhut,
Sportwissenschaftler und Sportmediziner am Medical Center Berlin.

Was passiert beim Saunieren?

Der
Saunagang ist zunächst eine Belastung für das Herz-Kreislauf-System.
Haut- und Körpertemperaturen können bis auf 40 Grad Celsius ansteigen.
Es kommt zu einer vermehrten Ausschüttung von Stresshormonen, wodurch
sich auch die Herzfrequenz kontinuierlich beschleunigt. Nach 15 Minuten
Saunieren entspricht die Herzfrequenz Werten wie bei einer Belastung von
90 Watt auf dem Fahrradergometer – also etwa der Anstrengung, wenn man
mit einer Tasche in der Hand zum Bus rennt. „Unsere Untersuchungen haben
gezeigt, dass der obere, systolische Blutwert, mit der zunehmenden
Aufenthaltsdauer in der Sauna zunimmt“, so Professor Ketelhut. „Der
untere, diastolische Blutwert, steigt zu Beginn des Saunierens deutlich
an, und bleibt dann währenddessen konstant erhöht.“ Es komme also nicht
zu einem Abfall des diastolischen Wertes. „Die Blutdrucksenkung tritt
erst in der Ruhephase ein“, erklärt der Experte. Dann halte sie noch
lange an. Wer einen gut eingestellten Bluthochdruck habe, müsse nicht
auf das Saunavergnügen verzichten. „Der Blutdruck entspricht ungefähr
dem bei einer Belastung von 70 Watt auf einem Fahrradergometer“,
erläutert Professor Ketelhut.

Saunieren mit Bluthochdruck – so geht`s

„Wer
sich lange nicht mehr körperlich belastet oder Sport getrieben hat,
sollte ebenso wie Patienten mit Vorerkrankungen vor dem ersten
Saunabesuch seinen Arzt hinzuziehen“, rät Professor Ketelhut. Dieser
solle ein Belastungs-EKG durchführen, um einen Sauerstoffmangel am
Herzen auszuschließen. „Ein Kriterium hierfür ist eine beschwerdefreie
Belastbarkeit von mindestens 1 Watt/kg Körpergewicht.“ Wer hohen
Blutdruck habe, für den gelte: Der Blutdruck soll nicht nur in Ruhe,
sondern auch unter Belastung gut eingestellt sein. „Bei 20 bis
50-jährigen Frauen und Männern sollte er bei 100 Watt einen Wert von
200/100 mmHg nicht überschreiten“, betont der Experte. Dann stehe dem
Saunavergnügen nichts im Wege. Wer mit gut eingestelltem Bluthochdruck
regelmäßig saunieren wolle, sollte aber noch weitere Dinge beachten. Zum
einen sollten Einsteiger langsam beginnen und sich langsam steigern. In
der typischen finnischen Sauna herrschen Temperaturen von 80 bis zu 100
Grad Celsius bei nahezu null Prozent Luftfeuchtigkeit. Für den Anfang
sind Bio- oder Dampfsaunen mit 45 und 60 Grad Celsius bei höherer
Luftfeuchtigkeit ratsam. Auch die Verweildauer sollte zu Beginn nur etwa
drei bis fünf Minuten betragen und bei guter Verträglichkeit langsam
gesteigert werden. Zum anderen sollten Patienten mit Bluthochdruck eine
radikale Abkühlung nach dem Saunagang im Eisbecken oder der kalten
Dusche vermeiden. „Dies könnte eine Engstellung der Gefäße und dadurch
einen stärkeren Blutdruckanstieg verursachen“, erklärt Professor
Ketelhut. Diese Veränderungen könnten bei Menschen mit
Herzkranzgefäß-Erkrankungen Herzbeschwerden hervorrufen. Ratsam sei ein
langsames, kontrolliertes und stressfreies Abkühlen an der Luft oder
durch lauwarmes Wasser sowie eine Ruhepause von mindestens 30 Minuten
nach jedem Saunagang.

Langfristiger Nutzen

Der
Blutdruck ist in der Ruhephase nach der Sauna noch deutlich niedriger
als vor dem Saunabesuch. Für die Blutdrucksenkung ist sicherlich zum
Teil ein Flüssigkeitsverlust durch Schwitzen verantwortlich. Studien
haben aber gezeigt, dass bei regelmäßigem Saunieren eine dauerhaft
günstige Wirkung auf die Blutdruckregulation zu erwarten sei, die nicht
allein durch den Flüssigkeitsverlust zu erklären ist. So wurde der
Blutdruck bei Hypertonikern bei zweimal wöchentlichem Saunabesuch von
166/101 mmHg nach drei Monaten auf 143/92 mmHg und somit um 23 mmHg
systolisch und 9 mmHg diastolisch gesenkt. Bei Patienten mit
Herz-Kreislauferkrankungen konnte eine vergleichbare Blutdrucksenkung
von 162/110 mmHg auf 139/92 mmHg erzielt werden, was dann sogar noch
nach drei Jahren nachweisbar war. Als wesentlicher Faktor für die
Blutdrucksenkung durch Saunieren wird eine funktionelle Verbesserung des
Endothels – der Innenschicht der arteriellen Gefäße – angenommen, wie
sie auch regelmäßiges Ausdauertraining mit sich bringt. Aber auch die
Regulation der Stresshormone kann durch regelmäßige Saunagänge günstig
beeinflusst werden.

Wer aufs Schwitzen besser verzichtet

Es
gibt auch Faktoren, die gegen einen Saunabesuch sprechen: Dazu zählen
ein schlecht eingestellter Bluthochdruck oder wiederholte
Blutdruckkrisen, akute Herzschwäche, Brustschmerzen mit sich ändernder
Symptomatik (instabile Angina Pectoris) und weitere Herzerkrankungen,
bei denen starke Belastungen vermieden werden sollten. „Wer sich
unsicher ist, ob er nicht dennoch saunieren kann, für den ist auch hier
der betreuende Arzt der erste Ansprechpartner“, betont Professor
Ketelhut.