Bildungsferne Schichten: Lebensalter nimmt ab

Bildungsferne Schichten: Lebensalter nimmt ab
Soziale Faktoren ausschlaggebend für Lebenserwartung

Bethesda (pte001/26.09.2012/06:00) – Amerikanische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die Lebenserwartung für Menschen mit geringer Bildung in bestimmten sozialen Gruppen immer kleiner wird. Vor über 20 Jahren lag die Lebenserwartungsrate für diejenigen ohne einen Schulabschluss noch bei 78,5 Jahren. 2008 reduzierte sich die Lebenserwartung jedoch um fünf Jahre.

Unterschiede in Subkategorien

Diese Erkenntnis betrifft jedoch nur bestimmte soziale Gruppen. Dabei zeigt sich das höchste Altersgefälle bei weißen, wenig gebildeten Frauen. Weiße Männer verloren drei Jahre. Afro- und Hispano-Amerikaner ohne Schulabschluss erfahren hingegen einen Anstieg der Lebenserwartungsrate. Stefan Hopmann, Schul- und Bildungsforscher der Universität Wien http://univie.ac.at , erklärt im pressetext-Interview, dass ein gewisses Tertium dabei nicht genannt wird. "Die Lebenslage ist in diesem Zusammenhang von Bedeutung – das heißt, unter welchen sozialen, kulturellen oder gesundheitlichen Bedingungen jemand lebt", so der Wissenschaftler.

Mit einer höheren Ausbildung wachse das Einkommen und somit der Handlungsspielraum sowie die Lebensqualität. "Nicht allein der Schulabschluss führt zu einer höheren Lebenserwartung. Diese direkte Schlussfolgerung ist unzureichend", so der Experte. Zur Erhöhung der Lebenserwartung müssen mehrere Faktoren miteinbezogen werden, wie Ernährung, Versicherung, medizinische Versorgung und Ähnliches. Auch das Ausbildungsniveau sei je nach Land unterschiedlich.

Wert des Abschlusses abgenommen

Das Bildungsniveau hat in den vergangenen Jahren in mehreren Ländern zugenommen. Dadurch, dass immer mehr Menschen einen Abschluss haben, verringert sich jedoch auch der Wert dieses. "Wenn man nur eine Person von 100 ist, die eine mittlere Reife hat, ist dieser Wert höher, als wenn 99 von 100 diesen Abschluss haben", erklärt Hopmann. In den USA sei der High-School-Abschluss indes bereits gewöhnlich, deswegen müsse man bei der Erforschung der Lebenserwartung eine höhere Etappe einbeziehen.

"Dass Afro- und Hispano-Amerikaner zudem einen Anstieg der Lebenserwartung erfahren, bezweifle ich", sagt der Experte. Es gäbe oft Panoramameldungen, die stark an den amerikanischen Wahlkampf anknüpfen. Damit versuche man, sich gegenseitig die Schuld für die Lebensumstände der weißen und farbigen Bevölkerung zuzuweisen.