Bildung als Schlüssel zur Integration

Bildung als Schlüssel zur Integration

Mit
der anhaltenden Flüchtlingswelle kommen viele Kinder und Jugendliche
aus Krisengebieten nach Deutschland. Bildungsforscher der
Leibniz-Gemeinschaft raten zu einer raschen Integration in den regulären
Schulalltag.

„Die
besten Chancen auf eine erfolgreiche Integration haben wir, wenn
geflüchtete Kinder im frühen Alter bald Kitas und Kindergärten besuchen
und dabei Austausch mit deutschsprachigen Kindern haben“, sagte Marcus
Hasselhorn, geschäftsführender Direktor am Deutschen Institut für
Internationale Pädagogische Forschung in Frankfurt, auf einer
Pressekonferenz anlässlich des vom Leibniz-Forschungsverbund
„Bildungspotenziale“ organisierten bildungspolitischen Forums in Berlin.
„Das ist eine extreme Herausforderung für Lehrer, Eltern und Schüler,
aber wir müssen eine Ghettoisierung verhindern“, erklärte auch der
Bildungsökonom Ludger Wößmann vom ifo Zentrum für Bildungsökonomik in
München. Für beide Leibniz-Bildungsforscher ist das rasche Erlernen der
deutschen Sprache Dreh- und Angelpunkt einer gelungenen Integration.
Gerade im Grundschulalter weisen ihnen zufolge Kinder eine hohe
Fähigkeit auf, neue Sprachen schnell zu erlernen. Es gebe ein
Zeitfenster bis etwa zum zehnten Lebensjahr, das müsse man nutzen,
betonte Hasselhorn. Ausschlaggebend sei zudem das Umfeld. Sobald mehr
als 40 Prozent der Schulkinder keine Muttersprachler seien, ist das
Erlernen der neue Sprache deutlich schlechter, sagte Hasselhorn. Zur
erfolgreichen Integration älterer Schüler empfahlen die
Bildungsforscher, über Sprachintensivkurse auf den Besuch des regulären
Unterrichts vorzubereiten. Flüchtlinge ohne Qualifikation, riet Wößmann,
sollten so rasch wie möglich in den Arbeitsmarkt integriert werden. Um
ihre Beschäftigung für Unternehmen attraktiv zu gestalten, sollten
Sonderregelungen greifen, ähnlich wie bei Langzeitarbeitslosen. So
könnte zum Beispiel bei der Beschäftigung von Flüchtlingen die
Verpflichtung, Mindestlohn zu zahlen, für ein Jahr ausgesetzt werden,
schlug Wößmann vor.

„Akzeptanz
und Umsetzbarkeit von Bildungsreformen: Wie wir Bildungspotenziale
ausschöpfen können“ war eine Tagung des Forschungsverbunds
„Bildungspotentiale“ der Leibniz-Gemeinschaft; dies ist ein
Zusammenschluss von 16 der insgesamt 89 Institute der
Forschungsorganisation. Hier widmen sich fachübergreifend Pädagogen,
Neurowissenschaftler, Ökonomen, Politikwissenschaftler, Psychologen,
Soziologen wie Informatiker wichtigen Fragen der Bildungspolitik und
helfen so mit, tragfähige Bildungskonzepte zu entwickeln und
erfolgversprechende Reformen anzustoßen. Dank des Verbunds ist es in den
vergangenen Jahren gelungen, das Profil als Leibniz-Gemeinschaft weiter
zu schärfen. „Leibniz“ ist heute die Forschungsorganisation mit der
größten und umfassendsten Expertise auf dem Feld der Bildung. Hier wird
der nationale Bildungsbericht koordiniert und es entstehen wichtige, in
der Öffentlichkeit wahrgenommene Studien wie jüngst das ifo
Bildungsbarometer.

www.leibniz-bildungspotenziale.de