Bei Grünem Star auch tagsüber mit Licht Auto fahren
Berlin
– Altersbedingte Makuladegeneration, Grüner Star und Morbus Alzheimer
führen zu Einbußen bei der visuellen Wahrnehmung. Gestörte
Reaktionsfähigkeit, falsche Einschätzung von Geschwindigkeiten, blinde
Flecken im Gesichtsfeld sowie verminderte Sehschärfe bei Tag und in der
Dämmerung sind häufige Folgen. Autofahren kann dann zur Gefahr werden.
Was Betroffene und Angehörige tun können, um die Sicherheit im Verkehr
zu erhöhen, erklären Experten anlässlich des bevorstehenden Kongresses
der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG).
Die
Altersbedingte Makuladegeneration (AMD) mindert die Sehschärfe am Tag
und beeinträchtigt das Sehvermögen in der Dämmerung und bei Nacht. „Das
kann dazu führen, dass der Fahrer Geschwindigkeiten von anderen
Verkehrsteilnehmern falsch einschätzt oder dritte Personen vollständig
übersieht“, sagt Professor Dr. med. Karl Ulrich Bartz-Schmidt,
Kongress-Präsident der DOG und Ärztlicher Direktor der
Universitäts-Augenklinik Tübingen.
Beim
Grünen Star, dem Glaukom, zeigen sich darüber hinaus auch Defekte im
Gesichtsfeld. Es entstehen gewissermaßen „Lücken“ in der Wahrnehmung,
die den Betroffenen selbst oft gar nicht bewusst sind, weil das Gehirn
diese blinden Flecken automatisch mit Informationen aus dem Umfeld
auffüllt. „Das kann zur Folge haben, dass Fahrzeuge, Fußgänger oder
Radfahrer komplett übersehen werden“, ergänzt Professor Dr. rer. nat.
Dr. med. Bernhard Lachenmayr, Vorsitzender der DOG-Verkehrskommission.
Studien belegen: Ist das Sehvermögen bei Dämmerung herabgesetzt, steigt
das Risiko für Dunkelheitsunfälle. „Fahrer mit herabgesetzter
Tagessehschärfe wiederum sind häufiger in Überholunfälle verwickelt, die
leider oft tödlich enden“, betont Lachenmayr.
Um
diese Gefahren zu reduzieren, sollten Betroffene und Angehörige
Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. „Oftmals hilft es, nur noch tagsüber in
bekanntem Umfeld zu fahren und auf Überholmanöver zu verzichten“,
berichtet Lachenmayr. Auch der Tipp, Brille und Windschutzinnenscheibe
regelmäßig zu reinigen sowie auf getönte Frontscheiben zu verzichten,
ist sinnvoll – zusammen mit ungünstigen Wetterverhältnissen können all
diese Faktoren den Lichteinfall ins Auge um mehr als zwanzig Prozent
verringern.
„Zusätzlich
erscheint es sinnvoll, wenn die Betroffenen auch bei Tag mit
Scheinwerferlicht fahren, am besten mit einem echten Tagfahrlicht“, so
Lachenmayr. Dadurch wird der Fahrer besser von anderen
Verkehrsteilnehmern und Fußgängern wahrgenommen, was deren Sicherheit
erhöht. Zusätzliche elektronische Hilfen wie Nachtsichtgeräte können
dagegen schnell zu einer Überforderung des Fahrers führen, der ohnehin
an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit operiert.
Verschlimmert
sich die Kondition des Fahrers allerdings weiter und ist Gefahr in
Verzug, muss der behandelnde Arzt ein Fahrverbot aussprechen. „Dem
nachzukommen, fällt vielen Betroffenen schwer“, berichtet Lachenmayr.
Häufig mangele es auch an Einsicht, vor allem bei Alzheimer-Patienten.
„Dann müssen Dritte wie Hausarzt und Familienangehörige mithelfen und
Überzeugungsarbeit leisten“, betont Lachenmayr. Im Extremfall kann der
Augenarzt bei den Behörden ein Fahrverbot vorschlagen, die dann den
Entzug der Fahrerlaubnis veranlassen.
DOG: Forschung – Lehre – Krankenversorgung
Die
DOG ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für
Augenheilkunde in Deutschland. Sie vereint unter ihrem Dach mehr als
6000 Ärzte und Wissenschaftler, die augenheilkundlich forschen, lehren
und behandeln. Wesentliches Anliegen der DOG ist es, die Forschung in
der Augenheilkunde zu fördern: Sie unterstützt wissenschaftliche
Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und gibt wissenschaftliche
Fachzeitschriften heraus. Darüber hinaus setzt sich die DOG für den
wissenschaftlichen Nachwuchs in der Augenheilkunde ein, indem sie zum
Beispiel Stipendien vor allem für junge Forscher vergibt. Gegründet im
Jahr 1857 in Heidelberg, ist die DOG die älteste
medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft der Welt.