Bedrohhte Wildlachse duch Züchtungen

Edmonton (pte/03.10.2006/15:35) – Wolken von Seeläusen aus Aquafarmen
infizieren und töten bis zu 95 Prozent der jungen Wildlachse, wenn
diese auf dem Weg ins Meer sind. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie
um den Wissenschaftler Martin Krkosek von der University of Alberta in
Edmonton. Den Forschern ist es damit erstmals gelungen zu beweisen,
welche verheerenden Auswirkungen die Zuchtlachse unter ihren
freilebenden Artgenossen anrichten.

"Es ist ein weitere Feststellung, wie gefährlich die Auswirkungen der
Zucht für die wild lebenden Tiere sein können", schreiben die Forscher
in der jüngsten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Proceedings of the
National Academy of Sciences http://www.pnas.org. Die Fischfarmen sind
deswegen errichtet worden, damit die Supermärkte mit billigen Angeboten
überschwemmt werden, merkt das Wissenschaftsmagazin National Geographic
an. "Die wild lebenden Tiere sind durch Überfischung bis an den Rand
des Aussterbens gedrängt worden, nun gibt es Zuchtlachse, die
dementsprechend billig sind." Schon im Vorjahr hatte das Forscherteam
festgestellt, dass die Wildlachs-Bestände durch Seeläuse aus
Zuchtbetrieben wesentlich stärker gefährdet sind als angenommen
(pressetext berichtete http://www.pressetext.at/pte.mc?pte=050330040 ).
Seeläuse sind parasitische Krustentiere, die auch Fische befallen.

"Diese neuen Resultate werden die Debatte um Zuchtlachse aus Aquafarmen
definitiv neu anregen", zeigt sich der Fischereiexperte Ray Hilborn von
der University of Washington in Seattle überzeugt. Seeläuse sind für
adulte Lachse keine besonders große Gefahr und kommen auch häufig vor.
Für Jungtiere bedeuten diese Parasiten aber häufig den Tod, da diese
große Löcher in die Haut der Fische bohren und dort offene Wunden
hinterlassen. Ein weiteres Problem für die Wildbestände sind
freigekommene Zuchttiere. In einer anderen Studie konnten 80 Prozent
der Lachsbestände in Norwegen zu Fischfarmen zurückverfolgt werden. Im
Jahr 2002 sind mehr als 600.000 Lachse aus einer einzigen Fischfarm auf
den Färöer-Inseln freigekommen. In Schottland sollen es mittlerweile
auch über eine Million solcher Lachse geben, die von Zuchtfarmen in die
Wildnis gelangten. "Das Problem hier entsteht, weil die Zuchtformen
jene sind, die einen klaren kompetativen Vorteil genießen und die
regulären heimischen Arten verdrängen", so Jeremy Read, Direktor des
Atlantic Salmon Trust http://www.atlanticsalmontrust.org, einer
Umweltorganisation zum Schutz der Lachse.

"Wir haben immer schon vor den Auswirkungen der Aquakulturen gewarnt.
Bei den Lachsfarmen muss man von einer Massentierhaltung sprechen, noch
schlimmer ist die Mast von Tunfischen", so Nina Thüllen, Meeresbiologin
bei Greenpeace-Österreich http://www.greenpeace.at , im
pressetext-Interview. Thüllen sieht neben den Krankheiten und Parasiten
das größte Problem allerdings bei der Nahrung der Zuchtlachse. "Das ist
eine reine Proteinverschiebung, denn Zuchtfische brauchen Fischmehl als
Nahrung. Und dieses stammt wieder aus dem Meer", so Thüllen. Andere
Arten würden hemmungslos abgefischt, damit man genügend Futter für die
Aquafarmen zur Verfügung habe. "Damit wird erneut ein Freibrief für den
Raubbau mit unkontrollierter Fischerei in den Meeren gegeben." Ein
weiteres Problem stelle die große Menge an Fäkalien aus den Aquafarmen
dar. Die Menge an eingesetzten Antibiotika wurde durch das Einführen
von Impfaktionen jedes einzelnen Lachses zurückgedrängt.