Barrier-Riff steht vor dem Ende

IPCC-Bericht warnt vor katastrophalen Klimaschäden

Sydney (pte/30.01.2007/13:50) – Das berühmte Great Barrier Reef an der
Ostküste Australiens könnte schon bald zu einem toten Riff werden,
befürchten Forscher. Wenn nämlich die Wassertemperaturen derart hoch
bleiben, werden die Korallen dies nicht überleben, sondern die bereits
vorhandene Korallenbleiche weiter antreiben, berichtet die australische
Tageszeitung The Age http://www.theage.com.au/ .

Der UN-Ausschuss für den Klimawandel – dem Intergovernmental Panel on
Climate Change (IPCC) http://www.ipcc.ch/ -, der zurzeit mit 500
Forschern in Paris tagt, geht von dieser tristen Situation aus. Zudem
warnen die Experten davor, dass die Erwärmung in den Küstenregionen
Milliarden Dollar an Schäden verursachen werden. Bei weiter anhaltender
Erwärmung könnte die Korallenbleiche zu einem jährlichen Ereignis
werden. Ein weiteres Problem, das mit der Erwärmung einhergeht, ist die
Übersäuerung des Meerwassers. Das Barrier-Riff ist mit seiner
Gesamtlänge von mehr als 2.000 Kilometern der größte lebende Organismus
des Planeten Erde. Es ist auch das einzige "Lebewesen", das sogar vom
Weltraum aus sichtbar ist. Mehr als 1.500 Fischarten leben dort. Zudem
gehört das Riffsystem zu den größten Tourismusattraktionen Australiens,
das jährlich Millionen von Besuchern anlockt.

"Wir werden uns darauf einstellen müssen, dass die Zahl der
Korallenriffe unter den gegebenen Umständen deutlich abnehmen wird", so
der Wiener Meeresbiologe Jörg Ott von der Universität Wien
http://www.univie.ac.at/marine-biology im pressetext-Interview. Dabei
könne es sein, dass sie auf ein Zehntel ihres einstigen Bestandes
zurückgehen, meint Ott. Wobei es zu großen regionalen Unterschieden
kommen werde. "Wenn die dünne Haut der lebenden Substanz von Korallen
zerstört ist, geht die weitere Zerstörung eines Riffes schnell vor
sich", erklärt der Wissenschaftler. Es gebe aber Berichte, wonach
einige der Korallenriffe sich in den vergangenen Jahren wieder erholt
hätten. "Ein Negativ-Faktor ist allerdings die Übersäuerung der Ozeane,
denn diese erschwert es kalkhaltigen Lebewesen wie Korallen oder
Muscheln Kalk zu bilden." Die Versauerung sei definitiv auf eine
Erhöhung des CO2 zurückzuführen. "Durch diese Tatsache werden die
Korallen quasi in einen Zangenangriff genommen: Einerseits wollen ihre
Symbionten das wärmere Wasser nicht, andererseits macht die
Übersäuerung die Bildung von Kalk schwerer", erklärt Ott abschließend
im pressetext-Interview.

Die gesamte IPCC-Studie sollte erst am Freitag veröffentlicht werden.
Bekannt wurde aber bereits jetzt, dass sich die Temperaturen bis 2100
um bis zu 4,5 Grad weiter erhöhen werden. Damit verbunden werde der
Meeresspiegel zwischen knapp 13 und 58 Zentimetern steigen. Der Bericht
des IPCC liefert die bisher umfassendste wissenschaftliche Grundlage
für die internationale Politik. IPCC-Präsident Rajendra Pachauri
kündigte Beweise dafür an, dass der CO2-Ausstoß den Klimawandel
beeinflusse. Er hoffe, die Studie werde die Menschen schockieren und
die Regierungen zum Handeln bringen. "Nie war der Bedarf an
verlässlichen Daten zur Erderwärmung so groß wie heute", so Pachauri.
Seit dem letzten Bericht 2001 beschleunigte sich der Anstieg des
Meeresspiegels ebenso wie das Schmelzen der Gletscher. Der Ausstoß von
Treibhausgas ist weiter gestiegen. Die UN-Wissenschaftler fürchten, der
vom Menschen in Gang gebrachte Klimawandel könnte nicht mehr gestoppt
werden.