Augen-Kontrolluntersuchungen

Diese Augen-Kontrolluntersuchungen sollte man nicht versäumen

Bonn
–  Nur jeder fünfte Deutsche war in den letzten fünf Jahren beim
Augenarzt. Dabei kann eine regelmäßige Untersuchung helfen, Sehstörungen
und sogar Erblindungen zu vermeiden. Die Stiftung Auge weist anlässlich
der Woche des Sehens (8. bis 15. Oktober) auf die wichtigsten
Vorsorgeuntersuchungen bei Kindern und Erwachsenen hin.

Die
erste augenärztliche Untersuchung sollte vor dem zweiten Geburtstag
erfolgen. „Bei Kindern, die beispielsweise schielen sollte die
augenärztliche Untersuchung bereits im 1. Lebensjahr erfolgen. Auch
Kinder, deren Eltern schielen oder eine Brille tragen, sollten schon im
1. Lebensjahr beim Augenarzt vorgestellt werden“, erklärt Privatdozentin
Dr. med. Christina Beisse von der Universitäts-Augenklinik Heidelberg.
Auch unauffällige Kinder sollten zum Augenarzt. Nur so kann etwa eine
lebenslange Schwachsichtigkeit, Amblyopie genannt, verhindert werden.

Zur
Amblyopie kommt es, wenn auf der Netzhaut beider Augen unterschiedliche
Bildsignale eintreffen. Das kindliche Gehirn unterdrückt dann den
Seheindruck eines Auges und entsprechend entwickeln sich die notwendigen
Nervenbahnen im Gehirn nicht. „Diese unvollständige Reifung des Gehirns
lässt sich später nicht mehr korrigieren“, so Beisse. Die Sehschwäche
beeinträchtigt nicht nur den Alltag, sie erhöht auch das Unfallrisiko.
In Deutschland leiden 5,6 Prozent aller Menschen unter Amblyopie.
Weniger als die Hälfte davon hat ein Schielen. Die häufigste Ursache ist
eine unterschiedliche Kurz- oder Weitsichtigkeit beider Augen. „Diese
Störung kann der Kinderarzt bei den U-Untersuchungen in der Regel nicht
erkennen“, sagt Beisse. Die Diagnose müsse ein Augenarzt im
Kleinkindalter stellen. Danach bestünde sonst die Gefahr, dass trotz
Behandlung das Sehvermögen stark beeinträchtigt bliebe.

Im
Alter zählen der grüne Star (Glaukom), die altersabhängige
Makuladegeneration (AMD) und die diabetische Retinopathie zu den
häufigsten Volkskrankheiten am Auge – sie verursachen zusammen mehr als
75 Prozent aller Erblindungen. Professor Dr. med. Frank Holz, Direktor
der Universitäts-Augenklinik Bonn, rät daher auch Erwachsenen zu
regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen.

„Ab
dem 55. Lebensjahr ist eine jährliche Untersuchung beim Augenarzt
ratsam“, sagt der Vorsitzende der Stiftung Auge: „Jüngere Menschen
sollten ihre Augen alle zwei bis vier Jahre kontrollieren lassen.“ Die
Vorsorge dient dabei insbesondere auch der Früherkennung eines grünen
Stars. „Die rechtzeitige Diagnose und Therapieeinleitung kann eine
Sehschädigung durch Glaukom verhindern“, sagt Holz. Die Folgeschäden
werden jedoch oft unterschätzt. Dabei beziehen in Deutschland allein
wegen eines Glaukoms etwa 16.500 Personen Blindengeld. „Ein regelmäßiges
Screening könnte viele dieser Fälle verhindern.“

Die
Erstdiagnose einer AMD werde immer noch häufig als Zufallsbefund bei
einer Routine-Untersuchung gestellt, so Holz. Denn AMD-Frühformen
verursachen kaum Symptome. Die zentrale Sehschärfe ist gut. Sollten
Erwachsene jedoch eine verlängerte Anpassung an dunkle Lichtverhältnisse
wahrnehmen oder Sehprobleme bei schlechter Beleuchtung auftreten,
könnten das erste Anzeichen sein.

Spezielle
Empfehlungen gibt die Stiftung Auge auch für Menschen mit Diabetes. Sie
müssen ihre Augen mindestens einmal jährlich kontrollieren lassen, bei
einer Augenschädigung auch häufiger. „Dies ist wichtig, da es
mittlerweile sehr wirksame Medikamente gibt, die das Fortschreiten
aufhalten und die Sehkraft verbessern“, so Holz. „Sie müssen aber
rechtzeitig eingesetzt werden“.

Generell
sei jede Sehverschlechterung Anlass für einen Augenarztbesuch.
„Nebelsehen, krumme Linien, Lichtblitze, Rußregen oder
Gesichtsfeldausfälle sind Alarmzeichen, die niemand ignorieren sollte“,
so der Experte der Stiftung Auge, die 2008 von der Deutschen
Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) gegründet wurde.