Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom weit verbreitet

Keine "Modekrankheit"

Wien (pts/23.06.2005/09:00) – Was ist ADHS und was hat es mit aktiven Kindern zu tun?

ADHS bzw. das hyperkinetische Syndrom (HKS) ist eine anhaltende,
schwere Verhaltensstörung, die im diagnostischen und statistischen
Handbuch der psychischen Störungen des American Psychiatric
Associations, 4th Ed. (DSM-IV) bzw. in der internationalen
Klassifizierung der Krankheiten der Weltgesundheitsorganisation
(ICD-10) definiert wird. Sie betrifft weltweit sowohl ca. 5% der Kinder
als auch zwischen 30 und 70% der Erwachsenen, die als Kinder davon
beeinträchtigt waren. ExpertInnen gehen davon aus, dass es heutzutage
nicht mehr ADHS-Kinder als früher gibt – nur fallen sie in der
gegenwärtigen Umwelt- und Schulsituationen mehr auf. ADHS bzw. das HKS
äußert sich bereits vor dem vollendeten 6./7. (lt. ICD 10) Lebensjahr.
Die Hauptmerkmale sind in mindestens 2 Situationen beobachtbar, z.B.
zuhause und in der Schule. Es handelt sich um keine sogenannte
"Modekrankheit". ADHS bzw. das HKS wird in der medizinischen und
sonstigen Literatur (unter verschiedenen Namen) schon seit dem 19.
Jahrhundert beschrieben. Bekannt ist der "Struwwelpeter" von Dr.
Hoffmann in Deutschland. Hoffmann dürfte – wie viele andere begabte
Menschen, z. B. Hermann Hesse, Mozart oder Leonardo da Vinci –
möglicherweise selbst davon betroffen gewesen sein.

ADHS wird durch folgenden Verhaltensweisen gekennzeichnet:

·    ein hohes Niveau an Aktivität und Impulsivität (mit extremen Emotionen)

oder

·    diese 2 Symptome plus inkonsistente (zu viel od. zu wenig) Aufmerksamkeit

oder

·    lediglich inkonsistente Aufmerksamkeit.

Was für Auswirkungen kann ADHS haben und wo kommt es her?

Eine undiagnostizierte und unbehandelte ADHS beeinträchtigt meist nicht
nur das Familien-, Kindergarten- und Schulleben, die Ausbildungs- bzw.
Berufchancen sowie die sozialen Beziehungen sondern auch die
persönliche Zufriedenheit. Die Symptomatik einer nicht erkannten ADHS
kann in schlimmen Fällen zu Drogen- und Alkoholsucht, Risikoverhalten
u.a. im Straßenverkehr, Arbeitslosigkeit, Scheidung, schweren
Stimmungsstörungen (z.B. Depressionen und Angststörungen) und sogar
kriminellem Verhalten führen. Aus Zwillings- und Adoptionsstudien ist
bekannt, dass das Risiko ADHS zu bekommen, zu etwa 80% genetisch
bedingt ist. Kopfverletzungen, Alkohol, Nikotin und Drogen in der
Schwangerschaft können ebenfalls zu einem ADHS-Verhalten führen.

Gibt es einen Test für ADHS?

In einigen Medien sowie in der Populärliteratur ist mitunter zu
vernehmen, dass ADHS ein umstrittenes Thema sei, mit jahraus jahrein
stattfindenden Auseinandersetzungen bezüglich dessen Existenz, Diagnose
und Therapie. Die Europäische Gesellschaft für Kinder- und
Jugendpsychiatrie (ECAP) stellt jedoch fest, dass die Verhaltensweisen,
woraus eindeutig auf ADHS geschlossen werden kann, keine willkürliche
Ansammlung von Symptomen sind. Was die diagnostischen Methoden
betrifft, weist die ECAP darauf hin, dass es bisher bei keiner
psychischen Störung einen biologischen oder psychologischen Test gibt,
der für die Erstellung einer exakten Diagnose geeignet ist. Die ECAP
nimmt an, dass lediglich bei einer Minderheit von Kindern mit ADHS
dieses Symptom auch erkannt und behandelt wird. Ferner dürfte auch eine
gewisse Anzahl von Kindern, die gar kein ADHS haben, mit Medikamenten
behandelt werden. Diese Situationen sind selbstverständlich
unbefriedigend.

Wie behandelt man ADHS?

Die multimodale Therapie – bestehend sowohl aus handlungsorientierten
Lösungen zuhause und in der Schule als auch ggf. einer von der ECAP
abgesegneten medikamentösen Behandlung – wird in der medizinischen
Literatur als durchaus erfolgreich bezeichnet. Ein spezifisches ADHS-
orientiertes Elterntraining und eine kognitive Verhaltensintervention
in der Schule bzw. auf Sommerlagern etc. haben sich für ADHS- Kinder
als äußerst wirksam erwiesen. Die Medikation stellt Kinder nicht
"ruhig", wie oft behauptet wird, sondern ermöglicht häufig erst den
Beginn andere wesentliche Therapien und wirkt darüber hinaus
prophylaktisch gegen Sucht.

Ergänzend können auch Ergotherapie, Logopädie, Neurofeedbacktherapie,
soziales Kompetenztraining und Behandlung der meist vorhandenen
Begleitstörungen (z.B. Teilleistungsschwächen, oppositionelles
Verhalten, Depressionen, Angst) zur Anwendung kommen.

Die von verschiedenen (z.T. unqualifizierten) Personen empfohlenen
Behandlungsmethoden, wie z.B. die Familienaufstellung, Kinesiologie,
Homöopathie, Festhalte-, Kraniosakrale- und Hörtherapie, die Behandlung
mit AFA-Algen oder Bachblüten, phosphatfreie, salicylatfreie od.
zuckerreduzierte Diäten aber auch die Psychoanalyse zählen nicht zu den
wissenschaftlich anerkannten ADHS-Therapien.

Information:

Verein ADAPT

Wien

Tel. 0676/5165687

verein_adapt@yahoo.com

http://www.adapt.at         

Verein f. hyperaktive Kinder

Linz, OÖ

Tel. 0676/4744532

office@hyperaktivekinder.at

http://www.hyperaktivekinder.at

SHG AD(H)S-Kinder Pinzgau

Zell am See, Sbg

Tel. 0650/4571361

dany.klaus@sbg.at

http://www.salzburg.at/miniweb/adhskinderpinzgau/

Beratungsstelle f. Kinder mit hyperaktiven Störungen

Wolkersdorf, NÖ

Tel. 02245/6870

beratung.wodo@asn.netway.at

http://www.schulfragen.at