"Wunderpille" Champix trotzdem kein Allheilmittel
Washington (pte/11.07.2007/06:20) – Ein Medikament, das nicht nur die Nikotinabhängigkeit, sondern auch andere Süchte wie Alkoholismus oder Spielsucht bekämpft, glauben amerikanische Wissenschaftler nun gefunden zu haben. Die Antiraucherpille Chantex, in Europa Champix, kam eigentlich schon vor Monaten auf den Markt. Doch erst jetzt haben Forscher der Universität von Kalifornien http://www.ucsf.edu nachgewiesen, dass das Medikament auch Alkoholsucht und vermutlich noch weitere Abhängigkeiten bekämpfen kann. "Ich halte das grundsätzlich für möglich", bestätigt Michael Musalek vom Anton-Proksch-Institut im Gespräch mit pressetext. "Champix zeigte schon bei der Rauchentwöhnung sehr gute Ergebnisse, man muss allerdings weitere Studien abwarten."
Der Inhaltsstoff, der diese Wirkung erzielen soll, heißt Vareniclin. Bei Rauchern bindet sich das Nikotin an bestimmte Rezeptoren im Gehirn und setzt den chemischen Botenstoff Dopamin frei, welcher ein Wohlgefühl im Körper auslöst. Das in Champix enthaltene Vareniclin ersetzt das Nikotin und bindet sich an diese Rezeptoren. Dadurch wird das Verlangen zu rauchen gelindert. Dabei fungiere der Stoff nicht als Ersatzdroge. "Das Mittel hat keine unmittelbar spürbare Wirkung für den Patienten. Dadurch ist es unwahrscheinlich, dass er von Champix abhängig wird", erklärt Musalek.
Jüngste Forschungsergebnisse zeigen nun, dass nicht nur Nikotin, sondern auch Alkohol und andere Suchtmittel in dieser Region des Gehirns wirksam werden. Die Forscher testeten die Wirkung von Champix auf Alkoholsucht an Ratten. Sie trainierten die Tiere Alkohol zu trinken und erzogen sie so zu "schweren Trinkern". Durch Vareniclin konnte die Trinksucht der Ratten gelindert werden. Auch nachdem das Medikament abgesetzt wurde, wurden die Tiere nicht rückfällig.
Doch auch wenn die ersten Ergebnisse vielversprechend sind, dürfe man sich kein Wundermittel erwarten, gibt Suchtexperte Musalek zu bedenken: "Sucht ist hochkomplex und hängt von unterschiedlichsten Faktoren ab. Wir suchen immer nach einfachen Lösungen, aber eine Wunderpille gibt es nicht und wird es vermutlich nie geben." Es sei zudem gefährlich, zu große Erwartungen in Champix zu setzen. Denn verlasse sich ein Patient auf dieses vermeintliche Allheilmittel, bleibe ihm womöglich eine andere, wirksamere Therapiemethode vorenthalten.