Antibiotika-Resistenzen in Europa nehmen zu

Ärzte verschreiben in Süd- und Osteuropa zu viele Medikamente

Antwerpen (pte, 11. Feb 2005 10:43) – Offensichtlich verschreiben
Mediziner in Europa zu häufig Antibiotika. Nach einer Studie der
Universität von Antwerpen http://www.uza.be wurde die Praxis in 26
Ländern im Zeitraum von 1997 bis 2002 genau überprüft. Demnach weichen
die Antibiotika-Resistenzen und der Verschreibmodus geografisch
ziemlich voneinander ab. Am häufigsten werden in Süd- und Osteuropa
Antibiotika verschrieben, berichten die Forscher im
Wissenschaftsmagazin The Lancet http://www.thelancet.com .

Am meisten Antibiotika werden nach den Studienergebnissen von Herman
Gossens in Frankreich verschrieben. Mit 32,2 DID (tägliche Dosis pro
1.000 Einwohner) liegt das Land an der Spitze, Schlusslicht waren mit
10,0 DID die Niederlande. Generell war die Verwendung von Antibiotika
in Nordeuropa niedrig, in Osteuropa immer noch moderat. Saisonale
Fluktuationen waren in süd- und osteuropäischen Ländern hoch, während
in nordeuropäischen Ländern im Winter die Zunahme weniger als 25
Prozent betrug. Auffällig war auch, dass sich die Verwendung neuer
Antibiotika mit einem breiten Spektrum durchsetzte. Alte Medikamente
hingegen wurden deutlich weniger verwendet.

Die Studienautoren sind der Ansicht, dass die Daten für die öffentliche
Gesundheitspolitik von großer Bedeutung sind. Nicht adäquate Verwendung
von Antibiotika soll vermieden werden, um die Resistenzen gegen die
Wirkstoffe niedrig zu halten. Für die starken Schwankungen bei der
Verwendung gibt es nach Ansicht der Forscher verschiedene Gründe. Diese
liegen in der Erziehung der Bevölkerung, der öffentlichen
Gesundheitspolitik, der Bildung und auch in der Struktur der lokalen
Pharmaunternehmen. Die Studienautoren warnen auch davor, Antibiotika in
zu großem Maß zu verschreiben. „Da immer weniger neue Produkte
entwickelt werden, aber die Zahl der Resistenzen steigt, könnte eine
der medizinischen Wunderwaffen des 20. Jahrhunderts schnell verloren
gehen“, so die Experten.