Antibiotikaresistenzen nehmen weltweit immer weiter zu.
Sie waren auch Thema des Gipfels der Staats- und Regierungschefs der G7 am
7. und 8. Juni 2015 in Elmau. Sie fordern eine umfassende globale
Strategie, die die Human- und die Veterinärmedizin gemeinsam behandelt.
In Deutschland gilt für Nutztiere seit dem 1. April 2014 das Antibiotika-Minimierungskonzept der 16. Novelle des Arzneimittelgesetzes. Damit soll der Verbrauch von Antibiotika auf das therapeutisch unverzichtbare Mindestmaß verringert werden. Jeder landwirtschaftliche Betrieb, der Rinder, Schweine, Hühner oder Puten
mästet, muss halbjährlich melden, wie häufig er Antibiotika bei seinen
Tieren einsetzt. Diese Daten werden in der zentralen staatlichen HIT-Datenbank gesammelt. Die Zahlen werden anonymisiert an das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit übermittelt, das daraus die deutschlandweit gültigen Kennzahlen errechnet, die im Bundesanzeiger veröffentlicht werden.
Es werden statistische Durchschnittswerte berechnet und die 25 Prozent der
Betriebe, die deutschlandweit am meisten Antibiotika eingesetzt haben, müssen gemeinsam mit Ihrem Tierarzt beim Veterinäramt einen schriftlichen Plan einreichen, mit welchen Maßnahmen sie in Zukunft weniger Antibiotika brauchen werden. Die Zahlen des ersten Meldehalbjahrs vom 1. Juli bis 31. Dezember 2014 sind Ende März 2015
veröffentlicht worden. Alle Mastbetriebe ab einer bestimmten Größe waren verpflichtet, sich bei der HIT-Datenbank zu registrieren. Nach dem Gesetz sind jedoch nur die Betriebe verpflichtet, ihre Therapiehäufigkeit zu melden, die tatsächlich Antibiotika bei Ihren
Masttieren eingesetzt haben.
Betriebe, die keine Antibiotika im Meldezeitraum gebraucht haben, sind nicht verpflichtet,
aktiv eine Nullmeldung abzugeben. Die Datenbank hat zwar die Möglichkeit einer Nullmeldung eingerichtet, aber diese Angabe ist freiwillig. Damit ist bei den vorliegenden Daten nicht zu unterscheiden, ob ein Betrieb, der nicht meldet, es nicht wusste, es vergessen hat oder sogar absichtlich nicht meldete oder eben in diesem Halbjahr keine Antibiotika gebraucht hat.
Mit diesen Unsicherheitsfaktoren beläuft sich der Median (Mittelwert für die Verteilungen in der Statistik) der Therapiehäufigkeit bei Mastkälbern und Mastrindern auf 0,000, das heißt – statistisch gesehen – setzen mindestens 50 Prozent der Betriebe keine Antibiotika ein. Kritiker bezweifeln diese Zahlen und vermuten eine große Zahl von Betrieben, die nicht gemeldet haben. Die Länderbehörden sollen jetzt stichprobenartig die Richtigkeit der Angaben prüfen. Sie können anhand des Bestandsbuches schnell herausfinden, ob
wirklich keine Antibiotika eingesetzt wurden. Die nächste „Deadline“ ist der 30. Juni diesen Jahres und man kann gespannt sein auf die Zahlen, die dazu im September veröffentlicht werden.
Dr. Elisabeth Roesicke, (aid)