Berlin
– Viele Beschwerden, die als „normale“ Alterserscheinungen gelten, sind
in Wahrheit Endpunkte eines schleichenden Krankheitsprozesses:
Übergewicht und Bewegungsmangel bringen die Blutfettwerte in Schieflage
und erhöhen das Diabetesrisiko. Damit einher gehen oft Bluthochdruck,
Schäden an den Gefäßwänden und Arteriosklerose, die letztlich auch das
Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall in die Höhe treiben. Wie
dieser Prozess verlangsamt und insbesondere das Herz länger gesund
erhalten werden kann, war Thema auf der Pressekonferenz der Deutsche
Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) in Berlin.
Dass
das Herz im Alter immer schwächer und anfälliger wird, schien lange
Zeit unausweichlich zu sein. „Es wird aber immer deutlicher, dass man
solche Alterserscheinungen nicht einfach hinnehmen muss“, sagt Professor
Dr. med. Ursula Müller-Werdan, die den Schwerpunkt Geriatrie der
Inneren Medizin an der Berliner Charité leitet. Vielmehr lägen den
schleichenden Alterungsprozessen, die sich an den verschiedenen Organen
vollziehen, und den dann scheinbar unvermittelt auftretenden
Alterskrankheiten ähnliche Entstehungsmechanismen zugrunde.
Für
das Herz heißt das: Wer die bekannten Risikofaktoren für
Herz-Kreislauf-Leiden vermeidet, beugt auch einer vorzeitigen Alterung
von Herz und Gefäßen vor. Die Liste der schädlichen Einflüsse, denen es
entgegenzuwirken gilt, ist heute allgemein bekannt und oft wiederholt
worden: Zigarettenrauch, Übergewicht und körperliche Inaktivität zählen
dabei zu denjenigen Faktoren, die der Einzelne vermeiden oder gegen die
er aktiv vorgehen kann. Andere Risikofaktoren können nicht immer
vermieden werden – sie sollten aber frühzeitig erkannt und konsequent
behandelt werden, um das Herz zu schützen. Dazu zählen etwa ein
Diabetes, ein bereits bestehender Bluthochdruck, chronische
Entzündungsprozesse oder hohe LDL-Cholesterinwerte.
All
diese Faktoren beeinträchtigen zunächst die Funktion der Gefäßwände und
leisten Bluthochdruck und Arteriosklerose Vorschub. „Damit steigt das
Risiko für verschiedene Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die sich
wechselseitig bedingen und verstärken können“, erläutert Müller-Werdan.
Im Rahmen dieses so genannten kardiovaskulären Kontinuums wird letztlich
auch der Herzmuskel in Mitleidenschaft gezogen, der nicht mehr
ausreichend mit Blut versorgt wird. Wenn sich erste Krankheitszeichen
bemerkbar machen, sind die zugrundeliegenden Schädigungen oft schon weit
fortgeschritten. „Ein Herzinfarkt scheint dann mitunter aus heiterem
Himmel aufzutreten, aus völliger Gesundheit heraus“, so Müller-Werdan.
Haben
sich Herz-Kreislauf-Schäden wie Arteriosklerose, Herzrhythmusstörungen
oder eine Herzmuskelschwäche erst einmal etabliert, sind sie in der
Regel chronisch – ihr Verlauf lässt sich dann nur noch verlangsamen,
nicht aber umkehren. „Daher sollte möglichst frühzeitig auf einen
gesunden Lebensstil geachtet und Risikofaktoren konsequent vermieden
werden“, betont Professor Dr. med. Cornel Sieber, Vorsitzender der DGIM.
Damit die Jahre, die die Menschen heute durchschnittlich länger leben,
auch möglichst gesunde Jahre sind.