Allergieimpfung schützt Kinder jahrzehntelang vor gefährlichen Folgen von Wespenstichen

US-Wissenschaftler empfehlen die Allergieimpfung für Kinder mit Insektengiftallergie als sichere Therapie mit Langzeiteffekt


Linz (pts, 07. Mär 2005 08:00) – Dass sich eine Insektengiftallergie bei Kindern „auswächst“ ist eine alte Volksmeinung, die auch viele Kinderärzte vertreten. Diese wissenschaftlich ungeprüfte Aussage auf ihre Richtigkeit zu untersuchen, haben amerikanische Wissenschaftler der John Hopkins University in Baltimore, USA u.a. als Anlass zur Durchführung einer Langzeitstudie genommen . Die „Allergikerkarriere“ von 512 Patienten mit Insektengiftallergie wurden über einen Zeitraum von rund 20 Jahren untersucht. Herausgekommen ist ein selbst für die Wissenschaftler erstaunliches Ergebnis: jene Patienten, die im Kindesalter eine Allergieimpfung gegen ihre Insektenallergie erhielten, waren zu einem Großteil auch noch Jahrzehnte später gegen schwere systemische Reaktionen geschützt. Die Empfehlung der Experten lautet daher, die Allergieimpfung bereits im Kindesalter durchführen zu lassen und kein unnötiges Risiko bei jungen Insektengiftallergikern einzugehen.


Insektengiftallergie ist kein Einzelschicksal. Forscher schätzen, dass mindestens 0,8 Prozent aller Kinder schwere Reaktionen wie Nesselausschlag, Atemnot und Kreislaufkollaps auf Insektenstiche zeigen. In Österreich wären somit mehr als 6000 Kinder im Alter von null bis acht Jahren betroffen. Die Dunkelziffer dürfte aber noch wesentlich höher liegen. Alljährliche Berichte über Todesfälle bei Kindern mit Insektengiftallergie sind nur die Spitze der Negativstatistik an akuten Zwischenfällen.


Trotz der nachweislich großen Gefahr für Allergiker ist die Annahme auch unter Ärzten verbreitet, dass eine Insektengiftallergie sich „auswächst“ und nach der Pubertät von selbst verschwindet. Diese Annahme war für Forscher des John-Hopkins-Allergycenter in Baltimore, USA der Anlass für eine wissenschaftliche Überprüfung im Rahmen einer großangelegten Studie. Gleichzeitig wurde auch die Langzeitwirkung der Spezifischen Immuntherapie für Insektengiftallergiker untersucht. Die Ergebnisse wurden kürzlich im angesehenen „England Journal of Medicine“ publiziert und sind selbst für Experten überraschend ausgefallen.


Langzeit-Studie mit Beobachtungszeitraum von 20 Jahren


Als Probanden wurden 1033 Patienten herangezogen, bei denen zwischen 1978 und 1985 im Kindesalter eine Insektengiftallergie diagnostiziert wurde. 46 Prozent der Gruppe wurde damals mit einer Allergieimpfung therapiert, bei 53 Prozent wurde auf eigenem Wunsch keine SIT durchgeführt. Zwischen 1997 und 2000 konnten 512 dieser ehemaligen Patienten von den US-Wissenschaftlern kontaktiert und mittels standardisierten Fragebögen über ihren Krankheitsverlauf in den letzten 20 Jahren befragt werden.


Ergebnis 1: Schutz der Allergieimpfung (SIT) hält über Jahrzehnte hinweg


Von den 512 Studienteilnehmern hatten 43 Prozent zwischen 1987 und 1999 Insektenstiche erlitten. Abgefragt wurde der Schweregrad der Allergiereaktionen in den einzelnen Gruppen.


Bei allen Graden der Allergiereaktionen (Leicht, mittel, schwer) konnten in der SIT-Gruppe auch noch 20 Jahre nach Therapie-Ende signifikant bessere Ergebnisse verzeichnet werden als bei jenen Patienten ohne Allergieimpfung.


Im Detail: Leichte systemische Reaktionen wie Hautschwellungen nach einem Insektenstich wurden bei 3 Prozent der SIT-Gruppe, aber bei 17 Prozent der unbehandelten Patienten festgestellt. Mittlere bis schwere Reaktionen (Atembeschwerden, Benommenheit, Schwindel, Bewusstlosigkeit) traten bei 5 Prozent der Probanden mit SIT und bei 32 Prozent der Patienten ohne SIT auf.


Anders ausgedrückt: Patienten mit einer Allergieimpfung im Kindesalter hatten eine um 600 Prozent geringere Häufigkeit an mittleren bis schweren Allergiereaktionen auf Insektenstiche zu reagieren, auch noch 10 bis 20 Jahre nach Therapie-Ende. Es zeigte sich also, dass die SIT auch einen erstaunlich langfristigen Nutzen bringt.


Ergebnis 2: Allergien „wachsen sich in den meisten Fällen nicht aus“


Die Meinung, dass Insektengiftallergien im Laufe des Erwachsenwerdens von selbst verschwinden, konnten die Wissenschaftler im Rahmen der Studie nicht bestätigen. Die Ergebnisse zeigen, dass bei einigen Patienten ohne Allergiebehandlung die Beschwerden nach Insektenstichen im Laufe der Jahre zwar graduell leichter wurden, jedoch in keinem Fall verschwanden.


Genauso war auch das Gegenteil der Fall: bei sechs Patienten ohne SIT-Behandlung im Kindesalter, die ursprünglich nur leichte systemische Reaktionen auf Insektenstiche hatten, traten im Erwachsenenalter mittelschwere Beschwerden auf.


Der an der Univ. Klinik für Dermatologie und Venerologie der Medizinischen Universität in Graz allergologisch tätige Arzt Dr. Gunter Sturm zum Thema Insektengiftallergie: „Es ist bekannt, dass erwachsene Patienten mit schweren Stichreaktionen in der Vergangenheit ein erhöhtes Risiko für ein erneutes Auftreten von ausgeprägten allergischen Reaktionen nach einem Insektenstich aufweisen. Eine Impftherapie für Kinder, die nach einem Insektenstich neben generalisierten Hautsymptomen auch Kreislauf- und Atemprobleme entwickeln, ist prinzipiell empfehlenswert.“


Conclusio: SIT bei Kindern besonders wirksam


Die vorliegenden Studienergebnisse zeigen eindeutig, dass eine bereits im Kindesalter durchgeführte Allergieimpfung gegen Insektengiftallergien, sowohl was die Milderung der Reaktionen als auch die Langzeitwirkung betrifft, klar als positiv bewertet werden kann. Eltern mit Risikokindern sollten diese Therapieform jedenfalls in Erwägung ziehen.


Die Allergieimpfung wird nach fachärztlicher Untersuchung in Allergieambulatorien, Allergieambulanzen in Krankenhäusern oder von niedergelassenen allergologisch ausgebildeten Ärzten durchgeführt. Die durchschnittliche Therapiedauer beträgt 3 Jahre. Die Behandlungskosten werden nach chefärztlicher Genehmigung zur Gänze von der Krankenkasse übernommen.



In Zusammenarbeit mit Allergologen und Wissenschaftlern wurde eine Informationsbroschüre zum Thema Insektengiftallergie erstellt, die kostenlos bei ALK-Abelló, Tel. 0732/385372, mail: info@at.alk-abello.com bestellt werden kann. Weitere Informationen finden Sie auch im Internet unter http://www.alk-abello.at.