VHS: Probleme am (Fließ-) Band
„Bandsalat“ im Videorecorder! Sicher kennen auch Sie die Probleme mit archivierten Video-Schätzchen. Die Bänder können sich an den Videoköpfen verheddern, und bei der Wiedergabe gibt’s Streifen, Aussetzer und blasse Farben.
Ursache hierfür ist das Speicherverfahren des Videorekorders. Während der Aufnahme durchfließen die analogen Bildsignale eine Spule im Videokopf. Das dadurch erzeugte Magnetfeld magnetisiert das metallbeschichtete Trägermaterial. Aus Platzgründen erfolgt dies auf Schrägspuren. Der Ton wird, wie schon bei der Musikkassette, auf eine kontinuierliche Längsspur aufgezeichnet. Die so ausgerichteten magnetischen Teilchen sind also eine direkte, d.h. analoge, Abbildung der Bild- und Toninformationen.
Kein Wunder also, dass Videobänder gegen Staub, Hitze und vor allem Magnetfeldern aus, z.B. Netzgeräten und Trafos, empfindlich reagieren. Dies belegt auch ein kleiner Versuch:
Auf einer Kunststoffplatte sind Eisenspäne aufgestreut – ähnlich wie auf einem Magnetband. Bringt man einen Magneten in die Nähe, verändert sich die Anordnung der Späne. Die gespeicherten Bild- und Tondaten werden also beeinflusst und gestört.
Als alternatives Speichermedium hat sich die Digital Versatile Disc, kurz DVD, durchgesetzt. Wie auch bei der Compact Disk werden die Daten durch eine bestimmte Abfolge aus Vertiefungen, den Pits, und Erhöhungen, den Lands, in der DVD-Oberfläche erzeugt. Das kann man schön an der 7000-fachen Vergrößerung erkennen.
Das Prinzip eines DVD-Players kann man an einem gebastelten Modell erläutern. Es besteht aus einem Laserpointer und einer glänzenden Lochscheibe:
Fällt der rote Laserstrahl auf eine Erhöhung, wird dieser reflektiert. Beim Übergang auf eine Vertiefung wird die Reflexion unterbrochen. Beim Sprung auf die Erhöhung gibt es wieder eine Reflexion. Ein Wechsel wird als 1 aufgefasst. Wo kein Wechsel statt findet, werden Nullen gesetzt. Aus diesen binären, d.h. digitalen, Informationen werden Bild und Ton erzeugt.
Im Vergleich zur VHS ist die DVD also nicht nur leicht und handlich, sie ist vor allem, Dank berührungsloser optischer Abtastung, verlust- und verschleißfrei.
Vom Pressen und Brennen
Bei der DVD-Pressung wird zunächst in mehreren Schritten ein Presswerkzeug (Stamper) hergestellt, auf dem bereits sämtliche Daten enthalten sind. Kleine Polycarbonatkörnchen werden erhitzt und eingespritzt. Unter hohem Druck wird das Polycarbonat dann zusammengedrückt. Es entstehen die 0,6mm dicken Polycarbonatscheiben, die bereits sämtliche Daten enthalten. Technisch handelt es sich also um ein Spritzgussverfahren. Die Polycarbonatscheibe wird anschließend dünn mit Aluminium beschichtet.
Danach werden die beiden (!) Scheiben mit den Aluminiumflächen aneinandergeklebt und mit Schutzlack versehen. Im Vergleich zur CD-Pressung besteht eine DVD aus 2 Datenschichten und damit aus 2 verklebten Scheiben.
Moderne Presswerke, z.B. die „kdg mediatech AG“ (Bezugsquellen), haben die DVD und CD längst neu erfunden: Gepresst werden Spezialprodukte wie z.B.: 8-cm-CD, Visitenkarten-CD, ICON-Disc (teilmetallisierte Motiv-CD), Duft-CD, Pit Art Disc. Mastering, DVD-Authoring.
Im Gegensatz zur industriellen Pressung (Replikation) können DVD’s zu Hause dupliziert, das heißt, gebrannt werden. DVD-Rohlinge enthalten im Innern eine organische Farbschicht als Datenträger. Diese Schicht wird sichtbar, wenn man einen DVD-Rohling mit einem Teppichmesser aufspaltet. Der Laserstrahl des DVD-Brenners, trifft auf diese Farbschicht und hinterlässt winzige nicht-reflektierende Flecke – ähnlich den Pits.
Beim Brennen werden also nicht, wie oft behauptet, kleine Vertiefungen eingebrannt!
Von Band auf Scheibe
Was liegt bei diesem Know How also näher, als seine komplette VHS-Sammlung auf DVD zu sichern ?
Damit die vielen analogen Bild- und Tondaten auf einer DVD Platz finden, müssen diese verdichtet werden. Die Verdichtung bzw. Kompression von Videodaten erfolgt durch das sogenannte MPEG-2-Verfahren.
Wie auch schon beim MP3-Prinzip, also beim Verdichten von Tönen, werden die analogen Bildsignale zunächst in Nullen und Einsen verwandelt. Überflüssige Signale werden eliminiert und der Rest in platzsparende Pakete gebündelt.
Bei der späteren Wiedergabe der DVD werden die Pakete wieder entschlüsselt und in Fernsehbilder verwandelt.
Soweit die Theorie. Wie bekommt man aber nun das Band auf die Scheibe?
Im einfachsten Fall, wird der Videorekorder einfach via Scart- oder Cinch-Kabel mit dem DVD-Recorder verbunden. Nachteil: Die Signalqualität bei älteren Videogeräten lässt sehr zu wünschen übrig und wird durch den externen Übertragungsweg zusätzlich beeinträchtigt.
Besser sind da schon Kombigeräte aus VHS- und DVD-Rekorder. Die Signalübertragung erfolgt intern und wird zusätzlich über spezielle Filter zur Bildverbesserung und Rauschunterdrückung optimiert. Allerdings darf man auch hier keine Wunderdinge erwarten, denn aus einem schlechten Original wird noch lange keine hochwertige Kopie.
Überrascht hat uns allerdings das Kombigerät „JT 9011“ des, für seine Digitalkameras bekannten, Herstellers JAY-Tech (Bezugsquellen). Die auf DVD gebrannten Filme wirkten deutlich frischer als das Original auf VHS.
Damit betagte Videoaufnahmen in ganz neuem Glanz erstrahlen, empfiehlt sich allerdings, wie so oft, der Umweg über den PC, sprich Notebook.
Erste Möglichkeit ist eine TV-Tuner-Karte. En miniature gibt’s die auch schon als externen Multimedial-Stick.
Einfach z.B. per S-VHS-Kabel mit dem Videorecorder verbinden. Verfügt der Rekorder nur über einen Scart-Ausgang, hilft ein Adapter.
Nachteil: Ein PC der Pentium III-Klasse und darunter ist nicht leistungsstark genug, um Video- und Tonspur bei der Umwandlung synchron zu halten.
Optimal sind sogenannte Videokonverter- bzw. Capture-Boxen (Pinnacle/Bezugsquellen). Im Gegensatz zu den TV-Karten enthalten die Boxen einen MPEG-2-Chip. Dieser nimmt dem Prozessor im PC gewissermaßen die Arbeit ab und kann Filme in Echtzeit und ohne Verluste digitalisieren.
Die Box wird einfach an den „USB-2.0“-Port des Rechners angeschlossen. Verfügt ihr Rechner über einen veralteten USB-1.0-Anschluss, müssen Sie sich die schnellere USB-2.0-Controller-Karte oder eine FireWire-Karte besorgen.
Konverterbox und Videorecorder werden über Cinch- oder Super-Video-Kabel verbunden.
Damit der analog gespeicherte Film digitalisiert und auf Festplatte übertragen werden kann, benötigt man außerdem eine passende Capture-, d.h., Überspiel-Software. Besonders komfortabel ist die „Studio Plus“-Software sowie „DaViDeo“..
Schon während der Überspielung lässt sich der Film, Dank Retuschierfunktion, umfangreich restaurieren. Wie z.B. Helligkeit, Kontrast, Schärfe und Farbe.
Nach der Speicherung liegt der Film schließlich auf Festplatte. Vorausgesetzt natürlich, die Festplatte bietet genügend Speicherplatz. Eine 80 GB-Platte sollte es schon sein.
Wer möchte kann nun außerdem überflüssiges Material, wie z.B. Werbeunterbrechungen und Abspänne einfach heraus schneiden.
Vor dem Brennen muss noch festgelegt werden, wie viel Film man auf den DVD-Rohling quetschen möchte. Die 4,7 Gigabyte reichen für rund 120 Minuten Film in Top-Qualität. Ist der Film länger kann die Qualität verringert werden. Wollen Sie keine Abstriche in der Bildqualität machen, brennen Sie den Film einfach auf zwei DVDs.
Während des Brennvorgangs wird der Film gleichzeitig ins MPEG-2-Format komprimiert.
Adé DVD ?
Mittelfristig dürften übrigens die neuartigen HD-DVDs oder Blu-Ray-Disks interessant sein. Wie der Name schon sagt, wird hier mit blauem Laserstrahl, d.h. mit sehr kurzen Wellenlängen, gelesen und gebrannt. Dadurch können die Pits und Lands noch kleiner und enger gehalten werden. Die Speicherkapazität ist so um bis zu 5 Mal höher als bei der DVD.
Nachteil: HD-DVD und Blue-Ray-Disk sind zur Zeit noch vergleichsweise kratzempfindlich und Laufwerke mit Brennfunktion sind im Schnitt für stolze 1000 Euro erhältlich. Experten prophezeien, dass sich in naher Zukunft lediglich ein System, also entweder HD-DVD oder Blu-Ray-Disk, durchsetzen wird. Dies bleibt abzuwarten.
Der Techni-Tipp
Last but not least mein persönlicher Techni-Tipp: Entgegen weitverbreiteter Meinung, macht der Zahn der Zeit auch vor gebrannten DVDs nicht halt. Eine aktuelle Langzeitstudie der Fernuni Hagen ergab, dass sich Datenverluste schon nach wenigen Jahren bemerkbar machen können.
Mein Tipp: Lagern Sie Ihre Scheiben dunkel und verwenden Sie ausschließlich Markenprodukte (Intenso). Diese sind meist lichtresistenter als No-Name-Produkte. Der Datenverlust von wiederbeschreibbaren, sowie zweilagig beschreibbaren Rohlingen, erkennbar an den Kürzeln RW und der Aufschrift „Double Layer“ ist u.U. wahrscheinlicher.
Nach spätestens fünf Jahren sollten Sie die Silberlinge einfach kopieren – diesmal ohne Qualitätsverlust, versteht sich.
Und noch ein Tipp: Die oben genannte „Studio Plus“-Software lässt sich auch ganz nebenbei als Video-Schnittgenerator einsetzen. Damit bekommen selbstgedrehte Videofilme den letzten Schliff.
Übrigens, der technische Fortschritt ermöglicht es, dass mittlerweile hervorragende Camcorder zu äußerst günstigen Preisen erhältlich sind. Zum Beispiel die „PocketDV AHD“ filmt in HD-DV, besitzt einen optischen Zoom und verfügt über einen gut funktionierenden Bildstabilisator.
Text, Idee & Experimente: Jean Pütz und Horst Minge