Zecken: Warum die Gefahr steigt

Zecken sind Überträger verschiedener Krankheitserreger – das ist für Mediziner, Biologen und Naturfreunde keine Neuigkeit. Die von Zecken übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) wurde 1931 zum ersten Mal beschrieben, die Lyme-Borreliose 1975. Warum die Gefahr steigt und welche neuen Erkenntnisse es im Hinblick auf die kleinen Blutsauger gibt, zeigte der 1. Süddeutsche Zeckenkongress der Universität Hohenheim.

In den letzten Jahrzenten konnten zahlreiche weitere Erreger in Zecken nachgewiesen werden. Laut Dr. Gerhard Dobler vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München übertragen Zecken weltweit das breiteste Spektrum an Erregern – darunter Einzeller, Viren, Bakterien und Rickettsien. Dabei ist das Krankheitspotential einiger Erreger für Mensch und Tier noch nicht erforscht. Nach wie vor von größter Bedeutung für den Menschen sind FSME-Viren und Borreliose-Bakterien. Vor einer FSME-Erkrankung kann man sich durch eine Impfung schützen. Gegen Borreliose helfen Antibiotika.

Klimawandel und Zecken
Die Auswirkungen des Klimawandels auf Zecken lassen sich nur allmählich feststellen. Sicher ist laut den Experten: Die Anzahl der Zecken hat in den letzten 20 Jahren in beobachteten Gebieten deutlich zugenommen. Und: Zecken dringen aufgrund der milderen Temperaturen in größere Höhen – bis 1500 Meter – vor und breiten sich weiter nach Norden und Westen aus. Mit den Blutsaugern kommen immer auch Krankheitserreger. So ist die FSME zum Beispiel mittlerweile sogar im gesamten Süden Schwedens verbreitet. Wie in Deutschland war 2011 auch dort ein Rekordjahr mit 287 Neuerkrankungen.

Die fortschreitende Temperaturerhöhung kann in Deutschland zur Ausbreitung anderer Zeckenarten als dem heimischen Gemeinen Holzbock führen. Im Schlepptau der neuen Arten verbreiten sich Krankheiten, die bislang als Reisekrankheiten galten. Bestes Beispiel hierfür ist die Auwaldzecke. Ihr Verbreitungsgebiet hat sich seit den 70ern stark nach Norden ausgedehnt. Mittlerweile kommt sie in weiten Teilen Deutschlands vor – und mit ihr Babesiose-Erreger, die bei Hunden eine Malaria-ähnliche Erkrankung auslösen.

Freizeitverhalten Mensch
Menschen halten sich gern in Wäldern auf – sei es zum Wandern, Fahrradfahren, Pilze suchen oder spazieren gehen. Das heutige Freizeitverhalten führt dazu, dass Menschen verstärkt mit Zecken in Kontakt kommen. Dr. Wiebke Hellenbrand vom Robert Koch-Institut wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass viele Betroffene sich in ihrem Garten mit der meldepflichtigen FSME infizierten.

Fortschritte und Diagnostik
Die Ergebnisse des 1. Süddeutschen Zeckenkongresses machen deutlich: Das Wissen über Zecken hat in vielen Bereichen zugenommen – und damit auch das Bewusstsein über die Gefahren durch die Parasiten. Trotzdem machen die Experten darauf aufmerksam, dass in vielen Bereichen weiterhin Aufklärungsbedarf besteht. Zum Beispiel bei der Diagnostik der Borreliose: So sei der Nachweis von Antikörpern gegen Borrelien kein Beleg für eine Erkrankung. Chronische Formen einer Borreliose-Erkrankung seien zudem selten.

Panik in Bezug auf Zecken ist laut den Fachleuten insgesamt nicht angebracht, Vorsorge und Aufmerksamkeit allerdings schon. Neben der Impfung gegen FSME empfehlen sie, sich durch weitere Maßnahmen vor Zeckenstichen zu schützen – durch lange Kleidung, das Auftragen von zeckenabweisenden Mitteln, das Meiden von hohem Gras und Gestrüpp und das schnelle Entfernen festgesogener Zecken.

Quelle: www.zecken.de