Essbare Verpackungen aus Algen und Milchproteinen

(BZfE) – Lebensmittel werden häufig in Kunststoff verpackt. Da die
Plastikflut Umwelt und Meere belastet, sind weltweit nachhaltige Lösungen
gefragt. Für eine essbare und biologisch abbaubare Verpackung kommen
verschiedene Ausgangsstoffe wie zum Beispiel Algen und Milchproteine in
Frage.

In Deutschland hat die Hochschule Bremerhaven gemeinsam mit dem
Alfred-Wegener-Institut und einer Fisch-Fastfood-Kette ein Projekt
gestartet, um in den kommenden zwei Jahren einen nachhaltigen Behälter
für Snacks zum Mitnehmen zu entwickeln. Die kompostierbare Verpackung soll
ausschließlich aus Algen der Nordsee hergestellt werden. Eine
Herausforderung wird sein, dass die essbare Schachtel nicht nach Algen
schmeckt, verfärbt oder schnell aufweicht, erklären die Wissenschaftler.
In einem ersten Schritt werden die Algen gezüchtet und analysiert, welche
Gruppe für diesen Zweck besonders geeignet ist.

Eine weitere innovative Idee ist die essbare Wasserflasche als
umweltfreundliche Alternative zu Plastikflaschen. Das Start-Up-Unternehmen
Skipping Rocks Lab aus London hüllt Wasser in eine biologisch abbaubare
Membran, die geschluckt und verdaut werden kann. Sie besteht aus einem
Seetang-Extrakt und ist in vier bis sechs Wochen vollständig verrottet. In
Zukunft soll der essbare Wasserbehälter in verschiedenen Größen bei
Veranstaltungen wie Festivals und Marathonläufen angeboten werden. Es kann
ein Loch in die Membran gestochen oder der ganze Wasserballon geschluckt
werden. Auch Limonade und alkoholische Getränke könnten theoretisch auf
diese Weise verpackt werden.

In Indonesien stehen biologisch abbaubare Verpackungen aus Algen offenbar
kurz vor der Markteinführung. Dieses Land verursacht nach China den
meisten Plastikmüll im Meer. Das Unternehmen Evoware hat ein bekömmliches
Material aus Seetang entwickelt, in das unter anderem Burger,
Instantnudeln, Kaffeepulver und Gewürze gehüllt werden. Die
Algenbehälter lösen sich in heißem Wasser auf. Ein Problem sind die
relativ hohen Kosten, da der Herstellungsprozess noch mit viel Handarbeit
verbunden ist.

Auch Milcheiweiße haben das Potenzial zur kompostierbaren und essbaren
Verpackung. Das Protein Casein ist ein natürlicher Bestandteil der Milch
und gibt zum Beispiel Käse seine feste Form. Es ist gelungen, die Proteine
zu vernetzen und einen durchsichtigen, biegsamen und dünnen Film zu
entwickeln. Nach Aussage der Wissenschaftler von der American Chemical
Society lässt sich mit diesem Film die Haltbarkeit von frischen
Lebensmitteln erhöhen.

Umweltschützer sehen den Einsatz von biologisch abbaubaren Behältern
allerdings nicht unbedingt positiv. Sie befürchten, dass manche
Konsumenten kompostierbare Verpackungen noch leichtfertiger in die Natur
werfen. Ein weiteres Problem ist, dass industrielle Kompostieranlagen
biologisch abbaubare Verpackungen oft aussortieren, weil sie längere Zeit
zum Verrotten brauchen, sodass sie schließlich doch verbrannt werden.

Heike Kreutz