Herr Pütz, in 30 Jahren Hobbythek haben Sie den Zuschauern viele
nützliche Tipps gegeben. Wie bastelt man sich eigentlich einen
Moderator?
(räuspert sich) Also, bei der Hobbythek ging es nie ums Basteln,
sondern darum, Menschen an die Wissenschaft heranzuführen, die damit
gar nichts am Hut hatten. Alles begann mit einer Sendereihe „Energie
die treibende Kraft“, das war meine erste Sendung als
wissenschaftlicher Redakteur, 13 Folgen, danach ging es weiter
mit 13 Folgen „Einführung in die „Elektronik. Darüber habe
ich auch erstmals ein Begleituch …
… wir wollten über das Moderieren sprechen …
Ach ja, natürlich. Bei der „Einführung in die Elektronik“ habe ich
gemerkt: Das geht nicht in Feature-Form, das muss moderiert werden.
Ursprünglich sollte ein Schauspieler diese Aufgabe übernehmen. Es
war furchtbar. Der Mann war einfach nicht glaubwürdig. Da hat ein
Kollege gesagt, Junge, mach datt doch selber.
Eine Berliner Tageszeitung hat einmal geschrieben, jeder Tor wird Moderator.
Ja, da ist was dran. Die Moderatoren der jungen Generation werden wegen
des in die Kamera eingespielten Sprechtextes wie Marionetten.
Schauspielerisches Talent reicht oft schon aus.
Schauspielerisches Talent kann doch in Ihrem Beruf nicht schaden.
Das stimmt, als Leiter der WDR-Wissenschaftsredaktion habe ich immer
gesagt, 45 Minuten reine Bildung, das ist zum unerträglich. Wir müssen
auch Unterhaltung reinbringen …
… ihre eigene Person nicht zu vergessen.
Ich habe das nie bewusst gemacht. Ich bin so, wie ich bin.
Ein Schauspieler?
Nein, ein Selbstdarsteller.
Wären Sie als solcher nicht besser beim Privatfernsehen aufgehoben gewesen?
Auf keinen Fall. Bei den privaten zählt doch nur die Quote. Später, als
die Hobbythek schon erfolgreich lief, gab es zwar Angebote von
RTL, aber die habe ich abgelehnt. Beim WDR konnte ich von Anfang
an Autor, Moderator, Produzent und Überzeugungstäter sein. Es war eine
Goldgräberzeit. Bis zuletzt hatten wir eine Quote von acht bis zehn
Prozent.
Und das, obwohl die Hobbythek 30 Jahre lang hartnäckig jeder
Programmreform getrotzt hat. Vermutlich können Sie diesen Erfolg
auf eine wissenschaftliche Formel bringen.
1)Einfachheit
2)Symmetrie
3)Selbstorganisation.
Symmetrie?
Ja, dieses Prinzip finden Sie nicht nur in der Physik, sondern in allen
Bereichen des Lebens. Es gibt Ying und Yang, und im Auto zB. : wo ein
Antrieb ist, muss auch eine Bremse sein.
Apropos Bremse. Offiziell sind Sie seit 2001 im Ruhestand.
Nee, seit 2003. Oder? Nein, Sie haben recht. Damals hat der WDR gesagt,
wir können so eine Marke wie die Hobbythek nicht fallenlassen.
Dabei gibt es inzwischen einen regelrechten Boom an Wissenschaftsmagazinen und Ratgebersendungen.
Ja, das haben wir erreicht.
Hobbythek, das klingt nach Modelleisenbahn und Partykeller. Trotzdem
will der WDR die Sendung in neuem Gewand fortsetzen. Hat sich der
Do-it-yourself-Ansatz nicht überlebt?
Offenbar nicht, bis zuletzt mussten wir pro Sendung 120 000 Tipps verschicken Und jetzt kommt auch noch das Internet dazu.
Auch für den Nachbau der stummen Gitarre?
Nein, das war eher so eine lustige Geschichte.
Gab es denn in 30 Jahren niemals Beschwerden?
O doch. Die meisten Klagen kamen anfangs mit dem sog.
Fernsehschirmspiel. Mit einem Filzstift mussten die Zuschauer einem
Punkt folgen, der über den Bildschirm wanderte. So entstand eine Art
Rebus, Figuren die ich mir ausgedacht hatte. Es gab Leute, die kriegten
den Filzstiftstich nicht mehr von ihrem Bildschirm ab. Das betraf aber
nur Uralt- Schwarzweißgeräte. Die haben ihre Fernseher zum WDR
geschickt.
Und, gab’s Ersatz?
Nee, die alten Fernseher hatten noch eine Folie auf dem
Bildschirm. Wenn gar nichts mehr ging, musste die Folie mit einer
Rasierklinge herausgeschnitten werden. Später haben wir den
Universalreiniger „Oranex“, dafür entwickelt, ein absoluter
Renner.
Und den gewinnbringend vertickt?
Um Gottes Willen. Selbst an den eigenen Erfindungen haben wir nie einen
Pfennig verdient. Der Trend im Fernsehen geht leider immer mehr
dahin, dass Firmen in gesponserten oder selbst produzierten Sendungen
ihre Waren verkaufen. Besonders schlimm ist das in
Gesundheitsprogrammen.
Vom Putzlappen bis zum digitalen Decoder für das Fernsehen haben Sie
fast alles behandelt. Nicht immer mit schmeichelhaften
Ergebnissen. Wie haben die Hersteller reagiert?
In 30 Jahren gab es zehn einstweilige Verfügungen, aber wir haben
immer gewonnen. Sogar gegen den Herrn Kirch, den Medienmogul. Der hat
ja auch den Herrn Kohl …
Herr Pütz?
Ja?
Was fällt Ihnen zu den folgenden Namen ein. Bitte ganz kurz. Renate Künast?
Kompetente Frau, leider geht es ihr manchmal wie Sancho Pansa. Sie kämpft gegen Windmühlenflügel.
Daniel Düsentrieb.
Es gibt keinen Menschen, der alles kann.
Pannen-Pütz.
Oh Gott, die Geschichte schon wieder. 1998 habe ich bei einer
Oldtimer-Rallye einen alten Opel gefahren, der beim Aufstieg auf
denFeldberg im Schwarzwald verreckt. Kolbenfresser. Im zweiten Auto,
einem Lincoln, versagte die Bremse. Da musste ich die Handbremse
ziehen.
Wenn solche Pannen im Studio passiert wären, dann ….
…hätte mich das nicht gestört. Ich bin ein Problemlöser.
Wenn Sie sich Ihren Nachfolger in der Hobbythek aussuchen könnten, dann …
…wäre das Jörg Knörr.
Aber der kann doch nur Stimmen imitieren.
Der ist vielfältiger, als Sie denken. Einer der besten Entertainer Deutschlands.
Wie geht’s bei Ihnen weiter?
Geheimnis, Änhänger können aber schon jetzt mit mir korrespondieren, über meine neue Homepage: www. jeanpuetz.de