Bessere Rahmenbedingungen für Chirurgen

Chirurgie soll insbesondere für Frauen attraktiver werden

Berlin – Bessere Kinderbetreuungsmöglichkeiten, Teilzeitstellen und geregelte Arbeitszeiten sollen den Chirurgenberuf vor allem für Frauen attraktiver machen. Denn noch immer hält die schlechte Vereinbarkeit des Berufs mit der Familie viele junge Ärztinnen davon ab, sich nach dem Studium für die Chirurgie zu entscheiden. Eine Verbesserung der Rahmen- und Arbeitsbedingungen trage auch entscheidend dazu bei, die drohenden Nachwuchsprobleme des Fachs zu lösen und die flächendeckende Versorgung der Patienten auch für die Zukunft sicherzustellen, betonte die die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) auf der Auftaktpressekonferenz zum 125. Chirurgenkongress in Berlin.

Heutzutage sind 61 Prozent aller Medizinstudenten Frauen – doch nur ein Bruchteil von ihnen entscheidet sich später für eine chirurgische Facharztausbildung. Ungeregelte Arbeitszeiten mit vielen Überstunden, wenige Teilzeitstellen sowie eine hohe psychische und physische Belastung werden als Hauptgründe dafür genannt. „Wenn es uns nicht gelingt, den Chirurgenberuf für Frauen attraktiv zu machen, werden wir in einigen Jahren ernsthafte Versorgungsengpässe bekommen“, sagt Professor Dr. med. Rainer Arbogast, Präsident der DGCH und Chefarzt der Chirurgischen Klinik am Klinikum Pforzheim. „Wir haben schon heute nicht nur im ländlichen Raum sondern selbst in Ballungszentren das Problem, dass Stellen über längere Zeit unbesetzt bleiben.“

Neben den Berufs- und Fachverbänden seien vor allem auch die Krankenhausträger gefordert, die Arbeitsbedingungen für ihre Mitarbeiter zu verbessern. „Die Einrichtung von Kindertagesstätten lohnt sich dank geringerer Ausfallzeiten und weniger Personalwechsel für die Kliniken sogar finanziell“, betont Arbogast. Dies zeige das Beispiel der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik in Murnau, die mit einer eigenen Tagesstätte ein „Rundumbetreuungsangebot“ geschaffen hat und dabei jährlich Einsparungen von mehreren zehntausend Euro vorweisen kann.

Doch nicht nur für Frauen, auch für Männer wird die Unvereinbarkeit des Berufs mit der Familie zunehmend ein Problem. „Viele Männer spüren, dass die Inanspruchnahme der Elternzeit leicht zur Karrierebremse wird“, berichtet Professor Dr. med. Hartwig Bauer, Generalsekretär der DGCH. „Nur wenn wir das ändern, können wir die Faszination unseres Berufes auch in die nächste Generation vermitteln.“ Helfen soll dabei auch ein verstärkter Dialog zwischen Jung und Alt. Auf dem Chirurgenkongress, der bis zum 25. April im ICC Berlin stattfindet, wird dem Erfahrungsaustausch zwischen den Generationen deshalb bewusst viel Platz eingeräumt.