Herzinsuffizienz: Wenn die Blutpumpe langsam schwächer wird

fzm – Wenn einem beim Treppensteigen schon nach wenigen Stufen die Luft ausgeht und die Beine abends dick werden, wenn man nachts nicht mehr flach im Bett liegen kann und oft hustet, ist häufig eine Herzschwäche die Ursache. Betroffen sind meist ältere Menschen, weshalb die Zahl der Erkrankten in Deutschland steigt. In der Fachzeitschrift "DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2008) geben Ärzte aktuelle Hinweise, wie die Erkrankung möglichst früh und ohne unnötige und teure Untersuchungen zu erkennen ist.

Seit dem letzten Jahr können Ärzte bei Kassenpatienten erstmals einen Labortest anwenden, der eine einfache Diagnose der Herzinsuffizienz verspricht, wie Mediziner die nachlassende Leistung der menschlichen Blutpumpe nennen. Der Labortest misst die Konzentration des Hormons BNP (für: brain natriuretic peptide) im Blut. Es wird im Herz bei Überlastung gebildet und signalisiert der Niere, dass sie mehr Wasser ausscheiden soll (um den Druck aus den Blutgefäßen zu nehmen). Die BNP-Bestimmung ist ein sinnvoller Test, findet Privatdozent Stefan Störk von der Universität Würzburg, aber für sich allein genommen könne er eine Herzinsuffizienz nicht beweisen. Der Herzexperte Störk rät den Hausärzten die Patienten genau nach ihren Beschwerden zu fragen. Leistungsminderung und Atemnot seien nach wie vor die Leitsymptome der Herzinsuffizienz. Zur Atemnot, Dyspnoe genannt, kommt es, weil das Herz nicht genügend sauerstoffreiches Blut zu den Zellen pumpt. Zunächst besteht sie nur bei Anstrengungen (Belastungsdyspnoe), später auch in Ruhe (Ruhedyspnoe). Schließlich bekommen die Patienten nur beim aufrechten Sitzen genügend Luft (Orthopnoe), weshalb sie nachts nur mit mehreren Kissen schlafen und häufig Hustenanfälle bekommen. Menschen mit Herzinsuffizienz haben häufig dicke Beine (Ödeme), weil Wasser aus den Blutgefäßen ins Gewebe übertritt. Schließlich ist dies auch in der Lunge der Fall, was die Atemnot noch einmal verschlimmert.

Um den Verdacht zu erhärten, und unter Umständen eine Ursache zu finden (beispielsweise frühere Herzinfarkte oder undichte Herzklappen) führen die Ärzte weitere Untersuchungen durch. Dazu gehört neben Elektrokardiogramm (EKG) und Röntgen heute immer auch eine Ultraschalluntersuchung des Herzen, Echokardiografie genannt, erläutert Dr. Störk. Mit dieser Untersuchung bestimmen die Ärzte die sogenannte linksventrikuläre Auswurffraktion. Das ist der Anteil des Blutes, der mit dem Herzschlag aus der linken Herzkammer (Ventrikel) in die Hauptschlagader befördert wird. Wenn jeder Herzschlag (Systole) weniger als 50 Prozent des Blutes fördert, liegt eine systolische Herzinsuffizienz vor. Je weiter die Auswurffraktion abnimmt, desto schlimmer die Herzinsuffizienz. Aber auch hier gibt es laut Dr. Störk keine klaren Regeln. Einige Menschen sind sogar todkrank, obwohl die linksventrikuläre Auswurffraktion normal ist. Dann liegt eine diastolische Herzinsuffizienz vor. Die Pumpe hat noch Kraft, aber die Füllung (Diastole) des Herzens während der Entspannungsphase ist behindert. Meistens liegen Erkrankungen des Herzmuskels vor, die seine Entspannung verhindern. Diese Form der Herzschwäche nimmt im Alter an Häufigkeit stark zu.

Weitere Tests sind oft nicht erforderlich. Nur gelegentlich schickt der Kardiologe seine Patienten zur Kernspintomografie, aber fast nie zum Herzkatheter (anders als bei Herzinfarkt). Der schönste Beweis, dass ein Patient an einer Herzinsuffizienz leidet, besteht laut Dr. Störk im Anschlagen der Therapie. Dass die Medikamente wirken, merken die Patienten nicht nur an nachlassender Dyspnoe und steigender Leistung, sondern auch auf der Waage: Die Ödeme werden ausgeschwemmt, und nicht wenige Patienten verlieren mehr als 4,5 Kilogramm in nur fünf Tagen.
S. Störk et al.:
Primärdiagnostik der Herzinsuffizienz in Klinik und Praxis.
DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2008; 133 (13): S. 636–641