Forscher wollen Mikroorganismen zur Krebstherapie nutzen
Braunschweig (pte/03.12.2007/11:27) – Ein Braunschweiger Forscherteam ist einer neuen Krebstherapie auf die Spur gekommen: In einem von der Deutschen Krebshilfe http://www.krebshilfe.de mit 155.000 Euro geförderten Forschungsprojekt untersucht Siegfried Weiß vom Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung http://www.helmholtz-hzi.de, wie die Bakterienart Salmonella typhimurium gegen bösartige Tumore im Darm eingesetzt werden kann. Seit langem ist bereits bekannt, dass Mikroorganismen Tumore gezielt besiedeln und zerstören können. Doch erst in den vergangenen zehn Jahren wird die Bakterien-vermittelte Krebstherapie systematisch erforscht.
"Manche Bakterien siedeln sich nach Verabreichung ins Blut gezielt im Krebsgewebe an, wodurch dieses zerstört wird", so Weiß. Ein Grund für die Anreichung dieser Mikroorganismen im Tumor ist vermutlich, dass sie sauerstoffarme Verhältnisse für ihr Wachstum benötigen. Und dieses Milieu ist in einem Tumor leichter zu finden als in gesundem Gewebe. "Die Erreger zerstören die Krebszellen zum einen bereits dadurch, indem sie sich im Tumor vermehren. Zum anderen vermuten wir, dass die Einzeller eine starke Immunreaktion auslösen, so dass die körpereigene Abwehr auch gegen den Tumor vorgeht", erklärt der Wissenschaftler. Ungeklärt ist allerdings weiterhin, wie die Bakterien den Weg zum Krebsgeschwür finden und auf welche Weise sie den Tumor tatsächlich bekämpfen.
Im Rahmen des geförderten Forschungsprojekts will der Braunschweiger Wissenschaftler jetzt die Mechanismen auf Zellebene genauer aufklären. Sein Ziel ist es, das Einwandern und die Verbreitung der Bakterien im Tumor zu verbessern und damit auch das therapeutische Potenzial der Einzeller zu erhöhen. Dazu untersucht die Arbeitsgruppe um Weiß zunächst modellhaft, wie sich der Durchfall-Erreger Salmonella typhimurium in Mäusen mit Darmkrebs verhält und den Tumor zerstört. "Wir wollen eine Bakterien-vermittelte Krebstherapie entwickeln, die in Zukunft auch bei anderen Krebsarten als wirksame Ergänzung zu herkömmlichen Behandlungsmöglichkeiten eingesetzt werden kann", so der Forscher.
Zum Einsatz beim Menschen würden aber abgeschwächte Erreger angewendet werden, die für den Organismus ungefährlich sind. Wie die Mikroorganismen am besten dahin getrimmt werden können, um keine unerwünschten Nebenwirkungen hervorzurufen, müssen die Wissenschaftler allerdings erst herausfinden.