Montreal/Newcastle (pte/27.09.2006/13:40) – Ein Wissenschaftsteam des
kanadischen Montreal Neurological Institute der McGill Universität
http://www.mni.mcgill.ca und Forscher der Universität Newcastle
http://www.ncl.ac.uk haben unabhängig voneinander eine Erklärung dafür
gefunden, warum bestimmte Menschen kein musikalisches Gehör haben.
Mithilfe einer Magnetresonanztomographie (MRI) verglichen die
Wissenschaftler die Gehirne von Menschen mit einer musikalischen
Aphasie mit jenen von Menschen mit normalen musikalischen Fähigkeiten.
Somit entdeckten sie, dass ein bestimmtes Gebiet vorne im Gehirn – die
rechte inferiore frontale Hirnwindung – bei Menschen ohne musikalisches
Gehör weniger weiße Hirnsubstanz enthält als bei musikalisch normalen
Menschen. Die Forscher veröffentlichten ihre gemeinsamen Ergebnisse in
der Oktober-Ausgabe der Fachzeitschrift Brain
http://brain.oxfordjournals.org.
Die weiße Hirnsubstanz ist verantwortlich für die Übermittlung von
Informationen im Gehirn. Den Forschern zufolge behindert ein Mangel an
dieser Substanz, wie sie das im Gehirn von amusikalischen Menschen
wahrnehmen konnten, die Kommunikation in der rechten Gehirnhälfte.
Hierdurch wird das musikalische Gehör der Betroffenen beeinträchtigt.
Zur Quantifizierung des musikalischen Gehörs werden meistens
einheitliche Tests für sechs unterschiedliche Fähigkeiten angewendet,
nämlich das Gefühl für Takt, die Fähigkeit, sich aneine Melodie zu
erinnern, und die Fähigkeit, Änderungen in der Tonart, Tonhöhe,
Tonrichtung und Rhythmus zu unterscheiden. Anhand dieser Tests konnten
die Forscher nun nachweisen, dass sich der Mangel an weißer
Hirnsubstanz vor allem in einem unzulänglichen Gefühl für Melodie
äußert, eher als in einem unzulänglichen Gefühl für Rhythmus. Diese
Schlussfolgerung steht im Einklang mit früheren Studien, die zeigten,
dass musikalische Aphasie vor allem eine auf der Tonhöhe basierte
Kondition ist.
Zur Verbesserung der Studienergebnisse sind die Forscher jetzt auf eine
Technik namens "Diffusion Tenor Imaging" übergegangen, die einen
besseren Einblick in die weiße Hirnsubstanz verschafft und aufklären
kann, wie die verschiedenen Bereiche des Gehirns miteinander verbunden
sind. Anhand dieses Verfahrens hoffen die Forscher nachweisen zu
können, ob musikalische Aphasie eine genetisch bestimmte Abweichung
ist, oder ob Musikalität angelernt werden kann. In diesem Fall sollte
eine stärkere Beschäftigung mit Musik zu einem Wachstum der weißen
Hirnsubstanz führen. Hauptforscherin Krista Hyde vom Montreal
Neurological Institute ist fest entschlossen, diese Frage auch noch zu
beantworten, um so die Lebensqualität von Menschen ohne musikalisches
Gehör zu verbessern. "Es ist sehr unangenehm, keine Musik hören und
genießen zu können", so die Forscherin abschließend.