London (pte/14.10.2006/06:10) – Ein internationales Forscherteam hat
erstmals eine genaue Untersuchung über die jährlich getöteten Haie für
die in Asien so beliebte Haifischflossen-Suppe vorgenommen. Demnach
werden jährlich 38 Mio. dieser Knorpelfische nur wegen ihrer Flossen
getötet. Bisher wurden die Zahlen der jährlich getöteten Haie nur
geschätzt und dabei lagen die Schätzungen irgendwo zwischen zehn und
100 Mio. Tiere. Wie das Wissenschaftsmagazin Ecology Letters
http://www.blackwellpublishing.com berichtet, ist die Nachfrage nach
Haiflossen steigend, nicht zuletzt deshalb, weil sich in China eine gut
verdienende Mittelschicht etabliert hat.
Haifischflossen-Suppe gehört neben Abalone – einer Meeresschnecke – und
Schwalbennestern zu den großen Spezialitäten der chinesischen Küche.
Gourmets zahlen in den Luxus-Restaurants Hongkongs und Shanghais extrem
viel Geld, um an diese Spezialitäten zu kommen. Abalones sind in den
Meeren rund um China längst ausgestorben und werden jetzt von Mexiko
importiert. Offensichtlich geht es nun auch den Haien immer mehr an den
Kragen, wie zahlreiche Umweltorganisationen bereits seit Jahren
behaupten. Die Haifischflossen-Industrie ist im Wesentlichen auf einige
wenige Staaten in Asien beschränkt. Die Forscher um Shelley Clarke vom
Joint Institute for Marine and Atmospheric Research der University of
Hawaii und dem National Research Institute of Far Seas Fishery in Japan
haben internationale Händler befragt und mehr als 400 Haiflossen
untersucht. Daraus schlossen die Wissenschaftler, dass von 1996 bis
2000 26 bis 73 Mio. Haie jährlich gehandelt wurden. Daraus errechneten
die Forscher den Durchschnittswert von 38 Mio. Fischen – fast vier Mal
soviel wie von der UNO geschätzt.
Die Untersuchungen des Forscherteams waren nicht einfach, da in den
meisten Fischerei-Statistiken die Haie fehlen. Zudem sind Haie oft
reiner Beifang und dieser wird nicht nach Spezies beurteilt, sondern
lediglich nach der Gesamtmenge. "Neben einigen Restriktionen über die
Fangmethoden – vor allem dem Shark Finning – , die in den USA und in
der EU bestehen, wurde nie ein Fischerei-Management-System für Haie
erstellt", so Murdoch McAllister, Studien-Co-Autor vom Imperial College
in London. "Die weltweite Nachfrage für Haifischflossen ist jedenfalls
dramatisch angestiegen, das wiederum macht Fischer gierig auf ein
Zubrot", meint McAllister.
"Tatsächlich ist die Nachfrage nach den Haiflossen vor allem in China
deutlich spürbar", berichtet Peter Knights, Direktor der non
profit-Organisation WildAid. "In der neuen chinesischen Mittelschicht
wird Wert darauf gelegt zu zeigen, dass man sich Haifischflossen
einfach leisten kann. Egal dabei ist, dass die Flossen weder besonders
gut schmecken noch irgendwelche besonderen Nährstoffe enthalten", meint
Knights. Tatsächlich legen Chinesen insbesondere bei großen
Geburtstagsfeiern großen Wert auf teure Gerichte. Damit will man den
Gästen die Wertschätzung ausdrücken. Umgekehrt bemerken die Forscher,
dass die traditionelle Haifischflossen-Suppe aber nicht nur auf
Speisekarten in Asien beschränkt ist. "Ein Teller Haifischflossen-Suppe
wird im China-Max-Seafood-Restaurant in San Diego für 18 Dollar
angeboten. Für 40 Dollar kann man eine ganze geschmorte Flosse
bestellen", berichtet das Wissenschaftsmagazin National Geographic
http://www.nationalgeographic.com diese Woche und bemerkt noch
süffisant, dass der Wirt versichert habe, dieses Gericht ständig
anzubieten.