Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)
Diabetes
Typ-2 personalisiert behandeln! Paradigmenwechsel in der gemeinsamen
Therapie-Leitlinie 2018 der Amerikanischen (ADA) und Europäischen (EASD)
Diabetesgesellschaft
Bochum, 6. November 2018:
Auf dem EASD-Kongress in Berlin wurden am 5. Oktober 2018 die neuen
Leitlinien der ADA und EASD zur Therapie des Typ-2-Diabetes vorgestellt
und online in Diabetologia (1) und Diabetes Care (2) publiziert. Die
Behandlung soll heute nicht mehr nur in Abhängigkeit von der
Glukosestoffwechseleinstellung, beurteilt am HbA1c-Wert erfolgen, sondern patientenzentriert:
dies bedeutet ein Paradigmenwechsel, wenn Therapieentscheidungen in
Sinne des neuen Consensus-Statements auch viele Ärzte schon längere Zeit
mit ihren Patienten gemeinsam getroffen haben. Die
Herz-Kreislaufsituation, aber auch andere individuelle Besonderheiten
sollen bei einem Patienten im Vordergrund stehen und berücksichtigt
werden. Gleichwohl bleibt der HbA1c-Wert bei einem Patienten wichtig.
Als dessen Ziel wird für die meisten Menschen (mit nicht stärker
eingeschränkter Lebenserwartung wie etwa im höheren Alter) oder wie in
einer Schwangerschaft ein Wert von 7% / 53 mmol/mol oder darunter
angesehen.
Metformin bleibt – zusätzlich zu Lebensstilmodifikationen – das Medikament der ersten Wahl. Dann folgen, basierend auf den Studien der letzten Jahre, die
weiteren Antidiabetika, in Abhängigkeit von Patienteneigenschaften und
persönlichen Momenten wie etwa der Akzeptanz einer Behandlungsform durch
den Patienten selbst, aber auch den Kosten.
Die Patienten werden in verschiedene Kategorien unterteilt (siehe Abbildung, aus Lit.1):
– Atherosklerotische kardiovaskuläre Erkrankungen (ASCVD):
GLP-1-Rezptoragonisten (GLP-1-RA) mit nachgewiesenem CVD Nutzen oder
SGLT2-Hemmer mit nachgewiesenem CVD Nutzen, wenn eGFR adäquat (siehe Abbildung);
– bei vorwiegender Herzinsuffizienz (HF) oder Chronischer Nierenerkrankung (CKD):
SGLT2-Hemmer mit nachgewiesener HF-Senkung oder, wenn diese nicht geeignet
GLP-1-RA mit nachgewiesenem CVD-Nutzen.
– Ohne ASCVD oder CKD:
– Dringende Notwendigkeit einer Hypoglykämieminimierung: DPP4-Hemmer oder GLP-1-RA oder SGLT2-Hemmer oder Thiazolidindione.
– Körpergewicht: Dringend nötige Verhinderung einer Zunahme oder Förderung einer Abnahme: GLP-1-RA mit gutem reduzierendem Effekt oder SGLT2-Hemmer
– Wichtigkeit niedriger Kosten: Sulfonylharnstoffe oder Thiazolidindione.
Die nächsten Schritte einer Therapieeskalation sind auf der
nachfolgenden Original-Abbildung in ihrer Komplexität dargestellt. Bitte
klicken Sie die Grafik für eine vergrößerte Darstellung an.
Helmut Schatz