Forscher machen aus CO2 wieder Kohle
Klimakiller lässt sich dank eines innovativen Ansatzes dauerhaft aus der Atmosphäre entfernen
(pte028/27.02.2019/11:30) – Kohlekraftwerke könnten eine Renaissance
erleben, weil sie die Umwelt künftig kaum noch belasten. Aus den
Rauchgasen soll das Kohlendioxid (CO2) abgetrennt und in Kohle
zurückverwandelt werden. So jedenfalls stellen es sich Forscher an der
RMIT University http://rmit.edu.au vor. Dann könnten die bestehenden Kraftwerke weiterbetrieben werden,
statt zusätzlich riesige Flächen für Solarkraftwerke und Windgeneratoren
auszuweisen.
Flüssigmetall-Katalysator
Die Verwandlung findet in einem Reaktionsgefäß statt, das mit einem
flüssigen Elektrolyten gefüllt ist. Diesen reichern die Forscher um die
Elektrotechnikerin Dorna Esrafilzadeh und Torben Daeneke mit einem
eigens für diesen Prozess entwickelten Flüssigmetall-Katalysator an.
Letzterer ist ein extrem guter Stromleiter, wenn seine Oberfläche
chemisch angeregt wird. Fließt Strom durch diese Anordnung und wirtd CO2
dabei eingedüst, spaltet sich das Gas in Sauerstoff und festen
Kohlenstoff, den Hauptbestandteil von natürlich vorkommender Kohle. Es
ist gewissermaßen die Umkehr des Verbrennungsvorgangs. Der benötigte
Strom hierfür soll durch Solar- und Windkraftwerke erzeugt werden.
Die Umwandlung von CO2 in festen Kohlenstoff ist an sich nichts Neues.
Bisherige Verfahren benötigen jedoch sehr hohe Temperaturen.
Entsprechend groß ist der Energieaufwand. Das Verfahren der
RMIT-Forscher funktioniert dagegen bei Zimmertemperatur. Der entstehende
reine Kohlenstoff kann verbrannt oder anderweitig genutzt werden, etwa
als Elektrodenmaterial oder zur Herstellung sogenannter Supercaps. Das
sind Kondensatoren, die Strom sehr schnell speichern und abgeben können.
Die lassen sich in größeren Fahrzeugen wie Bahnen, Zügen, Bussen und
Lkw nutzen, um Bremsenergie zwischenzuspeichern.
Endlagerung wäre sicher
Wenn all diese Nutzungsmöglichkeiten nicht infrage kommen, lässt sich
der Kohlenstoff auch in tiefen geologischen Formationen endlagern. Es
ist also eine Form der endgültigen Entfernung von CO2 aus der
Atmosphäre. Bisher wird CO2 dazu verflüssigt und in unterirdische
Hohlräume gepresst. Die Befürchtung, dass es irgendwann in Form von Gas
wieder an die Erdoberfläche kommt, sodass dort Menschen und Tiere
ersticken, lässt sich nie vollkommen ausschließen. "Auch wenn noch
Forschungsarbeit nötig ist: Wir haben einen großen Schritt getan, um CO2
dauerhaft aus der Atmosphäre zu entfernen", sagt Daeneke. Das könnte
den Klimawandel verlangsamen.