Deutschland – das innovativste Land der Welt ? Wie lange noch?

Deutschland – das innovativste Land der Welt?

von Norbert Arnold , Eric Steilmann

Viele Indikatoren sprechen für die innovative
Leistungsstärke Deutschlands. Das Weltwirtschaftsforum sieht Deutschland sogar
auf Platz 1 in Bezug auf Innovationsfähigkeit. Trotzdem sind weitere
Anstrengungen geboten, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu
verbessern. Dies gilt auch für Wissenschaft und Forschung, die am Beginn der
Innovationskette stehen. Das Wissenschaftsnetzwerk der Konrad-Adenauer-Stiftung
hat dazu Handlungsempfehlungen erarbeitet.

7. Februar 2019

Das Weltwirtschaftsforum (WEF) ermittelt jährlich die
internationale Wettbewerbsfähigkeit von 140 Volkswirtschaften. Untersucht
werden zwölf Aspekte. Weltweit führend ist Deutschland im Bereich
„Innovationsfähigkeit“. Ausschlaggebend dafür sind u. a. die große Zahl an
angemeldeten Patenten und die ausgeprägte Kundenzufriedenheit bei deutschen
Produkten. Auch auf anderen Feldern nimmt Deutschland Spitzenplätze ein (Global
Competitiveness Report 2018, viii, 28 f., 239–241).

Dass Deutschland im Bereich Innovation weltweit führend ist,
liegt auch an den jährlich steigenden Innovationsausgaben von Unternehmen.
Allein im Jahr 2016 beliefen sie sich auf 158,8 Milliarden Euro. Kein anderes
Land in Europa investiert so viel in Innovationen. Die Erfolge sind sichtbar:
Allein mit Produktinnovationen wurden im Jahr 2016 über 700 Milliarden
umgesetzt, Tendenz steigend. Ein ähnlicher Trend ist für die Anmeldung von
marktrelevanten Patentanmeldungen zu verzeichnen. Hier liegt Deutschland, in
Relation zur Einwohnerzahl, sogar vor den Vereinigten Staaten (Bundesbericht
Forschung und Innovation 2018, 15 f.).

Die erzielten Erfolge dürfen indes nicht zu Untätigkeit
führen. Die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) warnt in ihrem
Jahresgutachten 2018, sich zu stark auf die Förderung der aktuellen Stärken der
deutschen Wirtschaft zu fokussieren. Dies könnte sich als hinderlich für die
Erschließung neuer Anwendungsfelder herausstellen.

Neue Ideen kommen aus Forschung und Entwicklung. Deutschland
hat – am Anfang der Innovationskette – ein leistungsfähiges
Wissenschaftssystem. Unterschiedliche Indikatoren verweisen darauf: So
publizieren immer mehr Wissenschaftler aus Deutschland in renommierteninternationalen Fachzeitschriften. Die
Studierendenzahlen aus dem In- und Ausland sind gestiegen. Gleiches gilt auch
für die Anzahl der in der Forschung tätigen Personen (EFI: Jahresgutachten
2018; 89, 114, 116).

Hochschulen kommt hinsichtlich der Sicherung des
Innovationspotenzials eine zentrale Rolle zu.Sie betreiben Forschung und bilden wissenschaftlichen Nachwuchs aus –
oft in Kooperation mit anderen öffentlich geförderten Forschungseinrichtungen
und innovierenden Unternehmen. Ein weiterer Eckpfeiler sind die
nichtuniversitären Forschungseinrichtungen. Sie betreiben erkenntnis- und
anwendungsorientierte Spitzenforschung auf international anerkanntem hohemNiveau. Auch sie tragen zur
Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands bei.

Um leistungsfähig zu bleiben, müssenWissenschaft und Forschung auch künftig
intensiv gefördert werden. Die USA und Großbritannien, haben hier nach wie vor
einen Vorsprung.Andere Länder, wie
China, holen auf.

Handlungsempfehlungen

Das Wissenschaftsnetzwerk der Konrad-Adenauer-​Stiftung
empfiehlt zur Stärkung von Wissenschaft und Forschung (Wissenschaftsnetzwerk:
Die Zukunft des deutschen Wissenschaftssystems, 2018) u. a.:

ein dauerhaftes
Engagementdes Bundes in Wissenschaft
und Forschung, das über die bisherigen Pakte hinausgeht und zueinem umfassenden und konsistenten „Bündnis
für Bildung, Wissenschaft und Innovation“ führt;

ein
„Hochschulqualitätssicherungsgesetz“ als bundesweit einheitlicher Rahmen zur
Qualitätssicherung;

mehr Freiräume
und Eigenverantwortung von Universitäten, so dass sie ausdifferenzieren, ihre
Profile schärfen und ihre Stärken weiter ausbauen können;

einen
konsequenten Ausbau von Fachhochschulen/Hochschulen für angewandte
Wissenschaften und Dualen Hochschulen, die dem steigenden Bedarf nach
anwendungsorientierter und unternehmensnaher Forschung und Ausbildung
entsprechen;

Verbünde von Hochschulen
und nichtuniversitären Forschungseinrichtungen, überall dort, wo es inhaltlich
sinnvoll ist, um Synergien zu nutzen;

eine
stärkere, vom Bund unterstützte, Internationalisierung von Wissenschaft und
Forschung, so dass es gelingt, herausragende Wissenschaftler und Studierende
für Deutschland zu gewinnen.