Schlaganfall – und dann Demenz? Experten empfehlen Rauchstopp, Bewegung und gesunde Ernährung zur Prävention
Berlin
– Wer bereits einen Schlaganfall erlitten hat, besitzt gegenüber
Gleichaltrigen ohne Vorbelastung ein viel höheres Risiko, erneut daran
zu erkranken. Nach mehreren Hirninfarkten steigt auch die
Wahrscheinlichkeit an einer vaskulären, also an einer gefäßbedingten
Demenz zu erkranken auf bis zu 40 Prozent an. Die Deutsche
Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) klärt auf, wie beide Krankheiten
zusammenhängen – und wie eine Prävention gelingen kann.
Mehr
als 260 000 Menschen erleiden jährlich in Deutschland einen
Schlaganfall. „Dabei werden Nervenzellen in einem bestimmten Areal des
Gehirns durch ein verstopftes oder geplatztes Gefäß geschädigt“,
erläutert Professor Dr. med. Wolf-Rüdiger Schäbitz, Pressesprecher der
DSG. „Die Patienten zeigen Symptome wie beispielsweise eine halbseitige
Lähmung der Gesichts- oder Körpermuskulatur und können möglicherweise
nicht mehr richtig sprechen.“ Neueste Untersuchungen bestätigen, dass
bereits einzelne Schlaganfälle in strategisch wichtigen Hirnregionen zu
Gedächtnisstörungen und in seltenen Fällen zu einem dementiellen Syndrom
führen können. Diese Form der sogenannten vaskulären Demenz entsteht
durch eine gestörte Blutversorgung des Hirngewebes, vor allem, wenn sich
mehrere Schlaganfälle ereignen. „Während ein Schlaganfall diesbezüglich
meistens noch nicht so kritisch ist, steigt das Risiko eine vaskuläre
Demenz zu erleiden nach mehreren Ereignissen stufenweise an“, erläutert
Schäbitz. Im Gegensatz dazu entwickelt sich die Alzheimer-Demenz
chronisch fortlaufend. Hier wird die Gedächtnisstörung durch das
langsame Absterben von Nervenzellen ausgelöst. Während bei der Alzheimer
Demenz das Kurzzeitgedächtnis sowie die zeitliche und räumliche
Orientierung früh gestört sind, stehen bei Patienten mit vaskulärer
Demenz Konzentrations- und Denkstörungen aber auch Störungen in Abläufen
von Alltagsfunktionen sowie Gangstörungen im Vordergrund.
Bei
Schlaganfall und vaskulärer Demenz bestehen die identischen
Risikofaktoren. „Hierzu zählen ein zu hoher Blutdruck, bestimmte
Herzerkrankungen wie Vorhofflimmern und Diabetes Mellitus. Und auch
Fettstoffwechselstörungen, Übergewicht, Rauchen und mangelnde Bewegung
erhöhen die Gefahr für einen Schlaganfall und damit für eine vaskuläre
Demenz“, sagt Professor Dr. med. Martin Dichgans, 2. Vorsitzender der
DSG. Maßnahmen, die einem Schlaganfall vorbeugen können, wirken auch
dieser Form der Demenz entgegen. Besonders Menschen, die bereits einen
oder mehrere Hirninfarkte hatten und Personen, die ein erhöhtes Risiko
dafür haben, sollten nach Ansicht des Experten eine gezielte Prävention
betreiben. Professor Schäbitz rät: „Mit ausreichender Bewegung – etwa
einer halben Stunde pro Tag – und einer gesunden Ernährung mit viel
Obst, Gemüse, Salaten, Hülsenfrüchten und Fisch kann einem Schlaganfall
gezielt vorgebeugt werden.“ Rauchern empfiehlt er zudem dringend, sich
den Griff zur Zigarette abzugewöhnen. Menschen mit Bluthochdruck sollten
diesen medikamentös richtig einstellen lassen. Aktuelle Studien zeigen
einmal mehr, dass Vorhofflimmern als mögliche Schlaganfallursache ein
wichtiger Risikofaktor für Demenz ist. „Daher muss nach einem
Schlaganfall intensiv danach gesucht werden und wenn das Vorhofflimmern
festgestellt wird, müssen Patienten unbedingt mit der Einnahme von
Medikamenten zur Blutverdünnung – also mit einer oralen Antikoagulation –
behandelt werden. „Wer nach dem ersten Schlaganfall seinen Lebensstil
umstellt und seine Risikofaktoren konsequent behandelt, kann nicht nur
das Risiko erheblich reduzieren, einen weiteren Schlaganfall zu
erleiden, sondern beugt effektiv der Entwicklung einer vaskulären Demenz
vor“, meint Schäbitz abschließend.