Segen und Risiken der Forschung

Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Gemeinsame Pressemitteilung, 04. Oktober 2018

Immer mehr wissenschaftliche Einrichtungen in Deutschland beraten zu sicherheitsrelevanter Forschung

Gemeinsamer Ausschuss von DFG und Leopoldina legt Tätigkeitsbericht vor

Eine Methode zur Erzeugung
synthetischer Pockenviren soll neue Wege der Impfstoff-Entwicklung
ebnen, könnte aber auch für die Herstellung von Biowaffen benutzt
werden; das automatisierte Aufspüren von Schwachstellen in
Computersoftware kann helfen, Sicherheitslücken zu schließen, aber auch
zum Werkzeug von kriminellen Hackern werden: Das sind zwei aktuelle
Beispiele aus der Wissenschaft, die zeigen, dass nützliche
Forschungsmethoden und -ergebnisse auch zu schädlichen Zwecken verwendet
werden können. Die Schlagworte zu diesem Themenkomplex sind
sicherheitsrelevante Forschung oder auch Dual-Use-Forschung. Um der
Dual-Use-Problematik zu begegnen, sind an deutschen Forschungsinstituten
und Hochschulen inzwischen 71 Kommissionen für Ethik
sicherheitsrelevanter Forschung (KEFs) eingerichtet worden. Zu diesem
Ergebnis kommt der Gemeinsame Ausschuss zum Umgang mit
sicherheitsrelevanter Forschung der Deutschen Forschungsgemeinschaft
(DFG) und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina in
seinem heute vorgelegten zweiten Tätigkeitsbericht.

In dem Bericht präsentiert der Ausschuss unter
anderem die Ergebnisse einer Umfrage zur bisherigen Arbeit der KEFs und
gibt einen Überblick über den Stand der öffentlichen Debatte zum Umgang
mit sicherheitsrelevanter Forschung. Der 2015 eingesetzte Gemeinsame
Ausschuss unterstützt die Einrichtung und Arbeit von Kommissionen für
Ethik sicherheitsrelevanter Forschung und hat sich als bundesweite
Kontaktstelle für Fragen zum eigenverantwortlichen Umgang mit dem Thema
etabliert. Der Ausschuss fungiert darüber hinaus als Plattform für den
Erfahrungsaustausch von Forschungsinstituten und Hochschulen
untereinander. Für neue KEFs hat er im Jahr 2016 eine Mustersatzung
vorgelegt, um den Einstieg in die Arbeit zu erleichtern.

Der Tätigkeitsbericht beinhaltet auch die
Ergebnisse einer Umfrage zur bisherigen Arbeit der Ethik-Kommissionen
und ihren Erfahrungen. Die KEFs haben demnach Beratung zu insgesamt 26
sicherheitsrelevanten Forschungsvorhaben angeboten sowie
Informationsveranstaltungen und Diskussionsrunden zum Thema
veranstaltet. Dazu gehörten der vom Gemeinsamen Ausschuss organisierte
Workshop "Freiheit und Verantwortung in den IT-Wissenschaften" und das
"KEF-Forum". Der Bericht gibt zudem einen Überblick über den Stand der
deutschen und internationalen Debatte zum Umgang mit
sicherheitsrelevanter Forschung an öffentlichen Forschungseinrichtungen
sowie über entsprechende Verhaltenskodizes in der Industrie. Im Fokus
stehen derzeit vor allem die Forschungsbereiche Genomchirurgie,
Synthetische Biologie, Robotik und Künstliche Intelligenz. Der Bericht
thematisiert des Weiteren die Voraussetzungen der Förderung
sicherheitsrelevanter Forschung durch die DFG und im EU-Rahmenprogramm
für Forschung und Innovation "Horizon 2020".

Mit dem Erscheinen des Tätigkeitsberichts ist
der neue Internetauftritt des Gemeinsamen Ausschusses freigeschaltet
worden, der weitergehende Informationen zum Thema, zu Veranstaltungen
und zu Good-Practice-Beispielen verfügbar macht. Hier finden Nutzerinnen
und Nutzer auch eine Liste der etablierten Kommissionen für Ethik
sicherheitsrelevanter Forschung sowie Ansprechpartnerinnen und
Ansprechpartner an den einzelnen Forschungseinrichtungen.

Weiterführende Informationen

Tätigkeitsbericht des Gemeinsamen Ausschusses: www.leopoldina.org/ga-taetigkeitsbericht

Weitere Informationen zum Thema unter: www.leopoldina.org/de/gemeinsamer-ausschuss