3-D-Fotografie mit Standardkameras: Start-up K-Lens GmbH entwickelt Spezialobjektiv für Foto und Film
Bisher mussten Fotografen und Filmemacher Spezialequipment
anschaffen, wenn sie den Schärfebereich noch nach der Aufnahme verändern
oder ein Motiv dreidimensional wiedergeben wollten. Das Start-up K-Lens
hat nun ein Spezialobjektiv entwickelt, das jede Standardkamera in eine
3-D-Kamera verwandeln kann. Was als Forschungsprojekt des
Max-Planck-Instituts für Informatik und der Universität des Saarlands
begann, und mit Hilfe des IT-Inkubators weiterentwickelt wurde, soll ab
2019 als kommerzielles Produkt verfügbar sein.
Bisher
war das Erfassen von Tiefeninformationen nur bei Aufnahmen möglich, die
mit Kamera-Arrays oder speziellen Lichtfeld-kameras gemacht wurden.
Diese nehmen zusätzlich zu den zwei Bilddimensionen auch die Richtung
der einfallenden Lichtstrahlen auf. Die Vorteile, wie erweiterter
Tiefenschärfebereich, Anpassung von Schärfe und Unschärfe in der
Nachbearbeitung, tiefenbasiertes Freistellen und 3-D-Bilder bezahlten
die Fotografen und Filmemacher jedoch mit einem hohen Anschaffungspreis
und einer umständlichen Arbeitsweise. Das vom Saarbrücker Start-up
K-Lens entwickelte gleichnamige Spezialobjektiv, das auf einem
Forschungsprojekt des Max-Planck-Instituts für Informatik und der
Universität des Saarlandes basiert, ermöglicht nun jedem Fotografen, mit
seiner bisherigen Ausrüstung die Vorteile der 3-D-Technik zu nutzen.
„Der Vorteil unseres Objektivs ist, dass es mit den heutigen
Technikstandards kompatibel ist und daher mit jeder Kamera verwendet
werden kann“, erklärt Matthias Schmitz, Gründer und Geschäftsführer. Auf
dem Kameramarkt gibt es bisher kein Objektiv, das mit den Möglichkeiten
der K-Lens mithalten kann. Es biete nicht nur vollständige Kontrolle
von Schärfe und Unschärfe, tiefenbasiertes Freistellen,
Perspektivwechsel und 3-D-Aufnahmen, sondern auch vollständigen Zugang
zu den Tiefenebenen der Aufnahme.
„Kein Foto muss mehr wegen
Fokussierungsfehlern in den digitalen Papierkorb wandern, ein häufiges
Problem, beispielsweise in der Makrofotografie. Motiv-Reihen, wie in der
Produktfotografie, können schneller abfotografiert und Bildobjekte
schneller freigestellt werden“, erläutert Klaus Illgner. Der promovierte
Ingenieur und enthusiastische Hobby-Fotograf ist bei K-Lens für die
technische Entwicklung zuständig. Neue Effekte, wie beispielsweise
Schärfe und Unschärfe in der gleichen Bildebene, ließen sich ebenfalls
mit der K-Lens realisieren. Die dazu notwendige Nachbearbeitungssoftware
liefert das Start-up-Unternehmen mit.
Das Produkt soll eine
Länge unter 20 cm und ein Gewicht von maximal 800 g haben und entspricht
damit gängigen aus der Hand nutzbaren Zoomobjektiven. Kernstück ist der
sogenannte „Image Multiplier“, ein Spiegelsystem, das kaleidoskopartig
verschiedene Perspektiven auf das gleiche Motiv oder die gleiche Szene
erzeugt, die dann simultan auf den Kamerasensor projiziert werden. Eine
von K-Lens entwickelte Software generiert daraus dann das Lichtfeldbild.
Die weltweite Patentierung zum Schutz dieses Verfahrens läuft bereits.
Nach erfolgter Anerkennung in den USA erwarten Matthias Schmitz und
seine vier Kollegen das Patent für die weiteren Märkte noch in diesem
Jahr. Nach zwei Jahren Entwicklungsarbeit im IT-Inkubator, einer
Einrichtung der Universität des Saarlandes und Max Planck Innovation auf
dem Saarland Informatics Campus wird das fünfköpfige Team seit Oktober
2017 durch die saarländische Wagnisfinanzierungsgesellschaft (SWG)
finanziert. Doris Woll, Geschäftsführerin der SWG, freut es, dass mit
der Beteiligung ein innovatives Unternehmen im Saarland entstanden ist
und die Markteinführung der K-Lens-Technologie an dem Ort gefördert
wird, an dem sie auch maßgeblich entwickelt wurde. „Perspektivisch
werden hier neue, anspruchsvolle und attraktive Arbeitsplätze in einem
innovativ-technologischen Umfeld entstehen“, so Doris Woll. „Dies ist
das Ziel bei allen Investments, die von der SWG begleitet werden.“
Gleichzeitig arbeitet K-Lens in einem Forschungsprojekt mit, über das
eine kommerzielle Lichtfeldkamera für die professionelle Filmindustrie
realisiert werden soll. Das vom Bundesministerium für Bildung und
Forschung geförderte Projekt hat ein Projektvolumen von 2,7 Millionen
Euro. „Langfristig empfänden wir eine strategische Kooperation mit einem
der Marktführer wie Sony, Nikon oder Canon als interessant, um von
deren Produktions-Know-How und internationalem Vertriebs- und
Servicemodel zu lernen", erklärt Matthias Schmitz. Das erste rein
fotografisch ausgelegte K-Lens-Spezialobjektiv wollen die Gründer noch
in diesem Jahr als Prototyp präsentieren.
Der Volljurist und
Diplombetriebswirt Mathias Schmitz blickt auf 15 Jahre Berufserfahrung
hauptsächlich in der Unternehmensberatung bei PricewaterhouseCoopers
zurück und ist bei K-Lens für die Geschäftsfeldentwicklung zuständig.
Für die technische Entwicklung ist Dr. Klaus Illgner verantwortlich. Der
promovierte Ingenieur verfügt über umfangreiche Erfahrung in der Bild-
und Videotechnik, unter anderem durch Stationen bei Texas Instruments
und Siemens sowie in der audiovisuellen Medientechnikentwicklung bei der
IRT GmbH.
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Matthias Schmitz