Diabetesbedingte Sterblichkeit in Deutschland dramatisch hoch
Deutsche Diabetes Gesellschaft fordert gesundheitspolitische Maßnahmen
Berlin
– Gut ein Fünftel aller Todesfälle in Deutschland geht aller
Wahrscheinlichkeit nach auf das Konto von Diabetes mellitus. Das ist das
Ergebnis einer Studie des Deutschen Diabeteszentrums (DDZ), die
kürzlich in der Fachzeitschrift „Diabetes Care“ veröffentlicht worden
ist. In der Konsequenz richtet die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
einen dringenden Appell an die politisch Verantwortlichen, zügig
wirkungsvolle Maßnahmen zur Verhältnisprävention umzusetzen. Hierzu
gehören beispielsweise die Mehrwertsteuerbefreiung für gesunde
Lebensmittel sowie der „Nationale Diabetesplan“ zur Verbesserung der
medizinischen Versorgung.
Bislang
gab es nur Schätzungen zur diabetesbedingten Sterblichkeit in
Deutschland, da umfangreiche Patientendaten fehlten. Doch seit 2014
stehen Wissenschaftlern Routinedaten der Gesetzlichen Krankenkassen zur
Verfügung, die etwa 90 Prozent der deutschen Bevölkerung abbilden. Sie
wurden jetzt erstmals ausgewertet und zeigen: Jeder fünfte Todesfall ist
mit Diabetes assoziiert. „Das sind fast zehnmal mehr Menschen als
bislang angenommen“, kommentiert DDG Präsident Professor Dr. med. Dirk
Müller-Wieland die neuen Erkenntnisse.
Aufgrund
der dramatischen Zahlen fordert die DDG wirksame gesundheitspolitische
Maßnahmen. Dazu gehört ein gestuftes Mehrwertsteuersystem für
Lebensmittel – ungesunde Produkte mit einem hohen Anteil an Zucker, Fett
und Salz sollten teurer werden, gesunde Lebensmittel wie Obst und
Gemüse hingegen von der Mehrwertsteuer befreit werden. Zudem sollte die
Politik ein Verbot für an Kinder gerichtete Werbung für ungesunde
Lebensmittel erlassen, verbindliche Standards für eine gesunde
Schulverpflegung und täglich mindestens eine Stunde Bewegung in Kitas
und Schule einführen. „Diese Maßnahmen würden bewirken, dass künftig
immer weniger Menschen an Diabetes erkranken. Das wiederum würde auch
das Gesundheitssystem Deutschlands massiv entlasten", betont DDG
Geschäftsführerin Barbara Bitzer.
Darüber
hinaus fordert die DDG einen „Nationalen Diabetesplan“ für Deutschland.
Die darin aufgeführten Ansatzpunkte zielen auf eine bessere
medizinische Versorgung für Menschen mit Diabetes durch adäquate
Medizinerausbildung und -weiterbildung, eine flächendeckende Versorgung
durch niedergelassene Allgemein- und Fachärzte, eine angemessene
Behandlung und Pflege im Krankenhaus sowie moderne Medikamente und ein
deutschlandweites Diabetesregister. „Damit könnten wir das dramatische
Sterblichkeitsrisiko von Diabetespatienten wirksam reduzieren“, so
Bitzer. Zudem müsse der Beruf der Diabetesberater(in) staatlich
anerkannt werden.
„Die
schockierenden Studienergebnisse zeigen einmal mehr, dass die Politik
jetzt dringend gegensteuern muss, um die Erkrankungszahlen deutlich zu
reduzieren und die Lebenserwartung von Diabetespatienten zu erhöhen“,
bekräftigt auch Professor Seufert von der Abteilung für Endokrinologie
und Diabetologie des Universitätsklinikums Freiburg, zugleich Sprecher
der Kommission Versorgungsforschung und Register sowie Vorstandsmitglied
der DDG, den Maßnahmenkatalog.