Schneller fit nach Hüft-OP

Schneller fit nach Hüft-OP

Mit Muskelaufbau und vitaminreicher Ernährung optimal vorbereitet

Freiburg
– Ältere Patienten leiden oft an altersbedingtem Abbau von Muskelmasse
und -funktion, der sogenannten Sarkopenie. Sie beeinträchtigt den
gesamten Organismus und erhöht das Risiko für Gesundheitseinbußen und
Gebrechlichkeit. Damit kann sie auch den Erfolg eines neuen Hüft- oder
Kniegelenks beeinträchtigen. Die Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik
(AE) empfiehlt Patienten deshalb, im Vorfeld einer Hüft- oder
Knieprothesen-Operation gezielt Muskelaufbau zu betreiben und sich
protein- und vitaminreich zu ernähren. Muskelaufbau sei in jedem Alter
möglich. Anlass der aktuellen Empfehlungen ist der Internationale Tag
des älteren Menschen am Sonntag, dem 1. Oktober 2017.

Eine
neue Hüfte oder ein neues Knie ist für rüstige Senioren heute Dank
schonender Operationsverfahren und optimal angepasster Narkosen ein
Routineeingriff. Die Versorgung mit den Prothesen ermöglicht
schmerzfreie Bewegung und Mobilität. Sie schafft so wichtige
Voraussetzungen für Wohlergehen, Gesundheit und ein selbstbestimmtes
Leben – und das häufig bis ins hohe Alter.

Doch
trotz aller Fortschritte in der Medizin ist jede Operation ein
belastendes Ereignis für den Körper. „Narkose, Medikamente und
Wundheilung fordern den ganzen Patienten“, sagt Professor Dr. med.
Karl-Dieter Heller, Generalsekretär der AE und Chefarzt der
Orthopädischen Klinik am Herzogin Elisabeth Hospital in Braunschweig.
„Ausreichende Muskelmasse und Muskelfunktion sind deshalb gerade bei
einem Krankenhausaufenthalt ein wichtiger Faktor für eine rasche
Genesung und eine erfolgreiche Rehabilitation“, so der Chefarzt einer
großen Fachklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie. Muskelkraft werde
für die Mobilisation nach dem Eingriff benötigt, etwa für das Aufsitzen,
Aufstehen sowie für sicheres und stabiles Gehen auf Unterarmstützen.
Zudem beeinträchtige eine zu geringe Muskelmasse den gesamten
Organismus, etwa das Herz-Kreislaufsystem oder den Stoffwechsel. „Wir
tun in der Orthopädie deshalb alles dafür, dass unsere Patienten keine
Muskelmasse durch zu lange Bettlägerigkeit verlieren. So lassen wir sie
etwa mit Hilfe eines Physiotherapeuten bereits am Tag der OP zum ersten
Mal aufstehen.“ Während einer Woche Bettruhe könnten sonst 1 bis 1,5
Kilogramm Muskelmasse verloren gehen.

Bewegt
man sich nicht regelmäßig, sind ab dem 70. Lebensjahr bereits 40
Prozent der Muskelmasse durch physiologischen Abbau verschwunden. „Bei
Schmerzen durch Arthrose und Gelenkverschleiß führen Schonung und
Vermeidungsverhalten zu zusätzlichem Muskelabbau und Funktionsverlust“,
erläutert Professor Dr. med. Henning Windhagen, Präsident der AE. „Das
ist nachvollziehbar und verständlich“, sagt er. Dennoch sei es möglich,
mit Hilfe eines Physiotherapeuten oder in qualifizierten Sportstudios,
Muskulatur gezielt aufzubauen, auch noch vor einer Operation.

„Damit
es nicht so weit kommt, solle man möglichst früh, spätestens ab 50 mit
gezieltem Training beginnen“, betont der Experte. „Auch
Arthroseschmerzen sind ein wichtiges Zeichen für die Aufnahme eines
solchen Trainings“, so Windhagen. Idealerweise setzte man das
Übungsprogramm auch vor Operationen nicht aus, so der Direktor der
Orthopädischen Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) im
DIAKOVERE Annastift. Er empfiehlt zudem eine abwechslungsreiche,
ausgewogene, kalorienarme und nährstoffreiche Ernährung.
Sportnahrungsmittel, etwa Proteinpulver, Vitamine und Spurenelemente
könnten nach Rücksprache mit dem Hausarzt gegebenenfalls zusätzlich
eingenommen werden.

„Die
Sarkopenie muss noch mehr Beachtung erfahren als bisher“, sagt
Professor Heller. „Dieser Umstand ist ebenso relevant wie der
kontinuierlich fortschreitende Knochenschwund – gerade auch im Hinblick
auf die zunehmende Alterung unserer Gesellschaft“.