Höhere Fluorkonzentration im Mutterleib mit geringerer kindlicher Intelligenz assoziiert
Graz, 10. Oktober 2017:
Am 19. September 2017
erschien ein Bericht über die Ergebnisse mit Fluorid im Rahmen der
ELEMENT – Studie (Early Life Exposures in Mexico to Environmental
Toxicants), einer Untersuchung an etwa 1000 Schwangeren und ihren
Kindern 4 und 6-12 Jahre nach der Geburt (1). Im konservierten Urin der
Mütter, gewonnen während der Schwangerschaft und dem der Kinder nach
6-12 Jahren wurde der Fluoridgehalt gemessen. Der Mittelwert (SD) des
Fluoridgehalts der Mütter während der Schwangerschaft betrug 0.90 (0.35)
mg/L, der Kinder 0.82(0.38) mg/L.
Höherer Fluoridgehalt des
mütterlichen Urins war nach 4 Jahren im McCarthy Scales of Children´s
Abilities – Test mit einem niedrigeren General Cognitive Index (GCI)
linear assoziiert, nach 6-12 Jahren mit einem im Wechsler Abbbreviated
Scale of Intelligence – Test einem niedrigeren Intelligenz-Quotienten IQ
(p<0.01). Die Assoziationen blieben auch nach Adjustierung für
kindliche (Gestationsalter und Gewicht bei der Geburt, Geschlecht,
erstes von mehreren Kindern und Alter beim Erfassen des Outcomes) und
mütterliche Faktoren (Raucheranamnese, Familienstand, Alter bei der
Entbindung, IQ, Ausbildung) bestehen. Für eine Subgruppe waren Daten
über den sozioökonomischen Status, den mütterlichen Bleigehalt der
Knochen und das Quecksilber im Blut verfügbar, welche an den
Assoziationen des Urin-Fluorids während der Schwangerschaft mit dem GCI
und dem IQ der Kinder keine substanziellen Änderungen ergaben.
Kommentar
Es gab schon seit längerer
Zeit Hinweise für eine Neurotoxizität von Fluoriden bei Kindern. Die
Environmental Protection Agency setzte Fluoride auf die Liste von
Chemikalien mit Verbindung zu Neurotoxizität und erklärte, dass die
Fluor-Einnahme für längere Zeiträume das Nervensystem schädigen könne.
Das Environmental Health Perspectives Journal, in welchem auch die
vorliegende Studie (1) publiziert wurde, hatte bereits berichtet, dass
Kinder, die in Gebieten mit stark fluoridhaltigem Trinkwasser
aufgewachsen waren, einen geringeren IQ hatten. Nur wenige
Untersuchungen und epidemiologischen Studien waren jedoch longitudinal,
bestimmten die individuelle Fluoridexposition und erfassten den
pränatalen Zeitraum an mehr als 100 Teilnehmern. Es handelt sich somit
um eine fundierte Untersuchung der Gruppe mit dem Erstautor Morteza
Bashash, Professor für Public Health an der Universität von Toronto,
Kanada. Das Ergebnis widerspricht den Befürwortern einer breiten
Fluoridgabe oder gar einer Fluoridierung des Trinkwassers. Von
zahnärztlicher Seite wird heute vielfach auch vor Fluor gewarnt,
andererseits wird aber von manchen gerade während der Schwangerschaft
eine Kariesprophylaxe mit fluorhaltiger Zahnpaste empfohlen. In der
Öffentlichkeit liegt das Augenmerk für Fluor ganz überwiegend auf dem
Gebiete der Zähne. Die neue Arbeit rückt den negativen Aspekt von Fluor
auf die Gehirnentwicklung in den Vordergrund. Die Frage ist nun, ob man
in der Schwangerschaft fluorhaltige Zahnpaste verwenden soll oder nicht.
In der lebhaften Diskussion nach einem Bericht darüber in U.S.
-Medscape (2) schrieben etliche Teilnehmer, vielleicht nicht ganz ernst
gemeint, man dürfe zumindest „nicht die Zahnpaste immer verschlucken….“.
Morteza Basash kommentierte: „This is a piece of a puzzle. We need to
do more work to identify the nature of the effect. And we have a lot of
uncertainty in the results” (2).
Helmut Schatz