Urlaubsgefahr Hepatitis: Auf Reisen die Leber schützen

Urlaubsgefahr Hepatitis: Auf Reisen die Leber schützen

Berlin
– In den ersten Bundesländern haben die Sommerferien begonnen, und wer
sich vom Alltag erholen möchte, reist gerne in den Süden. Beliebte
Reiseziele wie der Mittelmeerraum, aber auch die meisten tropischen
Gebiete sowie Osteuropa zählen zu den Risikogebieten für eine Infektion
mit Hepatitis A-Viren. Hepatitis A gilt als typisches
„Reisemitbringsel“. Weiter verbreitet als lange angenommen, sind zudem
Infektionen mit dem Virus-Typ E – nicht nur auf Reisen, sondern auch in
Deutschland besteht eine Infektionsgefahr. Wer einige einfache
Hygieneregeln beachtet und sich vor dem Urlaub gegen Hepatitis A impfen
lässt, verringert sein Risiko, zu erkranken, teilt die Deutsche
Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und
Stoffwechselkrankheiten (DGVS) mit.

Infektionen
mit den Hepatitis-Typen A und E verursachen eine Entzündung der Leber
und rufen Übelkeit, Erbrechen und grippeähnliche Symptome hervor. Anders
als Infektionen mit Hepatitis B oder C, die durch Blut oder
Sexualkontakte übertragen werden, heilen Infektionen mit Hepatitis A
oder E meist folgenlos aus, mitunter verlaufen sie auch unbemerkt. Eine
Gefahr für ernstere Verläufe haben Patienten mit vorgeschädigter Leber,
Schwangere, Ältere sowie Menschen mit eingeschränkter Immunfunktion.
Impfstoffe stehen gegen Hepatitis A und B zu Verfügung. Gegen Hepatitis C
und E existiert kein Impfstoff.

Hepatitis
A-Viren kommen nur beim Menschen vor und werden in der Regel fäkal-oral
übertragen: Dabei gelangen Viren, die mit dem Kot ausgeschieden wurden,
durch mangelnde Hygiene ins Trinkwasser oder in die Nahrung. „Weil die
Viren recht umweltstabil sind, kann im Prinzip jedes Obst und jeder
Salat, der durch schmutzige Hände gegangen ist, infektiös sein“, sagt
Professor Dr. med. Christian Trautwein, Direktor der Klinik für
Gastroenterologie, Stoffwechselerkrankungen und Internistische
Intensivmedizin am Universitätsklinikum Aachen und Vorstandsmitglied der
DGVS. Gerade auf Reisen sei es sinnvoll, Nahrungsmittel am besten zu
kochen oder zu schälen. Vor allem Muscheln und Austern gehören zu den
häufig mit Hepatitis A- oder auch Noroviren belasteten Nahrungsmitteln.
Da sie Nahrung aus dem Wasser filtern, reichern sich in ihnen auch die
im Wasser enthaltenen Kontaminationen an. Das Bundesinstitut für
Risikobewertung rät daher vom Verzehr roher und unzureichend gekochter
Muscheln und Austern unbedingt ab. Zwei Minuten kochen bei 85 bis 100
Grad tötet die Erreger jedoch zuverlässig ab.

Für
die nahe verwandten Hepatitis E-Viren gelten im Wesentlichen dieselben
Übertragungswege. Anders als Hepatitis A-Viren können sie sich jedoch –
je nach Subtyp – nicht nur im Menschen, sondern auch in Tieren wie
Schweinen, Wildschweinen, Rindern oder Kamelen vermehren. Während
Infektionen im Ausland hauptsächlich durch kontaminiertes Wasser
verursacht werden, gehen sie in Deutschland vor allem auf nicht
durchgegartes Schweine- und Wildfleisch zurück. „Die Diagnose von
Hepatitis E-Fällen hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen –
wobei nicht geklärt ist, ob die Fälle tatsächlich zunehmen oder eine
erhöhte Aufmerksamkeit für die Infektionen zu mehr Diagnosen führt“,
sagt Trautwein. Nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts haben sich in
den vergangenen Jahren rund 320 000 Deutsche jährlich neu mit dem
Hepatitis E-Virus infiziert.

Eine
sorgfältige Hand- und Lebensmittelhygiene gehört zu den wichtigsten
Maßnahmen, um eine Infektion mit Hepatitis A oder E zu verhindern:

– Waschen Sie sich regelmäßig die Hände mit Seife.


Vermeiden Sie es, auf Reisen in den Süden nicht abgekochtes
Leitungswasser zu trinken. Achtung bei Eiswürfeln in Getränken: Diese
sind meist aus Leitungswasser hergestellt, das nicht abgekocht wurde.

– Achten Sie darauf, Fleisch, insbesondere Schweine- und Wildfleisch, durchzugaren.

– Auf Reisen in südliche Länder sollte Gemüse und Obst entweder geschält oder gekocht werden.

– Vermeiden Sie den Verzehr roher oder unzureichend durchgegarter Muscheln.

Diese
Maßnahmen schützen zugleich vor anderen Infektionen wie etwa
Durchfallerkrankungen. Der wirksamste Schutz vor Hepatitis A-Viren
besteht in einer Impfung. Gegen das Hepatitis E-Virus kann jedoch nicht
geimpft werden. Generell ist die Hepatitis A-Impfung für jeden
empfohlen, der in die eingangs genannten Risikogebiete reist. Impfstoffe
gibt es sowohl als Einzelvakzine als auch in Kombination mit einer
Hepatitis B- oder einer Typhus-Impfung. Bei der reinen Hepatitis
A-Impfung reichen zwei Impfstoffgaben im Abstand von sechs Monaten aus,
um mindestens zehnjährigen, womöglich sogar lebenslangen Schutz, zu
gewährleisten. „Schützende Antikörper sind aber schon rund zwei Wochen
nach der ersten Impfung vorhanden“, erläutert Trautwein. Das sei
deutlich kürzer als die Inkubationszeit von drei bis vier Wochen. Eine
Impfung sei deshalb auch noch kurz vor Antritt der Urlaubsreise möglich.

Die
Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und
Stoffwechselkrankheiten (DGVS) wurde 1913 als wissenschaftliche
Fachgesellschaft zur Erforschung der Verdauungsorgane gegründet. Heute
vereint sie mehr als 5000 Ärzte und Wissenschaftler aus der
Gastroenterologie unter einem Dach. Die DGVS fördert sehr erfolgreich
wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und
Fortbildungen und unterstützt aktiv den wissenschaftlichen Nachwuchs.
Ein besonderes Anliegen ist der DGVS die Entwicklung von Standards und
Behandlungsleitlinien für die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen
der Verdauungsorgane – zum Wohle des Patienten.