Krebserkrankungen – Neue Hoffnung durch nuklearmedizinische Diagnose

Krebserkrankungen – Neue Hoffnung durch nuklearmedizinische Diagnose- und Therapieverfahren

Pressemitteilung von: Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin

Krankheit und Therapie

Krebs, Positronenemissionstomographie (PET), Nuklearmedizin, Single-Photon-Emission-Computer-Tomographie (SPECT), Theranostik, Radiopharmaka

In den vergangenen Jahren konnten
beträchtliche Fortschritte sowohl in der präzisen Diagnose wie auch der
erfolgreichen Behandlung von Krebserkrankungen verzeichnet werden. Die
modernen Untersuchungstechniken sowie innovative, zielgerichtete
Therapien in der Nuklearmedizin spielen bei diesen Fortschritten eine
entscheidende Rolle. Besonders die deutsche Nuklearmedizin nimmt hier
weltweit eine führende Stellung ein.

Um etwa Krebszellen sichtbar machen zu können,
werden dem Patienten geeignete, radioaktiv markierte Substanzen – so
genannte Radiopharmaka – verabreicht. Sie bestehen aus einem
radioaktiven Teilchen (dem Radioisotop), welches an einen geeigneten
Wirkstoff gekoppelt ist. Letzterer bindet im Körper an einen bestimmten
Zelltyp und sorgt so dafür, dass das Radioisotop gezielt zu den
krankhaft veränderten Zellen gelangt. So kommt es zu einer starken
Anreicherung beispielsweise im Tumor bei gleichzeitig geringer Aufnahme
innerhalb der gesunden Organe. Über die schwache radioaktive Strahlung
der Tumorzellen wird die Verteilung der Substanzen und somit die der
Krebszellen mittels der Positronenemissionstomographie (PET) oder der
Single-Photon-Emission-Computer-Tomographie (SPECT) bildhaft
dargestellt. Die Nuklearmedizin nutzt hierbei also gezielt diejenigen
Eigenschaften der Krebszellen aus, die sie von den gesunden Körperzellen
unterscheidet, so dass ein genauer Nachweis der Erkrankung ermöglicht
wird. Durch diese gezielte Diagnostik kann die Ausbreitung von Krebs
genauer dargestellt und auch ein Rückfall der Erkrankung frühzeitig
erkannt werden.
Damit ist es
zudem möglich, sehr schnell zu einer Therapieentscheidung zu gelangen,
die auf den einzelnen Patienten individuell abgestimmt ist. Ähnliche
Radiopharmaka, wie diejenigen, die zur Erkennung einer Krebserkrankung
verwendet werden, können auch zu einer Therapie der Erkrankung genutzt
werden. Dies geschieht, indem ein anderes, therapeutisch wirkendes,
radioaktives Teilchen an die Tumorzellen gekoppelt wird, was eine
gezielte „innere Bestrahlung“ der Krebszellen ermöglicht und sie auf
diese Weise zerstört. So lassen sich auch kleinste und weit verstreute
Tumore effektiv und gleichzeitig schonend behandeln. Dieses Prinzip der
Diagnostik und Therapie mittels einer ähnlichen Substanz, die an die
gleiche Zielstruktur bindet, wird auch „Theranostik“ genannt.

Ein Paradebeispiel der Theranostik ist die
Diagnose und Behandlung von Prostatakrebs: ein neuartiges
nuklearmedizinisches Untersuchungs- und Therapieverfahren hat unter
Experten weltweit Aufmerksamkeit erregt. Für das Verfahren wurde der
Wirkstoff DKFZ-PSMA-11 entwickelt, der sich speziell mit
Prostatakrebszellen verbindet und zudem mit verschiedenen radioaktiven
Substanzen markieren lässt. Mit diesem Wirkstoff kann das
prostataspezifische Membran-Antigen (PSMA) dargestellt werden. Bei PSMA
handelt es sich um einen Eiweißkörper, der auf der Zelloberfläche von
Prostatakarzinomzellen verstärkt zu finden ist, im übrigen Körper
hingegen kaum vorkommt. Durch Bindung eines schwach radioaktiven Isotops
an diesen Wirkstoff besteht nun die Möglichkeit, mittels einer
nuklearmedizinischen PET/CT-Untersuchung gezielt Prostatatumore im
Detail sichtbar zu machen, so dass frühzeitig Erkenntnisse über die
Ausdehnung der Tumorerkrankung gewonnen werden können.
Von
besonderer Bedeutung für die Fachwelt und die betroffenen Patienten ist
die Nachricht, dass mit diesem erst seit kurzem zur Verfügung stehenden
Verfahren nun auch eine sehr wirksame Therapie zur Behandlung speziell
von fortgeschrittenem Prostatakrebs zur Verfügung steht: Wird der
ähnliche Wirkstoff DKFZ-PSMA-617 mit einem stark strahlenden
therapeutischen Radionuklid markiert, können Krebszellen zerstört
werden. Die Krebszellen, die das Zielmolekül PSMA tragen, nehmen das
Radiopharmakon auf, welches dann gezielt diese Zellen zerstört. Das
übrige Gewebe wird hierbei weitgehend verschont. Diese Therapie dient
nicht nur der Linderung von Symptomen, sondern auch der Verlangsamung
bzw. dem Aufhalten des Tumorwachstums sowie der Zurückdrängung des
Tumors. Die Therapie kann nicht nur die Lebensqualität dieser schwer
kranken Patienten verbessern, sondern möglicherweise auch zur
Verlängerung der Lebenszeit des Patienten beitragen.

Das Prinzip der Theranostik ist aber auch auf andere Krebserkrankungen anwendbar.
Hierzu
gehören beispielsweise die Neuroendokrinen Tumore (NET), bei denen
Theranostik seit vielen Jahren zur Anwendung kommt. Hierbei handelt es
sich um eine Krebsart, die sich im Darm, in der Bauchspeicheldrüse und
auch in der Lunge bilden kann. Die Tumore stammen von einer bestimmten
Zellpopulation ab, die mit einer großen Menge sogenannter
Somatostatin-Rezeptoren ausgestattet sind. NET können überall im Körper
mit Hilfe von Radiopharmaka nachgewiesen werden, die sich mit hoher
Genauigkeit an diese Rezeptoren binden und sie durch nuklearmedizinische
bildgebende Verfahren sichtbar machen. Es kann somit nicht nur die
Ausdehnung der Erkrankung erfasst, sondern zudem auch eine hoch
wirksame, lebensverlängernde Therapie mit einem therapeutischen
Radiopharmakon eingeleitet sowie deren Verlauf kontrolliert werden.
Weitere
theranostische Verfahren, von denen Patienten mit anderen Krebsarten
profitieren werden, sind in Entwicklung. Sehr vielversprechende Erfolge
konnten beispielsweise bereits bei Diagnostik und Therapie von Patienten
mit multiplem Myelom, einer Blutkrebsart, erzielt werden.

Die Theranostik bildet ein Schwerpunktthema
auf der gemeinsamen Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und
Schweizerischen Gesellschaften für Nuklearmedizin. Die Tagung findet vom
26. bis 29. April 2017 in Dresden statt. Die Kombination aus Kongress –
für den national und international renommierte Referenten gewonnen
werden konnten – und einem interaktiven Fortbildungsprogramm sowie der
in Deutschland größten, branchenspezifischen Industrieausstellung bietet
eine ideale Plattform für wissenschaftlichen Austausch und
Weiterbildung. Damit zählt die NuklearMedizin 2017 zu den international
bedeutendsten und größten Tagungen für Nuklearmedizin. In diesem Jahr
werden rund 2.000 Teilnehmer – Mediziner, Naturwissenschaftler und
medizinisch-technisches Personal – erwartet.

Sämtliche Informationen zur NuklearMedizin 2017 stehen auf der Kongresshomepage http://www.nuklearmedizin2017.eu zur Verfügung. Hier ist auch die Presseakkreditierung zum Kongress möglich.