Bekommt jemand, der schlecht Gerüche erkennt, eher Alzheimer?
Dresden, 29. Juli 2016:
Auf dem Internationalen Kongress der Alzheimer-Gesellschaft in
Toronto wurde am 26. Juli 2016 vorgetragen, dass eine schlechte
Geruchserkennung als einfacher, billiger und nicht-invasiver
Vorhersagetest für eine spätere Alzheimer-Erkrankung geeignet sein
könnte (1).
Es wurden 84 ältere Personen aus einer Studiengruppe mit fraglicher
Demenz untersucht, die eingangs entweder milde kognitive Defizite oder
eine normale Gedächtnisleistung aufgewiesen hatten. Sie hatten bereits
einen Positronen-Emissionstomographie (PET) – Scan) auf Gehirn-Amyloid
oder eine Liquoranalyse nach Lumbalpunktion erhalten. Nach mindestens 6
Monaten wurde kontrolliert. Die Resultate wurden mit dem Pittsburger
Geruchtstest (University of Pittsburgh Smell Identification Test, UPSIT)
verglichen.
Sowohl ein positiver Beta-Amyloid – Status als auch ein niedriger
Score im Pittsburger Geruchstest sagten eine Gedächnisabnahme voraus.
67% der Teilnehmer entwickelten einen Gedächtnisverlust. Bei einem
Geruchsscore von <35 war die Wahrscheinlichkeit dafür 3x höher als
bei einem Score>35 (bei 40 möglichen Punkten, p=0.019).
Kommentar
Schon früher war festgestellt worden, dass Verstorbene, bei deren
Autopsie im Gehirn Alzheimer-Veränderungen gesehen wurden, zu Lebzeiten
ein verringertes Geruchsvermögen hatten. Es wäre wünschenswert, einen
einfachen Test wie etwa die Blutdruckmessung in der Praxis verfügbar zu
haben, um einem Patienten oder dessen Angehörigen die Furcht vor
Gedächtnisverlust oder einer Alzheimer-Erkrankung nehmen zu können. Der
Referent glaubt aber, dass man mit einem Geruchstest – der noch genau zu
definieren und standardisieren wäre – in der Praxis mehr Schaden als
Nutzen anrichten und Ängste schüren würde. Interessant sind die neuen
Daten allemal. In der Diskussion wurde unter anderem darauf hingewiesen,
dass man bei Geruchsabnahme unbedingt einen B12- oder Kupfermangel
ausschliessen müsse.
Helmut Schatz