Die Nieren schützen: Neue Studie geht von zwei Millionen Menschen mit chronischer Nierenkrankheit aus
Mannheim/Düsseldorf
– Bislang gab es in Deutschland nur Zahlen zu nierenkranken Patienten
im dialysepflichtigen Stadium. Eine kürzlich veröffentlichte Studie
liefert jetzt erstmals Zahlen zur Häufigkeit der chronischen
Nierenkrankheit sowie deren Risikofaktoren Bluthochdruck und Diabetes.
Auf einer Pressekonferenz zur MEDICA EDUCATION CONFERENCE im April in
Mannheim spricht der Projektleiter der Studie, Professor Dr. med.
Matthias Girndt vom Universitätsklinikum Halle/Saale, über die
Ergebnisse und Möglichkeiten der Prävention und Therapie. Letztere
bleiben oftmals ungenutzt: Nur ein Drittel aller Betroffenen weiß von
ihrer chronischen Nierenkrankheit.
Ausscheidung
von giftigen Substanzen, Regulation des Wasser- und
Elektrolythaushaltes sowie des Säure-Basen-Gleichgewichtes,
Entstehungsort für Hormone, die beispielsweise den Blutdruck regulieren:
Die Nieren übernehmen im Körper wichtige Aufgaben. Bei einer
chronischen Nierenkrankheit werden diese Nierenfunktionen über eine
längere Zeit meist unumkehrbar eingeschränkt. Endstadium ist das
chronische Nierenversagen, bei dem die Filtrationsfunktion der Nieren so
stark gestört ist, dass den Patienten nur noch eine Dialyse oder eine
Nierentransplantation helfen kann. Zu den unterschiedlichen Ursachen für
die chronische Nierenkrankheit zählen unter anderen Bluthochdruck und
Diabetes mellitus.
„Die
chronische Nierenkrankheit verläuft in ihren frühen Stadien ohne
Symptome und Schmerzen“, erläutert Professor Dr. med. Matthias Girndt,
Referent der MEDICA EDUCATION CONFERENCE. „Viele Betroffene wissen daher
leider nichts von ihrer Erkrankung, deren Fortschreiten sich durch
verschiedene Maßnahmen verlangsamen ließe.“ So müsse es erst gar nicht
zu weiteren Nierenschäden und einem Nierenversagen kommen. Bislang lagen
nur zu letzterem valide Zahlen für Deutschland vor: Mindestens 80.000
Menschen in Deutschland sind dauerhaft dialysepflichtig, etwa 23.000
Patienten mussten sich einer Nierentransplantation unterziehen.
„Unsere
Studie hat ergeben, dass mindestens zwei Millionen Menschen in
Deutschland eine chronische Nierenkrankheit mit einer eingeschränkten
Nierenfunktion aufweisen,“ sagt Professor Girndt. Insbesondere
Diabetiker und Menschen mit Bluthochdruck seien betroffen, diese
Erkrankungen verdoppelten bzw. verdreifachten das Risiko für eine
chronische Nierenkrankheit sogar. „Dabei sind gerade die so verursachten
Nierenerkrankungen vermeidbar“, sagt der Experte, „Sowohl der
Zuckerstoffwechsel, als auch der Blutdruck lässt sich heute in der
Mehrzahl der Fälle gut einstellen.“ Für die Studie hatten die Autoren
die Ergebnisse der bundesweiten „Studie zur Gesundheit Erwachsener in
Deutschland 2008-2011 (DESG1)“ ausgewertet und neben den dort
einbezogenen Menschen im Alter von 18 bis 79 Jahren auch Abschätzungen
zu Menschen mit 80 Jahren und älter getroffen.
„Unsere
Studie hat auch ergeben, dass zwei Drittel der Betroffenen von ihrer
Nierenerkrankung nichts wussten. In Anbetracht der Zahlen ist es enorm
wichtig, Aufklärungs- und Präventionsarbeit zu leisten – um gesunde
Nieren zu schützen und bereits bestehende Erkrankungen am Fortschreiten
zu hindern,“ betont Professor Girndt. Wie das aussehen kann, dazu
spricht der Experte auf der Pressekonferenz zur MEDICA EDUCATION
CONFERENCE am 11. April in Mannheim. Die MEDICA EDUCATION CONFERENCE ist
eine interdisziplinäre Fortbildungsveranstaltung der Deutschen
Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) und der Messe Düsseldorf, die
unter dem Motto „Wissenschaft trifft Medizintechnik“ vom 14. bis 17.
November 2016 in Düsseldorf stattfindet. Weitere Informationen unter www.medica.de/mec1.