Frühmenschen-Evolution in verschiedenen Räumen

Frühmenschen-Evolution in verschiedenen Räumen

Entwicklung der Arten war nicht an Ausbreitung von Savannen gebunden

Wissenschaftliche Untersuchung an Sedimenten des Malawi-Rifts (Foto: bik-f.de)
Wissenschaftliche Untersuchung an Sedimenten des Malawi-Rifts (Foto: bik-f.de)

Frankfurt am Main (pte014/03.12.2015/11:31) –

Die Entwicklung früher Menschenarten steht nicht zwingend mit einer
Änderung der Vegetation zu offenen Savannen in Verbindung. Zu dem
Ergebnis kommen Forscher des Senckenberg Biodiversität und Klima
Forschungszentrums http://bik-f.de . Denn jüngste Erkenntnisse zeigen, dass Teile der "Wiege der
Menschheit" – dem afrikanischen Rift Valley – bewaldet waren. Laut der
im "Journal of Human Evolution" erschienenen Studie passten sich die
frühen Verwandten des heutigen Menschen an verschiedene
Umweltbedingungen an.

Anpassungsfähiger als gedacht

Im afrikanischen Grabensystem entwickelte sich die
Gattung Australopithecus ebenso wie verschiedene Arten der Gattung Homo.
Verknüpft mit der Entwicklung der frühen Menschen ist die Änderung der
Landschaft von bewaldeten Gebieten hin zu offenen Savannen. "Auf diesem
Baustein beruhen die modernen Theorien zur Evolution des frühen
Menschen", unterstreicht Wissenschaftlerin Tina Lüdecke. "In unserer
Studie zeigen wir nun, dass die Vorfahren des Menschen viel
anpassungsfähiger waren, als bisher vermutet."

Mit einem internationalen Team hat die Expertin
erstmalig die Umwelt der frühen Homininen im Malawi Rift – dem südlichen
Abschnitt des Rift Valleys – genau rekonstruiert. Die Vegetation im
Untersuchungsgebiet unterscheidet sich deutlich von der Pflanzenwelt des
restlichen Rift Valleys. Der nördliche Teil des Rifts hat sich seit
etwa 2,5 Mio. Jahren von einer bewaldeten Fläche zu einer offenen
Savannenlandschaft entwickelt. In der Paläoanthropologie wird diese
Änderung der Vegetation häufig mit der Evolutionsgeschichte der frühen
Menschen verknüpft.

Rekonstruktion der Lebensräume

"In unserem Untersuchungsgebiet – dem südlichen Teil –
können wir jedoch nachweisen, dass es dort schon immer eine
Waldbedeckung gab", erläutert Geowissenschaftlerin Lüdecke und fügt
hinzu: "Unsere Vorfahren konnten sich demnach an verschiedene Umwelt-,
Klima- und Nahrungsbedingungen anpassen. Ihre evolutionäre Entwicklung
war davon nicht so stark beeinflusst, wie bisher vermutet." Das Team
nutzte für die Rekonstruktion der Lebensräume die stabilen
Kohlenstoffisotope 12C und 13C. Anhand der Häufigkeit dieser Isotope
kann auf eine Vorherrschaft von sogenannten C4- beziehungsweise
C3-Pflanzen geschlossen werden.

C3-Pflanzen, wie Bäume und Büsche, bauen in der Regel
viel 13C ein; C4-Pflanzen, die für offene Graslandschaften stehen, eher
wenig. "Sowohl in den von uns untersuchten Sedimenten als auch in
Zahnschmelz fossiler Zähne von Pflanzenfressern haben wir erhöhte
13C-Konzentrationen gemessen. Dies spricht dafür, dass die frühen
Menschen des Malawi-Rifts in bewaldeten Gebieten lebten und ihre
Evolution nicht an die Ausbreitung von Savannen gebunden war",
resümieren die beiden Studien-Co-Autoren Andreas Mulch und Friedemann
Schrenk.