Gentechnisch veränderter Fliegen in Spanien

Freisetzung gentechnisch veränderter Fliegen in Spanien geplant
Risiken für biologische Vielfalt und die Olivenbauern in der Mittelmeerregion
27. Juli 2015 / Die englische Firma Oxitec plant die Freisetzung gentechnisch veränderter
Olivenfliegen im spanischen Katalonien. Die Insekten sind so manipuliert, dass die weiblichen
Tiere im Larvenstadium sterben, während die männlichen Nachkommen überleben. Oxitec
will in der Nähe der Stadt Tarragona bis zu 5000 Fliegen pro Woche freisetzen. Das
Experiment soll über ein ganzes Jahr laufen, die mit Netzen überspannte Versuchsfläche wird
sich über eine Fläche von bis zu 1000 m² erstrecken. Falls Fliegen entkommen, könnte ihre
Ausbreitung nicht kontrolliert werden. Olivenfliegen gelten als eine Art, die sich in geeigneten
Lebensräumen rasch verbreitet. Nach ausreichend langer Zeit könnten sich die Gentechnik-
Fliegen in der gesamten Mittelmeerregion wiederfinden, in all den Regionen, in denen die
Fliege auch natürlicherweise vorkommt. Eine breite Koalition von Umwelt- und
Landwirtschaftsorganisationen, hauptsächlich aus den Mittelmeerstaaten Frankreich,
Griechenland, Italien, Portugal und Spanien, fordert jetzt, dass die Freisetzung derartiger
Fliegen vollständig verboten wird.
Oxitec beabsichtigt mit ihren Gentechnik-Insekten, die natürlichen Populationen der Olivenfliegen
zu reduzieren, um so die wirtschaftlichen Schäden zu verringern, die durch diese Art verursacht
werden können. Die gentechnisch veränderten männlichen Insekten sollen sich mit den weiblichen
Fliegen in den natürlichen Populationen paaren und so ihr künstliches Erbgut verbreiten. Verläuft
alles, wie von Oxitec geplant, kann es zu einer erheblichen Reduzierung der Art kommen. Dies
kann zu einer Beeinträchtigung der biologischen Vielfalt mit erheblichen Auswirkungen auf die
Stabilität der Ökosysteme, die Umwelt und die Landwirtschaft führen. Zudem gibt es eine hohe
Wahrscheinlichkeit, dass die künstlichen Gene dauerhaft in den natürlichen Populationen
überdauern werden. Die Oxitec-Fliegen sind mit synthetischer DNA ausgestattet, die aus einer
Kombination des Erbguts von Meeresorganismen, Bakterien, Viren und anderen Insekten besteht.
Während Oxitec behauptet, dass Insekten im Labor genetisch stabil vermehrt werden können, kann
niemand die genetische Stabilität und das Langzeitverhalten der Insekten vorhersagen, nachdem sie
erst einmal freigesetzt wurden.
„Es ist anzunehmen, dass der eigentliche Grund für die geplanten Freisetzungen das Interesse der
Firma Oxitec und ihrer Investoren ist, maximalen Profit aus der patentierten Technologie zu
ziehen“, sagt Christoph Then von Testbiotech. „Diese Technologie birgt aber ein erhebliches
Potenzial, die biologische Vielfalt und die Zukunft der Olivenproduktion in der Mittelmeerregion zu
gefährden. Es ist deswegen wichtig, dass diese Organismen nicht freigesetzt werden. Nirgendwo.
Niemals.“
Bislang ist nicht klar, ob die Freisetzungen von den Behörden in Spanien schon genehmigt wurden.
Falls das der Fall sein sollte, wäre es die erste Freisetzung gentechnisch veränderter Tiere in der EU.
Ein erster Antrag von Oxitec wurde 2013 noch nach öffentlichen Protesten in Spanien
zurückgezogen. Der neue Antrag wurde im März 2015 gestellt, war aber erst im Juli im öffentlichen
Register der EU einsehbar. Geplanter Beginn der Versuche ist Juli 2015.
Olivenfliegen können erhebliche wirtschaftliche Schäden im Olivenanbau verursachen. Derzeit
werden die Fliegen mit Insektiziden oder mit biologischen Mitteln wie Insektenfallen,
Beschneidungs- und Bewässerungsmethoden bekämpft. Ebenfalls getestet wurde der Einsatz von
Insekten, die durch Bestrahlung sterilisiert wurden. Die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen
der Versuche könnten erheblich sein. So könnte es für ökologisch produzierende Olivenbauern
unmöglich werden, die Fliegen von ihren Flächen fernzuhalten. In ihren Produkten könnten sich
dann auch die gentechnisch veränderten Fliegenlarven finden und dadurch Absatzmärkte verloren
gehen. Unter extremen Bedingungen könnte auch die gesamte Olivenproduktion in der
Mittelmeerregion von einer Verbraucherablehnung betroffen sein.
Die unterzeichnenden Organisationen: Amigos de la Tierra (Spanien), Agrobio (Portugal),
BiotechWatch (Griechenland), Criigen (Frankreich), Ecologistas en Acción (Spanien), Federation
Nationale d‘ Agriculture Biologique, FNAB (Frankreich), Generations Futures (Frankreich),
Greenpeace (Spanien), IFOAM (Brüssel), OGM danger (Frankreich), Plataforma Andalucía Libre
de Transgénicos (Spanien), Portuguese Plataforma Transgénicos Fora (Portugal), Red de Semillas
(Spanien), Rete Semi Rurali (Italien), Sciences Citoyennes (Frankreich), Sociedad Española para la
Agricultura Ecológica, SEAE (Spanien), Testbiotech (Deutschland)