Nationalakademie Leopoldina veröffentlicht Empfehlungen zum
Umbruch in den Lebenswissenschaften
Moderne
Hochdurchsatzverfahren zur Analyse von Erbinformationen, Proteinen und
Stoffwechselprodukten bieten neue Möglichkeiten, umfassende Daten über
Lebensprozesse zu gewinnen. Diese sogenannten
OMICS-Technologien wecken Hoffnungen auf große Fortschritte in
Fächern wie der Medizin, der Pharmazie, der Biochemie oder den
Ernährungswissenschaften. Allerdings ist Deutschland nicht ausreichend
auf diese Entwicklungen vorbereitet, warnt die Nationale
Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Im Zukunftsreport
„Lebenswissenschaften im Umbruch“ gibt die Akademie sechs Empfehlungen,
wie vorhandene Defizite überwunden und Forschung und Lehre besser auf
die Anforderungen der modernen Lebenswissenschaften vorbereitet
werden können. Das Papier wurde heute in Berlin
vorgestellt.
Mit Hilfe der OMICS-Technologien werden in den modernen
Lebenswissenschaften sehr große Datenmengen über das Erbgut, Proteine
oder Stoffwechselprodukte in Organismen erhoben. Die umfassenden Daten
eröffnen neue Forschungsansätze bei der Entwicklung individualisierter
Therapien, leistungsfähigerer Nutzpflanzen oder maßgeschneiderter
Mikroorganismen, zum Beispiel für die Kosmetik, die Medizin und die
Lebensmittelherstellung. Die Auswertung der enormen Datenmengen gelingt
bisher allerdings nur ansatzweise. Der Zukunftsreport
„Lebenswissenschaften im Umbruch“ empfiehlt zur Bewältigung dieser
„Big-Data“ eine engere Zusammenarbeit der Lebenswissenschaften mit
anderen Fächern wie der Mathematik, der Informatik und den
Ingenieurwissenschaften.
„Die neuen Möglichkeiten der Lebenswissenschaften stellen neue
Anforderungen an die Ausbildung von Nachwuchswissenschaftlern, an die
technische und informationstechnische Ausstattung und Vernetzung
unserer
Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen
sowie an eine nachhaltige Infrastrukturförderung“ sagt Prof. Dr. Jörg
Hacker, Präsident der Leopoldina. Derzeit ist Deutschland in diesen
Bereichen noch nicht ausreichend auf sich abzeichnende Entwicklungen in
den Lebenswissenschaften vorbereitet, konstatiert
der Zukunftsreport. Im Papier werden unter anderem der Aufbau einer
nationalen
OMICS– und IT-Infrastruktur und die gezielte Förderung
wissenschaftlichen Nachwuchses in diesem Bereich
empfohlen.
Mit dem Zukunftsreport greift die Nationale Akademie der Wissenschaften
Leopoldina Fragen der mittel- und langfristigen
Wissenschaftsentwicklung
auf, die für das Verhältnis von Wissenschaft, Politik und Gesellschaft
besonders relevant sind. Das Papier wurde
von einer Wissenschaftlichen Kommission der Leopoldina erarbeitet.
Leopoldina-Kommissionen gestalten in ihrem jeweiligen Bereich die
wissenschaftlichen Diskussionen mit, beraten zukünftig wichtige Themen
und leiten daraus Themenvorschläge für die Politik-
und Gesellschaftsberatung ab.
Der Zukunftsreport „Lebenswissenschaften im Umbruch“ ist online
abrufbar
unter:
www.leopoldina.org/de/zukunftsreport