Empfehlungen noch nicht flächendeckend umgesetzt
Wie gut sind die Handlungsempfehlungen fürs erste Lebensjahr in Broschüren umgesetzt? Zwei Jahre nach ihrer Veröffentlichung im Juni 2010 waren die Handlungsempfehlungen zur Säuglingsernährung und Ernährung der stillenden Mutter des Netzwerks „Gesund ins Leben“ in 30 Prozent der bundesweit verfügbaren Ratgeberbroschüren vollständig und korrekt umgesetzt. Bei 70 Prozent besteht Überarbeitungsbedarf. Zu diesem Schluss kommt eine Auswertung der Hochschule Niederrhein. Die Ergebnisse sind in der aktuellen Ernährungsumschau 2/2014 veröffentlicht.
In einer quantitativen Inhaltsanalyse wurden 33 deutschsprachige Broschüren zur Säuglingsernährung untersucht. Sie stammen von unterschiedlichen öffentlichen und kommerziellen Herausgebern. Die Texte in den Broschüren wurden in der Untersuchung mit den Kernaussagen der Handlungsempfehlungen abgeglichen. Das Ergebnis: In 10 Broschüren (30 Prozent) sind die Empfehlungen vollständig und korrekt wiedergegeben. In 15 Broschüren wurden die Themen aus den Empfehlungen zwar aufgegriffen, aber inhaltlich falsch wiedergegeben. In den übrigen 8 Broschüren fehlen Kernaussagen der Handlungsempfehlungen.
Aussagen zum Übergang vom ausschließlichen Stillen zur Beikost werden besonders oft falsch oder missverständlich dargestellt. Am häufigsten betrifft das die Stilldauer. Die Handlungsempfehlungen hierzu lauten, dass Säuglinge im ersten Lebenshalbjahr gestillt werden sollten, mindestens bis zum Beginn des 5. Monats ausschließlich. Beikost sollte frühestens mit Beginn des 5. und spätestens mit Beginn des 7. Monats eingeführt werden.
„Wir freuen uns, dass ein Großteil der aktuelleren Broschüren die Handlungsempfehlungen bereits berücksichtigt“, so Maria Flothkötter, Projektleiterin des Netzwerks. 11 der 33 untersuchten Publikationen sind im Jahr 2010 oder davor erschienen, bei 7 fehlte das Erscheinungsjahr. Von den 15 Publikationen, die ohne Zweifel nach der Veröffentlichung der Handlungsempfehlungen erschienen sind, entsprechen laut den Autorinnen zwei Drittel den Empfehlungen. Flothkötter: „Gesund ins Leben wird mit den Herausgebern der übrigen Broschüren in Kontakt treten und sie über den Expertenkonsens und die abweichenden Stellen in den Publikationen informieren.“ In einem weiteren Schritt wird das Netzwerk auch Internetportale für Eltern auf ihre Konformität zu den Handlungsempfehlungen überprüfen und die Herausgeber bei Bedarf auf Stellen hinweisen, die nicht mit den Empfehlungen übereinstimmen. (aid)
aid: Infodienst für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Der gemeinnützige Verein löste sich 2016 auf.