Mainstream, der Popanz, der Gesellschaft und Politik in die Irre treibt

Zunächst meine persönliche Stellungnahme:

Stets war ich gegen das sog. „man“-Prinzip. „Man“ tut es oder „man“ tut es nicht. Damit wurde ich oft in die Ecke gestellt. Obwohl in meinen Sendungen und jetzt auch bei Facebook teils Jahrzehnte vorher ich ganz bestimmte Klippen und Entwicklungen vorausgesagt habe. Das können Sie selbst auf meiner Homepage an den Thema erkennen, die ich in die Öffentlichkeit getragen habe.
1. Im Jahr 1973 habe ich eine Sendereihe ausgestrahlt unter dem Thema „Digitaltechnik, eine Einführung“. 13 Folgen mit vier Wochenendseminaren, die der VDI veranstaltete. Meine Kollegen von der Kultur- und Wissenschaftsabteilung des WDR probten den Aufstand gegen mich: „Das ist doch völlig uninteressant, da schaut doch keiner hin!“. Letztlich war es einer der größten Erfolge, die ich in meiner journalistischen Tätigkeit erzielt habe.
2. Im Jahr 1978 produzierte ich für das Erste Programm der ARD eine Sendung unter dem Titel „Intelligenz in Miniatur – Mikroprozessoren revolutionieren die Technik“. Erst viel später kam der revolutionierende Begriff der künstlichen Intelligenz auf.
3. Und dieses Thema liegt mir sehr am Herzen! Bei Facebook lässt sich das alles in vielen Kommentaren nachprüfen. Das Wunschdenken, welches man mit der Dekarbonisierung das Klima retten könnte. Das wurde zum Mainstream nach der ominösen Welt-Klimakonferenz in Paris 2015. Wer hat da an diesem Quatsch gedreht?! Noch nie ist so viel Co2-produzierende Energie aus der Erde gefördert worden, wie heutzutage. Die einfache Logik müsste jedem klar machen, dass das Ziel nie erreicht werden kann. Aber es wurde zum Mainstream, besonders in Deutschland. Die Wirtschaft leidet darunter und Arbeitslosigkeit wird nicht zu vermeiden sein. Davor habe ich bereits bei Facebook und auf meiner Homepage vor 15 Jahren gewarnt.
4. Das Märchen von der überlegenen Ökologie des batterieschweren Elektroautos. Elon Musk hat dabei den Leithammel gespielt. Die Automobilindustrie ließ sich von ihm aufs Glatteis führen. Jetzt steht man vor einem Berg von unverkauften dieser Elektroautos nach dem Typ Tesla. Für die versmokten Städte Kaliforniens und China war das okay, aber nicht für Deutschland und Europa. Die Industrie, wo Deutschland das meiste Geld mit verdiente, die Automobilindustrie, ist quasi lahmgelegt und entlässt 100.000de von Mitarbeitern.
Und nun lesen Sie bitte den tollen Artikel von Gabor Steingart, der noch weitere Flops dem Mainstream ankreidet.
Ihr Jean Pütz

(Pioneer) – Die Philosophin Barbara Bleisch schreibt in „Mitte des Lebens“, dass mangelndes Selbstwertgefühl und die Sehnsucht nach Gruppenzugehörigkeit Menschen dazu bringe, sich an vorgefertigten Meinungen zu orientieren und diese gar zu übernehmen. Sie ermuntert uns, die Mehrheitsmeinung nicht als richtig oder falsch, sondern vor allem „als sozial bedingt zu verstehen“.

Der Philosoph Stanley Cavell steht ihr als Kronzeuge zur Seite. Er sagt, die Aufgabe des Erwachsenwerdens bestehe darin, eine eigene Stimme zu finden und zu erheben, um damit das „uneigentliche Leben“ (Martin Heidegger) zu beenden. Das Uneigentliche beginnt da, wo ständig „man“ zitiert wird. „Man“ macht. „Man“ denkt. Und als Krönung des Konformismus: Das sagt „man“ nicht.

Auch das Jahr 2024 kann man als große Ermunterung lesen, diesem geheimnisvollen „man“ zu widerstehen und selbst kenntlich zu werden. Es gab reichlich Anlass, der Mehrheitsmeinung von Medien und Mächtigen zu misstrauen, weshalb der Eigentümer der Los Angeles Times („Meine eigene Zeitung kommt mir vor wie eine Echokammer, nicht wie eine vertrauenswürdige Quelle“) jetzt ein KI-Tool neben den Artikeln einbauen will. Dieses soll per Knopfdruck die Quellen analysieren und den Grad der Parteilichkeit anzeigen. Ab Januar geht’s los.

Wagen wir also einen Blick zurück auf das Jahr der Irrtümer, die wir aus Höflichkeit Irrtümer nennen, obwohl viele davon vorsätzlich fabriziert wurden.

Irrtum #1: Der Taylor-Swift-Effekt

Nahezu alle Medien waren überzeugt davon, dass Taylor Swift mit ihren fast 300 Millionen Followern auf Instagram in den USA einen wahlentscheidenden Einfluss haben würde. Ihre Empfehlung zugunsten von Kamala Harris würde die Jugend aktivieren, hieß es von Spiegel bis New York Times. Dieser popkulturelle Einfluss lässt sich bis heute nicht nachweisen.

Im Gegenteil: Die Nähe zwischen der Kandidatin (einer ehemaligen Arbeiterpartei) und den Celebrities aus Hollywood – denen sie sich in einem Vogue-Cover anverwandelte – gilt heute als Ausweis ihrer Volksferne und Mitverursacher der Niederlage. Der Mainstream der Wähler dachte und fühlte anders als der Mainstream der Medien.

Irrtum #2: Es gibt ein Kopf-an-Kopf-Rennen 

Die Unentschlossenheit der Wähler hat es da, wo in harter Währung abgerechnet wird, nämlich am Wahltag, nicht gegeben. Mit großer Eindeutigkeit hat der Republikaner die Wahl für sich entschieden. Von 3.160 Wahlbezirken holte Trump 2.684.

Heute schulden uns Meinungsforscher wie Ipsos, YouGov und Co. und Onlinemedien wie FiveThirtyEight eine Erklärung dafür, dass sie kurz vor dem Urnengang noch einen Wahlsieg der Demokratin prophezeit haben. Die Mehrheitsmeinung (72 Prozent) in Deutschland, die laut ZDF-Politbarometer mit einem Wahlsieg von Kamala Harris gerechnet hatte, findet ihre Ursachen ebenfalls in einer Berichterstattung, die Wünsche als Wirklichkeit verkauft hat.

Irrtum #3: Biden rettet den Rechtsstaat

Ungeprüft wurde die Erzählung von Joe Biden als gütigen Herrn, der gegen einen Autokraten den Rechtsstaat verteidigt, von den Medien übernommen. Die Wahrheit zeigte sich nach der Niederlage und wenige Tage vor der Amtsübergabe an Trump.

Entgegen seines Versprechens, das Rechtsstaatsprinzip über die Familie zu stellen, hat er seinen Sohn, dem eine Gefängnisstrafe wegen Steuerhinterziehung und einem Verstoß gegen das Waffengesetz drohte, begnadigt. Damit ist Hunter Biden für immer der Strafverfolgung entzogen. Und jedermann sieht: Joe Biden ist nicht der, als der er uns beschrieben wurde. Auf die interfamiliäre Begnadigung angesprochen erwiderte Biden bei einer Pressekonferenz zynisch:

Irrtum #4: Die deutsche Wirtschaft wächst

Scholz schwärmte 2023 noch von Wachstumsraten in Höhe der Wirtschaftswunderjahre und der zuständige Minister lieferte eine angeblich wissenschaftlich abgesicherte Prognose, wonach das Wachstum im Jahr 2024 hätte 1,3 Prozent betragen müssen.

Dazu muss man wissen: 1,3 Prozent Zuwachs in einer Volkswirtschaft, deren Bruttosozialprodukt 4,2 Billionen Euro beträgt, bedeutet einen zusätzlichen Wohlstand von 54 Milliarden Euro. Dieses Geld entspricht dem regulären Bundeswehretat.

Das Gegenteil des Prognostizierten geschah. Das Land wuchs nicht, sondern schrumpfte. Deutschland ist nicht das Wirtschaftswunderland von Olaf Scholz, sondern der kranke Mann Europas.

Irrtum #5: Putin ist isoliert

Dieselben Experten, die sagten, Sanktionen würden Russland in die Knie zwingen, vertraten anschließend die Ansicht, Putin sei weltweit isoliert. Von Foreign Affairs („Putin der Paria: wie die Sanktionen und die Strafverfolgung Russlands Präsident in Gefahr bringen“) bis hin zum Stern („Der russische Staatschef ist isoliert“) gab es die Behauptung, Putin habe sich mit seinem völkerrechtswidrigen Überfall der Ukraine ins Abseits manövriert.

Das Gegenteil ist richtig: Immer mehr Staaten, darunter China, der Iran, Indien und viele afrikanische Staaten, würden gerne die Vormachtstellung der Amerikaner überwinden. Sie billigen aus Eigeninteresse Putins Gewaltanwendung und bauen ihre Beziehungen zu Russland aus. Der Block der Brics-Staaten hat sich eben erst in Russland getroffen, um seine Sehnsucht nach einem Ende der amerikanischen Hegemonie zu zelebrieren.

Irrtum #6: Es gibt einen weltweiten Rechtsruck 

Dieses Narrativ dient in den USA und Deutschland vor allem der Mobilisierung regierungsfreundlicher Gefühle. Man versucht damit, die oppositionellen Bewegungen rechts der Mitte als undemokratisch zu delegitimieren. Trump wurde als Faschist, Alice Weidel von SPD-Chef Lars Klingbeil als Nazi etikettiert.

Doch einen globalen Rechtsruck gibt es nur in den Überschriften der Zeitungen, nicht im wahren Leben der Völker: Wahlerfolge von Rechtspopulisten wie Trump und Meloni in Italien stehen einer hohen Anzahl sozialdemokratischer Wahlerfolge gegenüber.

In Deutschland, Großbritannien, Dänemark, aber auch in Spanien und Brasilien regieren Sozialdemokraten, im Élysée-Palast wohnt kein Rechtspopulist, sondern der ehemalige Sozialist Macron. In Polen wie auch in Großbritannien und Brasilien wurden konservative und rechtspopulistische Bewegungen abgewählt. Die Landkarte der weltweiten Regierungen ist nicht schwarz oder rot, sondern divers.

Fazit: Die Mainstream-Medien sind die Verlierer des Jahres 2024. In 2025 lohnt es sich für jeden Einzelnen umso mehr, darauf zu achten, dass die eigene Meinung und die Fakten nicht außer Sichtweite geraten.