Während Politiker nach dem Machtwechsel in Syrien beraten, wie Syrer schnellstmöglich das Land verlassen könnten, sind Experten besorgt über die Rückwanderung von syrischen Fachkräften.
Holger Schäfer, Arbeitsmarktexperte am Institut der deutschen Wirtschaft (IW), hält es für „unbestreitbar, dass die Abwanderung der syrischen Arbeitskräfte Deutschland schaden würde“, wie er unserem Kollegen Michael Bassewitz sagt.
- Derzeit sind nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit 222.610 Menschen mit syrischer Staatsangehörigkeit in Deutschland sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Hinzu kommen rund 65.000 Minijobber. Gut 155.000 sind arbeitslos.
- Die meisten Syrer sind in Deutschland in der Berufsgruppe „Verkehr, Logistik, Sicherheit“ beschäftigt – hier liegt der Anteil der Syrer laut dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung(IAB) bei 1,4 Prozent. Über alle Berufe hinweg beläuft sich der Anteil der Syrer auf etwa 0,6 Prozent.
- Mehr als die Hälfte aller in Deutschland arbeitenden Syrer hat eine Facharbeiterqualifikation oder einen höheren Ausbildungsstand. Allein rund 5.000 Mediziner aus dem Land arbeiten dem IAB zufolge in Deutschland. Rund 44 Prozent der syrischen Arbeitskräfte sind ungelernte oder angelernte Helfer.
- Das Durchschnittsalter der Syrer in Deutschland liegt bei rund 25 Jahren. Fast die Hälfte der Geflüchteten, die zwischen 2015 und 2017 nach Deutschland kamen, hatten einen Gymnasial- oder Hochschulabschluss.
Jedes Jahr müssten 400.000 Menschen zuwandern, um das Arbeitskräfteangebot konstant zu halten, so die Rechnung des IAB. Schäfer sagt uns:
CDU-Politiker hatten ein Startgeld von 1.000 Euro für Syrer, die freiwillig das Land verlassen und den Widerruf von Schutztiteln gefordert. Schäfer hält es für schädlich, die Auswanderung syrischer Erwerbstätiger zu fördern.
Enzo Weber, Arbeitsmarktexperte und Wirtschaftswissenschaftler am IAB, hält es allerdings für unwahrscheinlich, dass die gut integrierten Syrer in großer Zahl das Land verlassen.