Zecken allgemein und vor allem die in Deutschland weitverbreitete
Ixodes ricinus sind als Überträger der Borreliose und der
Hirnhautentzündung (FSME) für den Menschen überaus gefährlich. Das
Forschungsprojekt der Universität Hohenheim in Kooperation mit dem
Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg entwickelt Methoden, um Zecken
unter Freilandbedingungen mit natürlichen Feinden zu bekämpfen. Das
Projekt unter der Leitung von Prof. Dr. Ute Mackenstedt vom Institut
für Zoologie wird von der Landesstiftung Baden-Württemberg gefördert.
Zecken fallen normalerweise nicht von Bäumen, sondern erreichen ihren
Wirt vom Boden aus. Und auch die Bekämpfung von Zecken auf menschlicher
Haut mit Uhukleber erfüllt ihren Zweck nicht. Die Liste der Mythen über
Zecken ist lang. Demnach scheint auch die Vorstellung, dass eine
winzige Wespe mit ihrem Stachel statt Menschen Zecken sticht, zunächst
dem Reich der Märchen zu entspringen.
"Von der ca. 1 Millimeter kleinen Lagererzwespe ist bereits bekannt,
dass diese ihre Eier in die Larven von Kornkäferlarven legt. Innerhalb
von wenigen Tagen fressen die Erzwespenlarven die Kornkäferlarven von
innen leer", erklärt Prof. Dr. Johannes Steidle, Biologe am Institut
für Zoologie an der Universität Hohenheim. Ähnlich positive Ergebnisse
erhoffen sich die beteiligten Forscher nun von einer Wespenart –
diesmal mit der Zecke als Opfer.
Beobachtungen aus den USA und Kenia zeigen, dass eine auch in
Deutschland vorkommende Wespenart sich auf Zecken spezialisiert hat. In
Kenia wurde beobachtet, dass diese Art die Zecken auf Rindern als
Brutkästen für ihre Eier verwendet. Notwendig ist es allerdings, dass
sich die Zecke bereits mit Blut vollgesogen hat.
Ähnliche Ansätze verfolgt Projektleiterin Prof. Dr. Mackenstedt mit
anderen natürlichen Zeckenfeinden: Pathogene wie Pilze, die über
Atemwege in Zecken eindringen und diese überwuchern und Würmer, deren
Larven die blutsaugenden Insekten aufbrechen. Gezüchtet werden die
Pathogene im Landesgesundheitsamt. Die ersten Tests auf
Praxistauglichkeit laufen dann gemeinsam mit dem Fachgebiet
Parasitologie der Universität Hohenheim.
"Die Herausforderung ist es, natürliche Feinde zu isolieren, die im
exakt gleichen Lebensraum der Zecke aktiv sind und die für Menschen
gefährliche Zecken angreifen", sagt Parasitologin Prof. Dr.
Mackenstedt. Danach könnten die Pathogene zum Beispiel in
Naherholungsgebieten ausgesetzt werden. "Die genaue Technik dazu muss
auch noch geklärt werden", meint Prof. Dr. Mackenstedt. "Damit betreten
wir absolutes Neuland."
Beruhigend für wespenängstliche Spaziergänger: "Für Menschen ist diese
Sorte Miniwespen nicht gefährlich", versichert Prof. Steidle. Ihre
natürliche Beute sind Zecken. Und sollten in Süddeutschland dank der
Wespen Naherholungsgebiete in Zukunft zeckenfrei sein, dann würde den
Wespen ein ähnliches Schicksal drohen. Ohne Beute sterben die Wespen
einfach weg.