Menschliches Genom: Gericht rollt Patentklage auf
Pharmaunternehmen will Gene als geistiges Eigentum schützen lassen
Gene: Natur oder schützenswerte Erfindung? (Foto: pixelio.de, Gabi Schoenemann)
Washington (pte015/16.04.2013/11:10) – Der US Supreme Court http://www.supremecourt.gov hat Argumente zur Fragestellung gehört, ob das menschliche Genom als geistiges Eigentum angesehen werden kann. Dieser Fall steht in Zusammenhang mit einer Klage, die 2009 von der American Civil Liberties Union (ACLU) http://aclu.org eingebracht worden ist. Im Mittelpunkt steht die Fragestellung, ob es Unternehmen gestattet sein sollte, Gene zu patentieren. US Behörden haben seit fast 30 Jahren Patente für Gene an Universitäten und Medizinunternehmen vergeben.
Sieben Patente für zwei Gene
Derzeit arbeiten Forscher und Privatunternehmen daran, Gene zu isolieren, um sie dann bei Studien für Krankheiten einzusetzen, die genetisch bedingt sind und neue Gentherapien zu entwickeln. Laut Experten des Weill Cornell Medical College http://med.cornell.edu decken Patente derzeit rund 40 Prozent des menschlichen Genoms ab. Die von ACLU und der Public Patent Foundation http://pubpat.org eingereichte Klage bezieht sich auf sieben Patente für zwei Gene, die von der US-Firma Myriad Genetics http://myriad.com gehalten werden.
Diese Gene stehen mit Brust- und Eierstockkrebs in Zusammenhang. Das Unternehmen hat einen Test auf Mutationen dieser Gene entwickelt. Myriad Genetics argumentiert, dass die patentierten Gene von dem Unternehmen isoliert worden sind. Sie seien daher Produkte der menschlichen Erfindungskraft und auch entsprechend patentierbar. Die ACLU lehnt dieses Argument bislang jedoch strikt ab und betont, dass Gene ein Produkt der Natur seien und sie daher unter dem vorherrschenden US-Recht nicht patentierbar sind.
Urteil für Juni 2013 erwartet
Nach der Anhörung hat ACLU-Anwalt Christopher Hansen betont, dass Myriad Genetics die fraglichen Gene nicht erfunden habe und auch kein Patent vergeben werden sollte. "Das Patentsystem wurde eingerichtet, um Innovationen zu fördern und nicht, um die Forschung und den Austausch von Ideen zu behindern, das ist aber genau das, was diese Patente bewirken." Kollege Daniel Ravicher sieht die Vergabe von Patenten für moralisch fraglich. "Gene sind die Grundlage des Lebens. Sie wurden von der Natur geschaffen und nicht vom Menschen."
2010 hat ein New Yorker Bundesgerichtshof zugunsten der ACLU entschieden. Ein Beschwerdegericht hat bei zwei verschiedenen Gelegenheiten ebenfalls die Argumentation von Myriad Genetics akzeptiert. Der Supreme Court hat diese Entscheidungen zurückgewiesen und verhandelt diesen Fall jetzt neu. Ein Urteil wird im Juni diesen Jahres erwartet. Das Ergebnis dürfte entscheidende Auswirkungen auf die milliardenschwere US-Pharmaindustrie haben.
Firmen wie Myriad Genetics argumentieren, dass die Entwicklung von Gentests und Therapien ohne Patente stagnieren wird, da die Wissenschaftler nicht in der Lage sein werden, die immensen dafür notwendigen Investitionen zu finanzieren. "Zahllose Unternehmen und Investoren haben – ausgehend von dem Versprechen eines starken Patentschutzes – Milliarden für die Forschung und den wissenschaftlichen Fortschritt riskiert", betont Myriad-Genetics-CEO Peter Meldrum.