(DGE) – Seit den 1960er Jahren, als die synthetischen Schilddrüsenhormonpräparate T4 und T3 die getrockneten Rinderschilddrüsenextrakte (wie Thyranon-Organon) ablösten, hält die Diskussion über eine Monotherapie mit T4 oder eine Kombination von T4 und T3 an. Lange Zeit verordneten die Ärzte Kombinationstherapien (mit z.T. recht hohem T3-Anteil wie in Novothyral-Merck), dann bevorzugte man die Monotherapie mit T4. Diese wird auch heute in den meisten Leitlinien empfohlen, wobei im Einzelfall Ausnahmen möglich seien. Man stützte sich auf zahlreiche Studien, die keinen Nutzen einer Kombinationstherapie bei Hypothyreose belegen konnten. Manche Patienten sind mit einer T4-Monotherapie aber unzufrieden und fordern von den Ärzten, auch T3 zu bekommen, entweder in Kombination mit T4, manchmal sogar als T3-Monotherapie.
Am 12. Februar 2021 wurde nun zu dieser Thematik ein Consensus-Dokument der Amerikanischen (ATA), Britischen (BTA) und Europäischen (ETA) Schilddrüsengesellschaft publiziert, welches auch das Ergebnis einer Konferenz vom 3. November 2019 wiedergibt (1). Zwölf Experten hatten vorliegenden 14 Studien analysiert und festgestellt, dass diese heutigen Studienanforderungen nicht immer genügten, und es fanden zusätzlich Umfragen statt. Das Ergebnis war die Forderung, die Therapieoptionen für die Hypothyreose erneut zu studieren. Die Autoren schreiben am Ende ihrer Publikation (1):
„Based on the presentation and discussion of these topics by the authors, we believe that there is equipoise for a new well-designed adequately powered clinical trial of combination therapy. Furthermore, patients and physicians have demonstrated an urgent strong interest in addressing the clinical problem of patients‘ dissatisfaction with the existing standard of care for thyroid hormone therapy. Additional physiological/translational data, informing the theoretical basis for potential combination therapy benefit, may be generated in parallel with planned or ongoing studies in order not to delay new studies in this area”.
Nach Abfassung diese Blogbeitrags erreicht den Referenten am heutigen Tage die Aufforderung, an einer Umfrage zur Verwendung von Levothyroxin in Europa teilzunehmen. Sie trägt den Titel “THESIS”: Treatment of Hypothyroidism in Europe by Specialists: an International Survey. Unten sei aus dem Text zur Aufforderung, an der Umfrage teilzunehmen, des Passus wiedergegeben, welcher von einer „ Evidenz gegen“ eine objektive Überlegenheit der T3-Behandlung spricht und dass nur LT4-Präparate den Vorteil (gegenüber T3) hätten, physiologische Schilddrüsenhormonwerte zu erzielen.
Man darf gespannt die Ergebnisse von neuen Studien und Umfragen zur Frage „T4-Monotherapie oder Kombination T4/T3 bei Hypopthyreose ?“ erwarten.