Nicht nur an die SPD: Sollen die Drohnen der Bundeswehr mit Raketen und Bomben bewaffnet werden?
Die SPD wendet sich entschieden dagegen – lässt sie die Bundeswehr im Stich? Als gewichtiges Argument nennt sie den Krieg um Berg Karabach im Kaukasus zwischen Aserbaidschan und Armenien.
Dort ist zwischen dem reichen Aserbaidschan mit tatkräftiger Unterstützung der Türkei und dem armen Armenien schreckliches passiert. Eine gewichtige Rolle spielen dabei zugegebenermaßen auch solche von Aserbaidschan eingesetzten bewaffneten Drohnen, die verheerenden Folgen haben.
Die SPD behauptet, diese Drohnen setzten die Schwelle zu Kriegshandlungen extrem herunter, vergleichbar zu Computerspielen mit Mausklick. Tatsache ist, dass dadurch nicht nur viele armenische Soldaten ihr Leben lassen mussten, sondern auch große Teile der Zivilbevölkerung in Mitleidenschaft gezogen worden sind.
Die SPD behauptet, diese Drohnen setzten die Schwelle zu Kriegshandlungen extrem herunter, vergleichbar zu Computerspielen mit Mausklick. Tatsache ist, dass dadurch nicht nur viele armenische Soldaten ihr Leben lassen mussten, sondern auch große Teile der Zivilbevölkerung in Mitleidenschaft gezogen worden sind.
Die Folgen sind bekannt, die Regierung von Aserbaidschan und der türkische Präsident Erdogan feierten den bedingungslosen Sieg über Armenien und gleichzeitig die Überlegenheit des osmanischen Islam gegen das orthodoxe Christentum der Armenier. Versetzen Sie sich nun einmal in die Seele des armenischen Volkes, welches schon einmal nach dem ersten Weltkrieg einen schrecklichen Genozid über sich ergehen lassen musste. Darauf kann sich jeder seinen eigenen Reim machen. Hat Aserbaidschan den Krieg angezettelt, nur weil es sich unter Mithilfe des Natomitglieds Türkei und seinen modernen Waffen völlig überlegen fühlte? Hätten sie dieses Abenteuer auch dann initiiert, wenn Armenien waffentechnisch ebenbürtig gewesen wäre?
Um dazu definitiv Stellung zu nehmen, versetze ich mich in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, den ich mit meiner Familie gerade lebend überstanden hatte. Klar, dass wir alle Pazifisten waren und dass ich mich später als Student entschieden gegen die Wiederbewaffnung der Bundeswehr gewendet habe. Wir konnten uns damals nicht vorstellen, daß der Krieg jemals wieder Mittel der Politik werden würde. Aber der aggressive Kommunismus, der sich in der DDR dokumentierte, überzeugten die Westdeutschen, dass es wohl nötig war wieder eine Bundeswehr aufzubauen. Ich persönlich schluckte die Kröte mit dem Vergleich, dass ich die entstandene Wehrbereitschaft mit Bienen verglich, die, weil sie ein Stachel haben, respektvoll betrachtet werden sollten. Wenn sie aber Stechen, dann ist das gleichzeitig ihr Todesurteil.
Im Nachhinein war der Entschluss jedenfalls politisch nicht falsch, immerhin hat sie dem geschundenen Europa über 70 Jahre Frieden beschert. Vorausgesetzt, dass mögliche Gegner von der Vernunft geleitet werden, wird das auch in Zukunft der Fall sein, es sei denn es gelingt uns nicht mehr technologisch mit der perversen Waffenentwicklung Schritt zu halten. Und genau das erfolgt mit der Drohnentechnologie. Bisher dienten diese Drohnen, online gesteuert und unbemannt, nur als Aufklärungshilfen (wo steckt der Feind und wo schießt er seine Geschütze oder Raketen ab. Aber was sollen wir tun, wenn der Gegner die Drohnen bewaffnet? Sind wir dann der Willkür ausgesetzt, wie es z.b. das armenische Volk getroffen hat. Also, meine persönliche Meinung: ich plädiere für eine Bewaffnung mit moderner Technologie, allerdings unter strikter Einhaltung demokratischer Prinzipien, das heißt der Bundestag muss stets einbezogen werden.
Jean Pütz
Folge 154: der Vernunft eine Chance
In dem thematischen Zusammenhang empfehle ich Ihnen auch einen Kommentar aus dem Spiegel